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In Den Schatten Lauert Der Tod -1-

In Den Schatten Lauert Der Tod -1-

Titel: In Den Schatten Lauert Der Tod -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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Fernseher war ein Frotteebademantel drapiert. »Mom? Bist du okay?«
    Die Schatten unter den Augen ihrer Mutter wirkten wie blaue Flecken. »Natürlich. Ich ruhe mich nur aus, Herzchen.« Sie wandte den Blick ab, als kostete es sie zu viel Kraft, ihrer Tochter in die Augen zu sehen.
    »Warum hängt der Bademantel vor dem Fernseher?«, wollte Erin wissen.
    Der Hals ihrer Mutter versank zwischen ihren Schultern, wie bei einer Schildkröte, die sich in ihren Panzer zurückzog. »Er hat mich angestarrt«, murmelte sie.
    Diese vier Worte schockierten Erin mehr als alles andere an diesem Tag, was etwas heißen wollte. »Mom? Wie meinst du das?«
    Barbara schüttelte den Kopf und stemmte sich mit sichtlicher Anstrengung vom Bett hoch. »Ach, nicht so wichtig, Schätzchen. Lass uns eine Tasse Tee trinken.«
    »Deine Milch ist sauer geworden«, erklärte Erin. »Du magst ihn nicht ohne Milch.«
    »Ich werde mich wohl damit arrangieren müssen, nicht wahr?«
    Erin zuckte wegen des scharfen Tons zusammen. Barbaras Blick wurde weicher. »Es tut mir leid, mein Mädchen. Es liegt nicht an dir. Du bist ein Engel. Es ist einfach … all das andere. Weißt du, was ich meine?«
    »Ja«, antwortete Erin leise. »Ist schon gut. Komm, lass mich dein Bett machen.«
    Sie zog das Laken zurecht und schüttelte die Decke auf, aber als sie nach dem Bademantel griff, um ihn vom Fernseher zu ziehen, hielt Barbara sie panisch davon ab. »Nein!«
    Erin ließ ihn los, aber er glitt bereits zu Boden. »Was soll das?«, fragte sie. »Was stimmt nicht mit dem Gerät?«
    Ihre Mutter schlang die Arme um ihren Leib. »Es ist nur so, dass ich … ich sehe dort Dinge.«
    Erin wartete auf eine weitere Erklärung, aber Barbara schüttelte nur den Kopf, ihre Augen starrten kummervoll ins Leere. »Was für Dinge?«, hakte sie nach.
    »Das, was im Fernseher läuft, wenn ich ihn anschalte.«
    »Das ergeht den meisten Leuten so. Dazu ist er schließlich gedacht.«
    »Sprich nicht in diesem Ton mit mir, junge Dame!«
    Erin holte tief Luft und wagte einen neuen Anlauf. »Was siehst du genau, Mom?«
    Barbara ließ sich wieder aufs Bett sinken. »Ich sehe deinen Dad und diese Frau«, erklärte sie mit dumpfer Stimme. »In diesen Videos. Sie laufen auf jedem Kanal. In beiden Fernsehern.«
    Erin setzte sich neben sie. »Oh«, flüsterte sie. »Ich verstehe.«
    »Nein. Das tust du nicht. Das kannst du gar nicht verstehen.« Barbaras Stimme zitterte. Sie wischte sich über ihre verquollenen Augen und langte nach der Kleenex-Schachtel neben dem Bett. »Das erste Mal hielt ich es für einen Traum. Aber dann ist es immer öfter vorgekommen. Inzwischen passiert es ständig. Jedes Mal, wenn ich den Fernseher auch nur berühre. Heute hat er sich selbst eingeschaltet. Ich schwöre, dass ich ihn nicht angefasst habe, sondern er von selbst angegangen ist.«
    Erin musste mehrmals ansetzen, bevor sie es schaffte, ihre Stimme ruhig und besänftigend klingen zu lassen. »So etwas ist unmöglich, Mom.«
    »Das weiß ich«, fauchte ihre Mutter. »Glaub mir, ich bin mir dessen bewusst. Und mir ist klar, dass das … kein gutes Zeichen ist. Dass ich an Wahnvorstellungen leide.«
    Ihre Blicke trafen sich, und Erin erkannte das ganze Ausmaß von Barbaras Entsetzen. Ihre panische Angst, den Bezug zur Realität zu verlieren.
    Sie griff nach der Fernbedienung.
    »Nein!«, kreischte ihre Mutter. »Schätzchen, bitte! Tu das nicht …«
    »Lass es mich dir beweisen, Mom. Es wird alles völlig normal sein.«
    Eine alte Star-Trek -Episode flimmerte über den Bildschirm. Erin wechselte den Kanal und landete bei einer Wiederholung von M.A.S.H. Dann bei den Abendnachrichten. Sie schaltete sofort weiter aus Furcht, dass von Novaks Flucht berichtet wurde. Das war das Letzte, was ihre Mutter heute Abend noch brauchte. Bei einer flotten Werbung für Bohnerwachs hielt sie inne. »Siehst du? Mit dem Gerät ist alles in Ordnung.«
    Ihre Mutter runzelte verwirrt die Stirn. Ein Ensemble tanzender Zeichentrickmöpse steppte über ein glänzendes Zeichentrickparkett. »Ich verstehe das nicht«, wisperte sie.
    »Da gibt es nichts zu verstehen.« Erin gab sich alle Mühe, fröhlich zu klingen. Es fühlte sich erzwungen und schal an. Sie schaltete den Fernseher aus. »Lass uns nach unten gehen, Mom.«
    Barbara folgte ihr mit langsamen, schlurfenden Schritten. »Ich weiß nicht, ob ich nun erleichtert oder noch beunruhigter sein soll, weil alles mit ihm in Ordnung ist.«
    »Ich bin für erleichtert«, meinte Erin.

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