In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
süße, gedämpfte Stimme aus dem Tonbandgerät zurück.
Er stand allein mit Dobbs und Tamara in dem Zimmer. Erin war an irgendeinem anderen Ort, ihre gesamte Energie auf eine feine Schnittstelle fokussiert.
Das gefiel ihm gar nicht. Sie hatte vergessen, dass er existierte. Erin schien Lichtjahre entfernt zu sein. In ihren Augen glimmte eine hochkonzentrierte geistige Aktivität, die er nicht ergründen konnte. Er könnte sich die Rothaarige schnappen und ihr einen Zungenkuss geben, ohne dass Erin es auch nur bemerken würde. Detailorientiert beschrieb es nicht annähernd.
Erin setzte sich auf einen fahrbaren Stuhl und rollte nahe an das erste Objekt, den Bronzeschild, heran. Sie blätterte durch die Unterlagen in dem Ordner, dann begann sie, leise in das Tonbandgerät zu sprechen. »… rechteckiger Bronzeschild, erstes Jahrhundert vor Christus, verziert mit rotem Emaille, Granaten und Amethysten … floraler Stil … britische Inseln … arabische Motive …«
Er war inzwischen daran gewöhnt, ihre ganze, ungeteilte Aufmerksamkeit zu besitzen. Jetzt war es an ihm, eifersüchtig zu sein. Auf einen Haufen altertümlichen Kram. Wie erbärmlich!
Alle drei beobachteten Erin eine Weile. Dobbs warf Connor einen durchtriebenen Blick zu. »Sie ist beeindruckend, nicht wahr? Was für ein erstaunlicher Fokus. Ihre Umgebung existiert praktisch nicht mehr für sie. Sie ist wie in Trance.«
Connor knirschte wegen seines blasierten Tons mit den Zähnen. So selbstzufrieden, nur weil er diesen Teil von Erin schon kannte, mit dem Connor nicht vertraut war. »Ja, wirklich beeindruckend«, brummte er.
»Mr Mueller hatte sich so gefreut, sie in Aktion zu erleben.«
»Armer Kerl«, spottete Connor. »Das ist einfach zu schade.«
Dobbs verengte die Augen zu schmalen blassrosa Schlitzen. »Ich schließe daraus, dass Sie bisher nie Gelegenheit hatten, Ms Riggs bei der Ausübung ihrer Tätigkeit zu beobachten?«
Connor bleckte die Zähne zu einem breiten Grinsen. »Ist heute das erste Mal für mich. Aufregende Sache.«
»Sie ist eine bemerkenswerte junge Dame. Wie Sie noch feststellen werden.« Falls du die Chance dazu bekommst, bevor dich eine so tolle Frau wie sie in die Gosse zurückstößt, in der sie dich gefunden hat , lautete die eindeutige Botschaft dahinter.
»Das werde ich gern für den Rest meines Lebens tun«, antwortete Connor mit zusammengebissenen Zähnen.
»Gewiss.« Dobbs klang amüsiert. »Ich wünsche Ihnen dafür alles Gute.«
»Sie sollten sich glücklich schätzen, dass sie Sie noch überraschen kann.« Tamaras Stimme war verführerisch heiser. »Oder mögen Sie keine Überraschungen, Mr McCloud?«
»Das hängt ganz von der Überraschung ab.«
»Das Überraschungselement ist es, was eine Beziehung frisch hält. Sind Sie in der Lage, sie zu überraschen, Mr McCloud? Haben Sie es je versucht?«
Nigel Dobbs reagierte bestürzt. »Ms Julian, ich bitte Sie! Bringen Sie unseren Gast nicht durch unangemessene persönliche Bemerkungen in Verlegenheit!«
Tamara ließ ein kehliges Lachen hören. »Irgendetwas sagt mir, dass Mr McCloud nicht so leicht in Verlegenheit zu bringen ist.«
Connor sah dem koketten Luder direkt in die smaragdgrünen Katzenaugen und registrierte zwei Dinge. Erstens, dass sie mit keiner Wimper zuckte, was bewundernswert und sehr ungewöhnlich war. Die meisten Menschen guckten sehr schnell betreten zur Seite, wenn er sie mit seinem bösen Blick durchbohrte.
Dann wichen sie zurück.
Zweitens, dass ihre Augenfarbe nicht echt war. Er hätte einiges dafür gegeben, ihre Originalfarbe zu kennen. Jedenfalls musste es eine helle sein, vermutlich Blau oder Grau, denn ansonsten würde das Grün nicht so strahlend und rein wirken.
Silberne Fische, die mit der Blitzgeschwindigkeit von Gedanken in azurblauen Tiefen vorbeischossen. Zu flink, um sie zu einzufangen.
Er dachte an Erins schockierte Reaktion, als er sie am Flughafen abgeholt hatte. Dann an seine eigene, als sie splitterfasernackt aus dem Bad gesprungen war.
Ja, sie wussten, wie sie einander überraschen konnten. Das war nicht das Problem.
»Ich gerate nicht leicht in Verlegenheit«, bestätigte er. »Trotzdem geht es verflucht noch eins niemanden außer mir etwas an, ob und wie ich meine Freundin überrasche.«
Tamaras Augen weiteten sich, dann senkte sie betreten den Blick. Es entstand ein unbehagliches Schweigen. »Ich, äh … möchte mich entschuldigen.«
»Ist schon okay.« Er bedachte sie mit seinem abweisenden
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