In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
Boden, und ihre Wimpern warfen fächerartige Schatten auf ihre Wangen. Nicht zu wissen, was sie dachte, raubte ihm den Verstand.
Es war ein hübsches Zimmer, groß und frisch duftend, mit einem Panoramafenster, das den Strand überblickte, und einem Balkon. Er verriegelte die Tür und brachte einen der Alarmgeber an, mit denen Seth ihn ausgerüstet hatte. Erin trat ans Fenster und betrachtete den Meeresschaum, der sich über den schimmernden Sand wälzte. Seemöwen, groß wie Gänse, stolzierten über ihn hinweg und hinterließen zarte Spuren, die mit jeder neuen Welle fortgespült wurden.
Connors Augen bohrten sich in Erins Rücken. Wie stolz sie den Kopf hielt! Ihre ganze Silhouette war von aufrechter Eleganz. Sie glich einer Prinzessin. Und dann ihre glänzenden, offenen Locken, die ihr fast bis zur Taille reichten. Sein Körper verkrampfte sich vor Verlangen.
Es war schwer zu glauben, dass dieser atemberaubende Kuss im Parkhaus tatsächlich passiert sein sollte. Wie er hier so stand und ihre anmutige Gestalt bewunderte, die sich dunkel vor dem grauen Ozean abhob, erschien ihm die Erinnerung wie ein Wunschtraum.
»Ähm, es tut mir leid, dass du das Zimmer mit mir teilen musst«, setzte er an. »Aber wenn ich auf dich aufpassen will, muss ich …«
»Natürlich«, sagte sie seelenruhig.
Er redete weiter. »Hör zu. Ich hatte wirklich nicht die Absicht, einen Vorteil aus der Situation zu ziehen. Was da am Flughafen geschehen ist, ich, äh … habe einfach den Kopf verloren. Es wird nicht wieder vorkommen.«
»Das ist schon in Ordnung. Verschwende keinen Gedanken mehr daran.« Sie bedachte ihn mit einem knappen, desinteressierten Lächeln, als würde sie einem übereifrigen Hund den Kopf tätscheln. Dann drehte sie sich wieder zum Fenster um.
Das Thema war offensichtlich beendet.
Connor knirschte mit den Zähnen. In Seattle hatte das alles so unkompliziert gewirkt. Inzwischen kam es ihm vor, als ob er einen kochenden Lavastrom auf einem Drahtseil überquerte.
Er musste eine rauchen. Er setzte sich aufs Bett und kramte seine Utensilien heraus. Als er die Zigarette fertig gedreht hatte, stellte er fest, dass Erin ihn mit missbilligender Miene beobachtete.
»Dies ist ein Nichtraucherzimmer«, erinnerte sie ihn.
»Ja, ich weiß. Ich werde sie draußen auf der Terrasse rauchen.«
Sie runzelte ihre dunklen Brauen. »Es regnet. Außerdem solltest du wissen, dass diese Dinger furchtbar schädlich sind.«
Er quittierte das mit einem Grunzen und entriegelte die Schiebetür. Der Wind aus Richtung Ozean schlug ihm mit der Wucht einer Ohrfeige entgegen. Sein Mantel bauschte sich auf und flatterte um seine Beine. Die schiere Unmöglichkeit, unter diesen Bedingungen eine Zigarette anzuzünden, war eine willkommene Herausforderung.
Ihm war alles recht, was ihn davon ablenkte, wie Erin ihn in die Schranken wies. Nur noch ein königlicher Blick dieser intergalaktischen Prinzessin, und er würde wie ein Hund sitzen, Platz machen, sich auf den Rücken rollen und um Streicheleinheiten betteln.
Vergiss es einfach! Ja, klar. Fast hätte er gelacht.
Als ob irgendwas im Leben je so einfach wäre.
Die Arme um ihren Oberkörper geschlungen, schaute Erin aus dem Fenster. Connor legte schützend die Hand vor die Zigarette und zündete sie nach ein paar Fehlversuchen an. Er beugte sich beim Rauchen über das verwitterte Holzgeländer und sah sich grimmigen Blicks nach rechts und nach links um, als rechnete er von allen Seiten mit einem Angriff.
Oh Gott, sah er gut aus! Alles an ihm war sexy. Sogar seine Art zu rauchen, dabei verabscheute sie diese Angewohnheit. Erin drängte es danach, den ramponierten Seesack zu durchwühlen, den er nachlässig aufs Bett geworfen hatte. Sie wollte herausfinden, welche Zahnpasta er benutzte, sie wollte an seinen Hemden schnuppern und das Foto auf seinem Führerschein betrachten. Allmählich schnappte sie komplett über.
Er hatte also nicht die Absicht, die Situation auszunutzen. Tja, dumm gelaufen. Dann würde sie die Situation eben selbst ausnutzen müssen. Er war allein mit ihr, allein ihrer Gnade ausgeliefert. Falls dieser Kuss im Auto irgendeinen Hinweis lieferte, würde er keine allzu großen Einwände erheben, sexuell ausgebeutet zu werden. Von ihren Freundinnen wusste sie, dass Männer das eher selten taten.
Ja. Sie wollte ihn benutzen. Das war die einzige Möglichkeit, das hier zu tun und unbeschadet aus der Sache rauszukommen. Sie musste ihn benutzen, bevor er sie benutzen konnte.
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