In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
du solltest das mit dem Vicodin sein lassen. Du musst wieder wacher werden. Falls … falls jemand sich Zutritt zum Haus verschafft.«
Barbara nickte und lächelte zerknirscht. »Du hast recht.«
»Ich werde dir helfen, so gut ich kann, aber allein schaffe ich es nicht.«
»Ja, das weiß ich«, versicherte Barbara rasch. »Es tut mir leid, dass ich dir Angst eingejagt habe, mein Mädchen. Ich werde mich zusammenreißen, dann kriegen wir das schon wieder hin. Du wirst sehen.«
»Cindy muss das auch tun. Vielleicht könnten wir einen Termin beim Stipendiumsgremium vereinbaren und die Verantwortlichen überreden, ihr noch eine Chance zu geben. Sie kann nicht einfach die Schule abbrechen. Ich rufe sie heute Abend an und spreche mit ihr.«
»Ja. Mach das. Sie bewundert dich. Ich weiß deine Hilfe zu schätzen, Erin. Das tue ich wirklich.«
Erin schlüpfte in ihre Jacke, doch dann zögerte sie und sah ihre Mutter mit großen, sorgenvollen Augen an. »Bist du sicher, dass du zurechtkommst, Mom?«
»Mehr als sicher«, beteuerte Barbara. »Geh jetzt packen. Ich wünsche dir eine angenehme Reise. Und melde dich, sobald du angekommen bist, in Ordnung?«
»Das kann ich nicht. Dein Telefon wurde abgeschaltet.«
Barbara zuckte zusammen. »Oh Gott! Aber mach dir darum keine Gedanken, Schatz. Ich werde mich sofort darum kümmern.«
»Ich erledige das, sobald ich zurück bin, Mom«, bot Erin an. »Das macht mir nichts aus.«
»Nein, nein, schon gut. Jetzt beeil dich und bereite dich vor. Du musst morgen in Topform sein.«
Erin umarmte ihre Mutter fest und innig, bevor sie sich mit einem Kuss verabschiedete. Barbara trat ans Fenster und sah zu, wie ihre Tochter leichtfüßig und anmutig den Bürgersteig hinablief. Sie bog ums Eck und war verschwunden.
Barbara straffte die Schultern und blickte sich mit neuer Zielstrebigkeit um. Sie zupfte den gehäkelten Überwurf auf dem kleinen Sofa zurecht und stellte die Fotos auf dem Kaminsims um. In einem Anflug ihres früheren Tatendrangs schnappte sie sich die Post, sah sie durch und schüttelte angesichts der vielen Zahlungserinnerungen den Kopf.
Es war höchste Zeit damit aufzuhören, Trübsal zu blasen und ihrer Hysterie das Ruder zu überlassen. Ihr kleines Mädchen war ihretwegen fast krank vor Sorge. Herrgott noch mal!
Feindselig starrte sie den Fernseher an, dann kniete sie sich hin, schloss Steckerleiste und Kabel wieder an und schob ihn an seinen alten Platz vor der Wand. Mit zittriger Hand nahm sie die Fernbedienung und hielt sie vor sich wie eine Schusswaffe, mit der sie die dunkle Mattscheibe herausforderte. Mit der anderen drückte sie die Post gegen ihre Brust.
Schluss jetzt mit dem törichten Benehmen! Was sie gesehen hatte, war das Resultat zu vieler Beruhigungstabletten gewesen. Außerdem wäre es nett, mal wieder die Abendnachrichten zu gucken.
Sie schaltete ihn ein.
Glänzende nackte Körper, Keuchen und Stöhnen … das Video flimmerte, trotzdem waren die Bilder entsetzlich scharf. Ihr Ehemann. Seine Geliebte. Barbara drückte auf die Fernbedienung. Der Apparat reagierte nicht. Sie schlug auf den Aus-Knopf des Fernsehers ein. Nichts. Das Ding war vom Teufel besessen.
Sie stieß das Gerät zu Boden, aber die Körper setzten ihr lüsternes, bestialisches Stöhnen und Keuchen fort. Gackerndes, dämonisches Lachen hallte durch ihren Kopf. Sie holte sich den Schürhaken neben dem Kamin und drosch damit auf den Bildschirm ein. Funken sprühend zerbarst er, Glassplitter flogen durch die Luft und regneten auf den Teppich. Der monströse Fernseher war endlich zum Schweigen gebracht.
Barbara Riggs starrte den Schürhaken an, der aus dem zerschlagenen Leib des Fernsehers ragte. Sie hob die Hände vor ihr Gesicht. Die Briefe schwebten wie Schneeflocken zu Boden und waren vergessen.
Sie sank auf die Knie. Ein hoher, wimmernder Laut entrang sich ihrer Kehle. Glasscherben fraßen sich in ihre Knie. Sie fühlte sie kaum. Ihr Herz raste. Ihre Lungen weigerten sich, Luft aufzunehmen. Sie war dabei, sich zu verlieren, in Stücke zu zerbrechen.
Das Entsetzen erfüllte ihren Verstand wie schwarzer Rauch, der alles erstickte.
3
Der Wagen stoppte neben Erin. Erschrocken drückte sie sich gegen die efeubewachsene Mauer, bis sie Connors Stimme aus dem dunklen Inneren des Autos hörte. »Ich bin’s nur.«
Eine Mischung aus Erleichterung, Wut und Aufregung versetzte ihren Magen in Aufruhr. Sie klopfte ihre Jacke ab und versuchte ihre Würde zurückzugewinnen. »Du hast
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