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In den Spiegeln - Teil 3 - Aion

In den Spiegeln - Teil 3 - Aion

Titel: In den Spiegeln - Teil 3 - Aion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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atmend meinen Kopf gegen das Autodach.
    Die Erschöpfung und der ungenügende Alkoholspiegel unterstützten kräftig das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Ich versuchte dies zu ignorieren und kramte statt dessen im Kofferraum. Ich fand nach einer Weile einen alten Erste-Hilfe-Kasten und nahm ihn ins Auto. Ich verband die Frau recht laienhaft mit Mullbinden, deren dick aufgedrucktes Verfallsdatum ungefähr in meiner Kindheit lag. Doch das kümmerte mich nicht.
    »Was für ein Stress«, brummte ich, während ich den Schlüssel in dem zitternden Zündschloss hielt und dabei mit dem Gaspedal pumpte. Die Isabella hustete zwar vor sich hin, sprang jedoch nicht an.
    »Der Choke«, flüsterte die verletzte Frau plötzlich und hob kraftlos den Arm kurz an.
    Ich zog an dem kleinen Ring und versuchte es noch mal. Das Auto sprang sofort an.
    »Ich war jung, als sie jung war«, sagte sie leise mit geschlossenen Augen. Es klang beinahe wie im Delirium. »Sie bräuchte nur paar Reparaturen.«
    Wir fuhren zu Theophil Schorms Wohnung. Die Straßen waren noch menschenleer. Im Osten färbte sich der Horizont langsam mit einer rötlichen Blässe.
    »Bleib bei mir«, rief ich der Frau zu, während ich versuchte mich zu orientieren. »Wie ist dein Name? Wie heißt du?«
    »Celeste«, antwortete sie leise. Ihr Kopf sackte langsam zur Seite und vibrierte an der Fensterscheibe.
    Ich blieb direkt vor dem Haus stehen und griff nach einer Decke, die ich zuvor auf dem Rücksitz gesehen hatte. Ich half der Verletzten aus dem Wagen und warf die Decke über sie. Sie taumelte, doch sie war bereit die letzten Schritte zu gehen. Im Apartment fiel sie auf das Bett und stöhnte. Ihre Mullbinde war inzwischen mit Blut durchtränkt.
    »Wie können wir deine Leute kontaktieren?« fragte ich sie, doch bekam keine Antwort. Ich schlug unsanft auf ihre kreideweiße Wange. »Hast du einen Game Boy dabei?«
    Ich durchsuchte ihre Taschen und zauberte tatsächlich eines dieser wundersamen Dinge hervor. Erschöpft rutschte ich auf den Boden, mit dem Rücken gegen das Bettgestell gelehnt. Ich aktivierte das Gerät. Der Bildschirm blinkte nur kurz und zeigte dann stoisch:
     
    session in process
    enter password now
     
    »Eklipse«, sagte ich hastig. Das Gerät war von dieser Eingabe nicht besonders angetan. Auf dem Bildschirm bauten sich enttäuschende Buchstaben auf.
     
    session terminated
    wrong password
     
    Ich versuchte es noch paarmal und warf das Gerät dann verärgert aufs Bett.
    Eine Weile betrachtete ich Schorms ausgeschalteten Computer. Mein unappetitliches Erscheinungsbild spiegelte sich in dem verstaubten Monitor. Sicherlich hatte er einen Internet-Zugang. Doch ich konnte kaum ahnen, wen ich alles auf den Plan rufen würde, wenn ich diesen Rechner benutzte, um eine Nachricht abzusenden.
    Ich erinnerte mich an das Internetcafé, das sich einige Häuserblocks von dem Dom entfernt befand. Ich griff erneut nach dem Schlüsselbund.
    Ich taumelte ungehobelt durch die Glastür des Internetcafés und ließ mich vor einem der Terminals auf den Stuhl fallen.
    Der junge Kerl an der Kasse warf mir verunsicherte Blicke zu. Er hatte gerade geöffnet und kehrte nun genervt den Boden. Sicherlich sog er kritisch die Luft durch seine Nase ein, um irgendein weiteres Argument zu finden, dass sich die Welt gegen ihn verschworen hat.
    Ich rief den Browser auf und tippte kopfschüttelnd www.extremgeilehausfrauen. de , die Adresse der Webseite ein. Vor mir öffnete sich eine gewöhnliche Pornoseite. Popup-Fenster sprangen zeitgleich auf und unzählige kleine Animationen tänzelten hin und her und verwiesen mich auf fünf Sachen gleichzeitig. Ich war für die frühe Stunde dankbar. Ein Penner, mit billiger Seife rausgeputzt, um in einem Cybercafe Pornos zu schauen. Ein preisverdächtiges Motiv für ein zeitgenössisches Foto. Doch es war niemand da, der mir hätte über die Schulter schauen können.
    Ich stellte fest, dass die Technik enorme Fortschritte gemacht hatte, seit ich das Diesseits auf dem Dach des Krankenhauses verlassen hatte. Der Bildschirm war groß, flach und die Auflösung war wesentlich höher, als ich es kannte. Ich klickte auf den Menüpunkt »Kontaktanzeigen«. Es wurden sofort weitere Unterpunkte geladen. Die Leitungen hatten in 2004 einiges an Geschwindigkeit zugenommen. Ich fuhr mit den Augen entlang der Navigationsleiste: Er sucht Sie, Sie sucht Ihn, Er sucht Ihn, Er sucht Paar, Sie sucht Sie, Sie sucht Paar, Paar sucht Ihn, Paar sucht Sie, Paar

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