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In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

Titel: In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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dir und der Polizei mehr brauchen als Dr. Bondy.«
    Ich blickte von ihm weg. Meine Augen füllten sich wieder mit Tränen.
    »Jan-Marek... Denk nach. Was geschieht hier? Es ist wichtig, dass du wenigstens zum Teil selbst darauf kommst, denn das macht alles andere leichter. Wenn du keine Antworten weißt, stelle die richtigen Fragen.«
    Ich wusste nicht, was er damit meinte. Ich sah ihn erneut an und versuchte zu verstehen. Sein Bild war verschwommen.
    »Wer war die Frau in dem Keller? In München...« fragte ich mit brüchiger Stimme.
    »Sie nennt sich Talitha. Der ursprüngliche Name spielt heute keine Rolle mehr. Sie geriet in die Hände unserer Gegner. Aramis hat sie zusammen mit dir gerettet. Und als gestern die Kerygma-Leute kamen, um dich zu entführen und deine Wohnung zu zerstören, war Talitha zur Stelle, um dich da raus zu holen. Ich schätze, ihr seid jetzt quitt.«
    »Sie war nicht dort!« rief ich gereizt.
    Er beugte sich noch weiter vor.
    »Du weißt genau, was passiert ist. Du versuchst nur verzweifelt die Schranken aufrechtzuhalten und die Wirklichkeit auszusperren.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen...«
    »Du hast nie wirklich die Frage an dich herangelassen, was mit deinem Freund in München passiert ist, nicht wahr? Das Wunder, dessen Zeuge du warst. Der Fingerzeig Gottes inmitten einer Landschaft aus Lügen. Nur für dich sichtbar. Eine Veränderung in seinem Benehmen, von einer Sekunde auf die andere wurde er Aramis. Und wie war es mit Evelyn? Fand bei ihr nicht auch so ein Moment der Verwandlung statt?«
    Er hatte natürlich Recht. Und ich hatte keine Erklärung dafür.
    »Wo ist sie?« fragte ich statt dessen.
    »Manzio und Evelyn sind beide tot. Zumindest im herkömmlichen Sinne. Sie waren beide zur falschen Zeit, am falschen Ort. Oder es ist einfach nur gefährlich, mit dir befreundet zu sein. Daran schon mal gedacht?«
    »Aber ich sah sie weggehen. Über das Dach«, sagte ich halblaut. »Was haben Sie mit ihnen gemacht?«
    »Du verstehst es noch nicht«, erwiderte Lichtmann. »Aber tief in deinem Inneren formt sich die Wahrheit.«
    Ich versuchte mich mit den Ellbogen aufzustützen, doch ich war zu schwach dafür. Für einen Augenblick vergaß ich sogar meine Beine. Ich sah ihn an und formte den Gedanken zum ersten Mal zu einem Satz.
    »Sie verschwanden als sie sich verwandelten... Vermutlich sind sie tot.«
    Lichtmann nickte undeutlich und legte seine Hand auf meine.
    »Sie standen beide nur einen Schritt vom Tod entfernt. Am falschen Ort — zur falschen Zeit. Sie gaben den Körper frei für Menschen, die darin geübt sind, beiseite zu treten und die Gefahr vorüberzulassen. Um dann in dem geretteten Leib weiter zu handeln.«
    Ich wusste, für alle Absurditäten der letzten Monate war diese allerabsurdeste Idee der einzige Schlüssel, der passte. Manzios Blick war noch frisch in meiner Erinnerung, als wären die Ereignisse unter dem Haus der Kraniche erst gestern passiert. Diese veränderte Art zu sprechen, zu schauen, sich zu bewegen. Seine plötzliche Absicht, jemanden da unten zu retten, von dessen Existenz er eigentlich nichts wissen konnte. Und Evelyn... Als sie sich auf dem Sofa verbog und nach Luft schnappte, hatte sie einen anderen Blick. Unmittelbar danach lag in ihren Augen eine neue Entschlossenheit.
    Und ich begriff, dass Menschen, die zu so etwas fähig waren, in allen Städten und an allen Straßenecken Todfeinde haben würden. Denn sie waren etwas, das niemals sein durfte.
    »Kann ich sie trotzdem sprechen?«
    »Das könnte man einrichten«, erwiderte Lichtmann. »Aber der Weg ist lang und es gibt keine Rückfahrkarte. Wenn du mitkommst, wird alles, das war, keine Bedeutung mehr haben. Doch es gibt auch einen Gewinn bei dieser Sache: Da wo wir hingehen, wirst du keine Beine brauchen.«
    Ich schaute zum Fenster und sah die Spitze des Baums in der traurigen Dunkelheit des Abends verschwinden. Trotzig wischte ich mir die Tränen weg und blicke ihn an.
    »Sie scheinen eine klare Agenda zu haben.«
    Lichtmann stand auf, ging zur Glastür und beobachtete das Treiben auf dem Krankenhausgang.
    »Ich mache das nur, weil in zwanzig Minuten ein paar Kerle vom Oktagon vor der Tür stehen werden und ich dann nie erfahren werde, was es mit dir auf sich hat. Kumpels sind wir deswegen nicht. Ich an deiner Stelle würde mir aufs Äußerste misstrauen.« Er sah mich kurz an, als wollte er es einmal klargestellt haben. Sein Blick entspannte sich sofort und er wirkte wieder so unbeschwert,

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