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In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

Titel: In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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Begrüßungskomitees und schüttelte mir ungeübt die Hand und vermied dabei, mich anzusehen. Ein seltsamer Kauz.
    Der Rest ignorierte mich weitegehend. Einer oder zwei hielten sich im Hintergrund und sahen von ihren Bürostühlen zu mir, nicht ohne einen Hauch von Skepsis in ihren Mienen. Vielleicht war es auch Desinteresse. Diese Leute waren mehrmals im Jenseits gewesen, waren seit Jahrzehnten Verfolgte. Meine Ankunft war nicht gerade etwas Spektakuläres oder Nennenswertes für sie.
    Frank Lüders übernahm wieder die Initiative. »Wenn ich richtig unterrichtet bin, steht jetzt eine Untersuchung bei unserem Kurpfuscher auf dem Plan.«
    Er und die kurzhaarige Frau führten mich weiter, in einen wesentlich schlichteren Korridor. Das Licht war hier gedämpft. Einige der Bürotüren links und rechts waren geöffnet. Ich sah dort Menschen in der Dunkelheit sitzen, die Gesichter beleuchtet von ihren Bildschirmen.
    »Ich bin übrigens Nicolette«, sagte sie. Sie trug ihre Frisur kurz, mit einem leicht verschwommenen Seitenscheitel. Das Haar war sicherlich gefärbt, denn es wirkte fast schwarz und schimmerte nur gegen das Licht in einem rotbraunen Ton. Sie mochte ungefähr dreißig Jahre alt sein (soweit es hier noch möglich war, derartige Aussagen zu treffen) und erinnerte an die spröden und doch lasziven Badeanzug-Models der frühen Sechziger, die mit kleinen Plastikplattenspielern und großen Sonnenschirmen an den Stränden der Riviera residierten. Sie wissen schon, wie die Heldinnen in Alfred-Hitchcock-Filmen, oder die Garçonnes der ausgelassenen Flapper -Ära. Sie besaß diese tomboyish quality , wie die amerikanischen Regisseure zu sagen pflegten. Aber ich lenke ab, was ja nichts Neues ist.
    »Wir erwarten Adam Kadmon in dreizehn Stunden«, sagte Frank, nachdem er auf die Uhr geblickt hatte.
    »Warum hat er diesen Spitznamen?«
    »Wir haben hier alle Universalnamen«, erklärte er. »Durch die Aschewerdung verändern wir uns immer wieder — doch ein ungebundener Name soll stets bleiben. Denn die Menschen, die wir waren, sind wir nicht mehr. Und die Menschen, die wir betreten, werden wir niemals sein.«
    Ich wandte mich wieder an Nicolette. »Und wie heißt du?«
    »Kirké«, sagte sie und lächelte mich an. Ein Zauber von einem Lächeln. Irgendwie fühlte ich mich an den Song »Hotel California« erinnert.
    Schließlich blieben wir vor einer Tür stehen, die mit einem vertrauten Symbol versehen war: eine Schlange wand sich um den Äskulapstab.
    Den Arzt, dessen Universalname X-Ray war, hatte ich bereits in Worms kennengelernt. Sein ursprünglicher Name lautete Fabian Kerner und er war bereits vor seiner ersten Aschewerdung ein Mediziner. Er nahm mich recht genau unter die Lupe und brauchte nicht lange, um eine Liste an Gebrechen und Organschädigungen zu diagnostizieren, die mich eher wie eine telefonbuchartige Auflistung von Todesursachen anmutete. Er gab mir etwas gegen die Magenschmerzen, erzählte etwas darüber, dass ein Heilmittel gegen Alkoholismus noch nicht erfunden sei und schob mich freundlich, aber bestimmt wieder vor die Tür, mit der Anordnung, ihn am nächsten Tag wieder aufzusuchen.
    »Durchgeknallter Typ, nicht wahr?« hörte ich eine Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um. Ein Mann in mittleren Jahren stand vor mir. Er trug eine einfache Jeans und ein T-Shirt auf dem ein ausgewaschener Buddha aufgedruckt war. Außer diesem Matt, den ich in der Aula traf, war er der einzige, der mir hier nicht wie ein Dressman vorkam. Er trug halblange schwarze Haare und einen recht ungepflegten, jedoch kurzen Vollbart. Sein etwas abwesender Blick erinnerte mich an Fotos von Charles Manson.
    Er sah mich an und lächelte etwas gezwungen.
    »Ich bin Julius«, sagte er und streckte mir seine Hand entgegen.
    »Ich bin Jan-Marek.« Ich schüttelte kurz seine Hand. Sein Händedruck war recht lustlos.
    »Ich weiß. Das Rätsel... Kirké meinte, ich soll dich hier abholen und zu einem Zimmer bringen.«
    »Das Rätsel...?«
    »Ich habe etwas in dem Bericht, der uns über dich vorliegt herumgeschnüffelt. Bist´n echter Ärgermagnet. Oder superwichtig. Issja meistens dasselbe.«
    »Du lebst hier?« fragte ich ihn, während wir uns in Bewegung setzten.
    »Nein«, erklärte Julius. »Ich bin ein Turm .«
    »Ein Turm?«
    »Ja, die Türme stehen auf dem Schachbrett ganz außen. Ich lebe normalerweise außerhalb des Elysiums.«
    Er sah mich an und imitierte plötzlich einen amerikanischen Akzent: »Ikk bin ein

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