In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
und anstelle eines Lampenschirms mit einem Wäschekorb aus Weidengeflecht versehen hatte. Sie verlieh dem beengten Zimmer ein seltsames, warmes rötliches Streifenmuster aus Licht und Schatten.
»Es macht nicht viel her«, entschuldigte sie sich. »Ich musste die meisten meiner Sachen verkaufen. Lass mich rasch diesen Bücherstapel wegräumen. Bitte, setz dich doch. Ich kann dir eine Tasse Kaffee oder Tee anbieten, wenn du möchtest. Zu essen habe ich leider nicht viel da. Höchstens eine Dose Thunfisch und etwas Toast. Wahlweise Müsli.«
»Danke, ich bin nicht hungrig. Aber Kaffee wäre super.« Er schlenderte umher, inspizierte ihre Fotos und überflog mit offenkundiger Faszination die Titel der Bücher, die gegen die Wand gestapelt waren. Edna sprang von ihrem Lieblingsplatz auf dem Bücherregal herunter und stolzierte zu ihm, um ihn unter die Lupe zu nehmen.
Connor ging in die Hocke, um die Katze zu kraulen, während Erin ihre Jacke weghängte und den Wasserkessel aufsetzte. Sein beharrliches Schweigen entfesselte zu viele gefährliche Spekulationen in ihrem Kopf. Sie drehte sich um.
Der Small Talk, den sie sich zurechtgelegt hatte, erstarb ihr in der Kehle. Die schiere Kraft seines Blicks löste eine Schockwelle weiblicher Sensualität in ihr aus. Er studierte ihren Körper, schätzte sie mit intensivem Interesse ab. Sie fühlte sich nackt in ihrer Jeans und dem T-Shirt. »Du hast abgenommen«, bemerkte er.
Sie wollte instinktiv zurückweichen, nur dass die Spüle bereits gegen ihren Rücken drückte. Das Zimmer wirkte plötzlich schrecklich klein mit Connor darin. »Ich, äh, hatte in den letzten Monaten wenig Appetit.«
»Wem sagst du das?«, murmelte er.
Edna schnurrte und machte unter seiner Hand einen Buckel, was sehr merkwürdig war. Sie war eine nervöse, traumatisierte ehemalige Streunerin. Sie ließ sich nie von jemand anders als Erin anfassen, doch für Connor rollte sie sich sogar auf den Rücken. Sie zappelte vor Wonne unter seinen streichelnden Fingern.
Erin riss ihren Blick von dem verstörenden Schauspiel los. »Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich Gewicht verloren habe, ohne etwas dafür zu tun«, faselte sie. »Nur leider bin ich zu gestresst, um es zu genießen.«
»Warum hast du es überhaupt je versucht? Deine Figur ist fantastisch.«
Seine Worte waren weder als Kompliment noch als Anmache gemeint, sondern als reine Bitte um Information. »Na ja, ich, äh … war schon immer ein bisschen zu …«
»Perfekt.« Die Augen noch immer auf ihren Körper fixiert, richtete er sich mit geschmeidiger Anmut auf. »Du warst immer perfekt, Erin. Du musst nicht abnehmen. Das musstest du nie. Versuche, nicht noch dünner zu werden.«
Sie war zutiefst verlegen. »Hmm … okay.«
Ein weiches, flüchtiges Lächeln entspannte sein schmales Gesicht, als er sich auf den Stuhl setzte, den sie für ihn frei gemacht hatte. Edna sprang unverzüglich auf seinen Schoß.
Erin löffelte mit zitternden Händen Kaffeepulver in den Filter. Beschäftigt bleiben, beschäftigt bleiben, beschäftigt bleiben …
»Erin, darf ich dich etwas Persönliches fragen?«
Sein Ton löste ein nervöses Kribbeln bei ihr aus. »Das kommt auf die Frage an.«
»Letzten Herbst. Am Crystal Mountain. Dieser Typ, Georg Luksch. Sag mir die Wahrheit: Hast du mit ihm geschlafen?«
Sie hatte ihm noch immer den Rücken zugedreht und erstarrte nun zu völliger Reglosigkeit. »Warum interessiert dich das?« Ihre Stimme war leise und irritiert.
»Einfach so.«
Seine Frage brachte mit einem Schlag all ihre brennende Scham zurück. Sie drehte sich um und reckte trotzig das Kinn. »Falls ich Ja sage, bedeutet das, dass du jeden Respekt vor mir verlieren wirst, habe ich recht?«
»Nein«, widersprach er ruhig. »Es bedeutet, dass ich den Job dieses Mal zu Ende bringen werde, wenn ich ihn geschnappt habe und anfange, ihn zu Tode zu prügeln.«
Der Kessel fing an zu pfeifen. Erin konnte ihn nicht vom Herd nehmen. Sie war von der niedergeschlagenen Intensität seines Blicks hypnotisiert. Das Pfeifen wuchs zu einem Kreischen an.
Connor machte sie mit einem Nicken darauf aufmerksam.
Erin griff mit unsicheren Händen nach dem Kessel. »Ich denke, du solltest lieber gehen. Und zwar sofort.«
Ihre Stimme klang nervös und atemlos. Kein bisschen autoritär.
Connor sah sie unverwandt an. »Du hast mir einen Kaffee versprochen.«
Seine Miene war unerbittlich. Er würde erst gehen, wenn er es wollte, und keine Sekunde früher. Und
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