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In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

Titel: In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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folgte ihm, öfter auf allen Vieren, als aufrecht. Am Ende der Katakombe befand sich ein kleiner Raum. Dort stand eine Truhe. Sie war nicht abgesperrt und in der Tat wäre hier ein Vorhängeschloss überflüssig gewesen. Entweder man fand diesen Ort, oder man fand ihn nicht.
    Theophil Schorm öffnete die Truhe und nahm einen Bündel Kerzen heraus. Erst jetzt sah ich, dass in den verstaubten Boden ein Kreis eingeritzt war. Schorm stellte die Kerzen entlang des Kreises auf. Ich zählte insgesamt zwölf Stück.
    »Setzen Sie sich hinein«, bat er mich. Ich rappelte mich noch einmal hoch, trat vorsichtig in den Kreis, tunlichst darauf achtend, dass ich keine der Kerzen umtrat, und sackte im Kreismittelpunkt erschöpft zusammen.
    »Die Ambrosia ist nicht versteckt in einem konventionellen Raumzeitkontinuum«, erklärte Schorm, während er die Kerzen anzündete. »Dafür ist es zu wertvoll.«
    Als alle Kerzen brannten, schaltete er die Taschenlampe ab. Meine Augenlider wurden schwer und die Müdigkeit hatte begonnen, die Aufregung zu übertrumpfen. Ich saß vor ihm, umgeben von Kerzenlicht, und versank in meinen Bart.
    »Objekte aus dem Hyperraum, der Heimat aller höheren Wesen. Mental interaktiv...«, hörte ich Schorm euphorisch flüstern. Ich öffnete müde meine Augen und beobachtete ihn schweigend. Ich kam mir plötzlich wie ein Tier, denn wie ein Mensch vor. Schorm hatte etwas aus seiner schwarzen Tasche hervorgeholt. Er platzierte drei kleine, kristallartige Gegenstände gleichmäßig entfernt auf dem Kreis und zog sich dann in eine Ecke des Raums zurück. Er begann etwas zu murmeln, und ich stellte nach einer Weile fest, dass die Kristalle langsam aufglühten. Sie strahlten ein blaues Licht aus, das ich bereits im Jenseits gesehen hatte und das offensichtlich unter besonderen Umständen im Diesseits erzeugbar war.
    »Wenn Sie drüben sind, müssen Sie aufstehen und zu der Lichtsäule gehen. Darin befindet sich die Ambrosia. Nehmen Sie nur eins heraus und verspeisen Sie es sofort. Danach kehren Sie in den Kreis zurück.«
    »Was machen wir hier?« fragte ich plötzlich und spürte die Gänsehaut auf meinen Armen. »Was werde ich dort finden?«
    »Vitriol!« rief der Gelehrte und rückte seine Brille zurecht. » Visita interiora terrae rectifiando invenies occultum lapidem! «
    »Ich spreche nicht lateinisch...«, stöhnte ich.
    »Der Leitsatz der Alchemisten!« erklärte er hastig. »Suche das Untere der Erde auf, vervollkomne es, und Du wirst den verborgenen Stein finden!«
    »Der Stein der Weisen?«
    »Sal, Mercur, Sulfur!« rief er, während sich zwischen ihn und mich ein seltsamer Lichtschleier schob. »Salz, Quecksilber und Schwefel! Die Welt!«
    Ich hörte sein Lachen in der Ferne verhallen. Gleichzeitig wurde es zunehmend verzerrt und klang schließlich wie ein dröhnendes, elektronisches Geräusch.
    Einige Herzschläge später war ich bereits von dem blauen Licht vollständig eingehüllt, und die Welt um mich war verschwunden und wieder aufgetaucht. Ich befand mich in einem anderen und doch demselben Raum. Theophil Schorm und die Kerzen waren nicht mehr da und die Wände strahlten jenes schwache Licht ab, das ich aus Thanatopolis kannte. Auch die seltsame, trockene Stille war mir vertraut.
    Nur zwei Schritte entfernt befand sich in der Ecke des Raums die Lichtsäule. Sie war grünlich und hatte eine konkave Form. An ihrer dünnsten Stelle schwebte ein farbloser Würfel, der aussah, als wären seine Seiten aus Spiegeln.
    Keuchend kämpfte ich mich hoch und trat auf unsicheren Beinen an diese ungewöhnliche Erscheinung. Langsam streckte ich meine Hand aus und berührte zögerlich den in der Lichtsäule schwebenden Würfel. Er gab meinem Druck nach, doch als ich meine Hand wegzog, ordnete er sich wieder ein in die perfekte Mitte des Lichts ein. Ich griff erneut hinein und nahm den Würfel vollständig heraus.
    In meiner Hand lösten sich drei seiner Seiten auf und gaben den Blick ins Innere frei. Ich sah auf seltsame kleine Kugeln, die wie Samen oder Pilzknollen aussahen. Unter normalen Umständen hätte ich niemals eines dieser Dinger in meinen Mund gelegt. Ich nahm eine Ambrosia heraus und hielt sie forschend zwischen meinen Fingern. Der Würfel verschloss sich erneut und ich legte ihn in die Mitte des Strahls. Von Zauberhand geführt korrigierte er seine Lage und verharrte schließlich schwebend an seiner alten Stelle. Ich trat zurück und setzte mich wieder in den Kreis. Die drei Kristalle glühten noch

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