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In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

Titel: In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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hatte keine Sicherheit, keine Garantie.
    Lichtmanns Stimme wurde leise und warm. »Ich könnte ganze Stunden und Tage mit Vorträgen darüber füllen, was dich erwartet. Aber weder haben wir die Zeit, noch würde es dir auf deiner Reise etwas nützen. Denn wir betreten die Welt des Unaussprechbaren. Wenn du erst einmal gesehen hast... Wenn du weißt , dann muss ich dich nicht mehr überzeugen. Und dieses Gefühl, das dich nun beherrscht, diese schwarze Ohnmacht, die dich umklammert und würgt...« Er legte seine Hand auf meine Schulter. »...sie wird nie wieder zurückkommen.«
    Ich blickte nur apathisch vor mich hin und ließ mich auf den Rollstuhl zerren. Dann stachen brutale Schmerzen durch meinen Oberkörper.
    »Halt durch«, ächzte der alte Mann. Er platzierte mich in den Rollstuhl. Dann stellte er sich vor mich hin und trocknete seine Stirn mit einem Taschentuch.
    »Der Rücken muss noch höllisch wehtun. Du bist gestern erst operiert worden«, brummte er. »Aber ich kann dir kein weiteres Morphium geben. Es würde die Prozedur stören. Du bist ohnehin genug mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt. Das LSD wird die Wirkung ein wenig umkehren. Denn du musst um jeden Preis wach bleiben. Sonst verliere ich dich.«
    Die Abwesenheit der Infusion machte mir zu schaffen. Am Rande der Ohnmacht nahm ich meine Umgebung kaum wahr. Wir glitten durch Krankenhausgänge, vorbei an Patienten, Krankenschwestern, Besuchern und Türen. Wie war er nur an Dr. Bondy vorbeigekommen? Dann waren wir in einem großen Schrank und ich fühlte, wie wir stiegen. Oder sanken wir?
    Das Leben... Vielleicht wirklich nur eine biomechanische Angelegenheit mit einigen Software-Finessen, wie dem Überlebenstrieb. Dann stirbt das Tier und alles ist vorüber. Es gibt nichts mehr, worüber wir sprechen sollten. Und wäre ich ein Mensch, der befähigt ist, der Welt große Dinge über das Universum, die Galaxien und über die Rätsel aus den Tiefen des Alls zu erzählen, würde es keine Rolle spielen, ob ich in einem Rollstuhl stecke oder nicht. Aber in diesem einen Augenblick, tendiere ich nicht dazu, meine Bedeutung auf dieser Welt zu überschätzen. Und es ist kein Psychotherapeut zur Stelle, um mich vom Gegenteil zu überzeugen. Um mir zu erklären, wie wichtig und wertvoll mein Leben ist. Es ist kein Priester da, um mir klarzumachen, wie groß die aufgeladene Schuld ist, falls ich mich nun, an dieser Stelle, gegen mein Leben vergehe. Es gibt diesen verrückten Penner in einem schmutzigen Trenchcoat, der mich gerade entführt. Und es gibt den Trip.

    Die Stadt ist schön. Die Lichter ziehen mich an. Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier bin, aber ich bin wohl aus einer kurzen Bewusstlosigkeit erwacht. Die Lichter verbinden sich zu Mustern. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich ganze Kaleidoskope vor meinen Augen. Muster, Muster und noch mehr Muster. Ich öffne die Augen wieder und bewege meinen Kopf. Die Lichter der Stadt bewegen sich entgegen der Kopfdrehung und hinterlassen dabei Streifen, als wären sie einzelne kleine Kometen.
    Plötzlich taucht ein Gesicht vor mir auf. Es ist dunkel und teuflisch. Es verdeckt die Lichter.
    Ich höre ihn etwas sagen. Aber ich kann nichts verstehen. Jemand benetzt meine Lippen. Ich trinke mehr und versuche mich auf die Worte zu konzentrieren.
    »Wir sind auf dem Dach des Krankenhauses. Du hast es bald geschafft.«
    Er greift in mein Gesicht und zieht meine Augenlider auseinander.
    »Die Pupillen eines Jaguars. Das LSD wirkt. Hab vergessen dir zu sagen, dass die Dosis ungefähr fünffach ist«, höre ich ihn am Ende eines Tunnels sichtlich erfreut rufen. »Aber high zu sein ist nur ein Teil der Arbeit.«
    Ich lalle etwas. Nichts ergibt mehr Sinn. Nur wenn ich die Lichter ansehe, ahne ich die wärmende Gewissheit eines Zusammenhangs.
    »Gibt es keinen anderen Weg, Paul Lichtmann?!« jammere ich und fühle mich plötzlich wie ein kleines Kind. »Müssen wir denn sterben?«
    »Es gibt keinen anderen Weg«, erwidert Lichtmann und sieht mir in die Augen. »Du schenkst mir deine Angst und ich schenke dir die Ewigkeit. So wird es laufen, in Ordnung?«
    Lichtmann kniet neben mir und hält meine Hände in den seinen. Es ist seltsam. Durch die Droge sieht er anders aus. Jeder sieht durch LSD anders aus, doch er ist noch andersartiger als andersartig. Er wirkt wie ein riesiger Salamander in einem Trenchcoat.
    »Konzentriere dich!« ruft plötzlich der Riesenlurch. Seine Zunge schnalzt und peitscht vor meinen Gesicht.

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