In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
Bullenlächeln.
Ihre Wimpern flatterten. »Ich wollte Sie nicht beleidigen.«
»Keine Beleidigung. Keine Verlegenheit. Nur die Fakten.«
Nun wieder ganz gelassen, verschränkte Tamara die Arme vor ihrem eindrucksvoll ausladenden Busen. »Ihre Direktheit ist wirklich einzigartig.«
»Ich dachte, Sie mögen Überraschungen.«
Um ihren Mund spielte ein anerkennendes Lächeln. »Touché.«
Dobbs räusperte sich ungehalten. »Ms Julian, ich hätte eine Bitte. Könnten Sie Mr McCloud unterhalten, solange Ms Riggs hier beschäftigt ist? Besorgen Sie ihm einen Espresso an der Bar, oder zeigen Sie ihm die Aussicht von der Veranda. Wir wollen doch nicht, dass er sich unnötig langweilt.«
»Das klingt nach einer ausgezeichneten Idee«, erwiderte Tamara. »Ms Riggs braucht immer eine ganze Weile für die Durchführung ihrer …«
»Ja, bitte, Connor«, hörte er Erin sagen.
Verdutzt drehte er sich zu ihr um. Es war ihre helle Intergalaktische-Prinzessin-Stimme, die jedes Mal pure Hitze in seinen Lenden entfachte. »Geh ruhig mit. Ich möchte dich nicht mit keltischen Grabbeigaben aus der Eisenzeit langweilen. Trink einen Espresso mit Ms Julian. Das gibt euch die perfekte Gelegenheit, über all die Orte zu sprechen, an denen ihr euch möglicherweise schon mal begegnet seid.«
Erins achatbraune Augen funkelten vor Zorn. Sie wollte ihm den Hals umdrehen. Sogar in ihrem auf Hochleistung programmierten Arbeitsmodus war sie auf ihn fixiert und speicherte alles ab, was er sagte. Was er als unbeabsichtigtes Kompliment auffasste.
Ein albernes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, während man auf die nächste Textzeile in dieser Varieténummer wartete. Connor pflanzte seinen Hintern auf einen Stuhl und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich kann mir wirklich nichts Faszinierenderes vorstellen als keltische Grabbeigaben aus der Eisenzeit, mein Schatz«, sagte er. »Ich würde mir diese Show für kein Geld der Welt entgehen lassen.«
12
Jedes der Stücke war atemberaubend. Die berühmtesten Museen der Welt hätten alles dafür gegeben, sie zu erwerben, und das nicht nur wegen ihrer historischen Bedeutung, sondern allein aufgrund ihrer unnachahmlichen Schönheit. Da gab es einen erstaunlich gut erhaltenen Bronzeschild, der mit Edelsteinen und einem jener grazilen Zirkelmuster verziert war, die typisch waren für die La-Tène-Periode 500 bis 200 vor Christus.
Dann war da ein silberner Kessel, den man aus einem Torfmoor in Dänemark gefischt hatte. Er war mit gehämmerten Reliefpaneelen versehen, auf denen sich neben widderköpfigen Schlangen auch Drachen, Greife und keltische Gottheiten tummelten. Es gab einen Schlachtenhelm, auf dem ein bedrohlich aussehender, mit mechanischen Schwingen ausgestatteter Bronzerabe kauerte und der dem Kurator des Huppert Tränen des Neids in die Augen getrieben hätte. Außerdem lag vor ihr ein ganzer Schatz goldener Halsreife und jener verdrillten Goldschnüre mit ihren reich verzierten, juwelenbesetzten Endstücken, die anstelle eines Kragens um den Hals getragen wurden. Dazu eine überwältigende Fülle an Armbändern, Broschen und Gewandnadeln. Erin hätte jedem einzelnen exquisiten Stück ein eigenes Buch widmen können. Ihr lief praktisch das Wasser im Mund zusammen.
Wären da nicht ihre intensive Wahrnehmung von Connors Gegenwart und die bizarren Wendungen gewesen, die ihr Leben in letzter Zeit nahm, hätte sie sich wie im siebten Himmel gefühlt. Aber sogar während sie sich hochkonzentriert mit den Daten beschäftigte, fühlte sie ihn hinter sich, wo er sie mit derselben stillen, eindringlichen Intensität beobachtete, mit der er ausnahmslos alles tat. Er war eine übermächtige, warme, ablenkende Präsenz.
Ihre Exchefin Lydia hätte freudigen Herzens gemordet, um dem Huppert eines dieser Stücke zu sichern, trotzdem kamen Erin zwei der Halsreife merkwürdig vor. Sie wiesen eine auffallende Ähnlichkeit mit einem Stil auf, den sie in Schottland kennengelernt hatte. Damals hatte sie das Glück gehabt, in Wrothburn auf einem Gräberfeld der Eisenzeit arbeiten zu dürfen, auf das man zwei Jahre zuvor beim Bau eines Kaufhausparkplatzes gestoßen war.
Es war der bedeutendste Fund eisenzeitlicher Grabbeigaben seit den 1970er-Jahren gewesen, in dessen Zuge man auf eine stilistisch sehr eigene Form von Halsreifen gestoßen war. Die Schließen zierten Drachen mit bärtigen Häuptern, deren symmetrisch gewundene Schwänze die Lücke an der
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