In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
Sie musste emotional unbeteiligt bleiben, die Oberhand behalten. Ruhig und cool, kein großes Drama daraus machen. Es war ein ganz normaler Vorgang. Etwas, womit ihre Freundinnen sich regelmäßig brüsteten.
Oh Gott. Ihr drehte sich der Kopf, und sie musste sich aufs Bett setzen.
Wie sollte sie denn cool bleiben? Sie ängstigte sich zu Tode. Bradley hatte gesagt, dass sie so frigide sei wie die eisbedeckten Berge Grönlands. Aber frigide bedeutete, dass man keinen Sex wollte, und das traf auf sie bestimmt nicht zu. Sie begehrte Connor so sehr, dass ihr vor Panik ganz kalt war.
Andererseits, war es nicht das, was frigide ursprünglich bedeutete? Kälte? Ganz egal, wie man es drehte, das Endergebnis war das Gleiche. Vielleicht stand ihnen beiden eine herbe Enttäuschung bevor.
Der Anblick ihres Terminplaners, der aus ihrer Handtasche lugte, versetzte ihr einen unangenehmen Schreck. Sie war so sehr von ihren Sexgedanken abgelenkt gewesen, dass sie den Grund ihrer Reise völlig vergessen hatte. Diesen Moment des Alleinseins sollte sie nutzen, um etwas Schadensbegrenzung zu betreiben. Sie schlug den Terminplaner auf, wählte die Nummer des Silver Fork Resorts und fragte nach Nigel Dobbs.
»Hallo?«, ertönte Dobbs’ kühle, blasierte Stimme.
»Mr Dobbs? Hier spricht Erin Riggs.«
»Ms Riggs! Na endlich! Wir waren schon in Sorge um Sie.«
»Das tut mir sehr leid, aber ich hatte keine Gelegenheit anzurufen und …« Sie brach ab. Connor schob gerade mit einem dumpfen Knall die Glastür auf, trat ins Zimmer und ließ sie weit geöffnet. Er blieb wenige Zentimeter vor ihr stehen und schaute sie finster an. Feuchtkalte Seeluft umwehte ihn.
»Hallo? Hallo? Ms Riggs, sind Sie noch da?«
»Äh, ja, das bin ich. Bitte entschuldigen Sie. Die Verbindung ist offensichtlich schlecht«, behauptete sie hastig. »Nun, äh, es tut mir so leid. Ich bin, äh …«
»Ist alles in Ordnung? Stecken Sie in Schwierigkeiten?«
Oh, Sie haben ja keine Ahnung . »Nein, ganz und gar nicht«, versicherte sie. »Es geht mir gut.«
»Soll ich jemanden schicken, der Sie abholt?«
»Nein, vielen Dank. Deshalb rufe ich an. Ich wollte mich dafür entschuldigen, Ihnen nicht rechtzeitig Bescheid gegeben zu haben, bevor Sie den Fahrer zum Flughafen nach Portland schickten. Ich hatte eine kleine Planänderung und …«
»Sag ihnen, dass dein Freund mitgekommen ist«, zischte Connor.
Wortlos bewegte sie die Lippen und starrte zu ihm auf.
Dobbs’ ungeduldiges Seufzen drang aus dem Hörer. »Ms Riggs? Haben Sie die Absicht, mich irgendwann darüber aufzuklären, inwiefern sich Ihre Pläne geändert haben?«
Erin schluckte mühsam. »Mein … mein Freund ist mitgekommen.«
Es entstand eine längere Pause. »Ich verstehe.«
»Er hat mich mit dem Auto in Portland abgeholt, und wir haben inzwischen in einem Hotel eingecheckt, deshalb werde ich …«
»Ich schließe daraus, dass Sie nicht mit Mr Mueller zu Abend essen können. Er wird überaus enttäuscht sein. Mr Muellers Zeit ist sehr knapp bemessen.«
»Aber ich wusste doch nicht, dass Mr Mueller schon heute Abend vor Ort sein würde«, verteidigte sie sich schwach. »Ich dachte, er würde erst sehr spät in der Nacht ankommen!«
»Er disponierte um, nachdem er Ihre E-Mail erhalten hatte.« Dobbs Stimme war frostig. »Er trifft bereits heute Nachmittag ein. Was für ein Pech, hmm?«
Erin schloss die Augen und stieß eine lautlose Verwünschung aus. »Nun, ähm … vielleicht könnte ich …«
»Nein.« Connors Stimme war schroff und unerbittlich. »Kommt nicht infrage. Heute kein Abendessen mit diesem Typen. Vergiss es!«
Nigel Dobbs hüstelte. »Ähm. Vielleicht wäre es das Beste, wenn Sie Ihre privaten Probleme in sicherer Entfernung lösen würden. Ich werde Mr Mueller bei seinem Eintreffen über Ihre Planänderung in Kenntnis setzen.«
»Danke«, murmelte sie kläglich.
»Und sollte Mr Mueller das Risiko eingehen, Ihre professionellen Dienste zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal in Anspruch zu nehmen, wäre ich Ihnen unendlich verbunden, wenn Sie uns rechtzeitig über eine solche Planänderung informieren würden. Mr Mueller nahm extra einen früheren Flug aus Paris, um mit Ihnen zu dinieren. Hätten Sie angerufen, um uns Bescheid zu geben, hätte ich Sie darüber aufgeklärt.«
»Oh Gott«, flüsterte sie. »Es tut mir so leid.«
»Ich lasse Ihnen morgen den Wagen schicken. Wie lautet die Adresse?«
Erin grapschte nach dem Schreibblock neben dem Telefon. »Einen Moment,
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