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In den Spiegeln - Teil 3 - Aion

In den Spiegeln - Teil 3 - Aion

Titel: In den Spiegeln - Teil 3 - Aion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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verletzten Frau einführte und anschließend sanft sein Stethoskop an ihre nackte, kreideweiße Brust drückte.
    »Helft mir ihre Hose auszuziehen. Ich muss herausfinden, ob sie Blut im Darm hat.
    »Sollten wir ihr Lidocain geben?« fragte ein Söldner, während er die Atemmaske auf das Gesicht der Frau presste und rhythmisch den großen Kunststoffbeutel in seiner Hand knüllte.
    »Nicht mit dem Puls. Sie ist jetzt ohnehin weg«, erwiderte X-Ray, der Arzt. Er hob vorsichtig den Schenkel der Frau an und rutschte mit seiner Hand unter ihr Gesäß.
    »Sorry, Babe«, flüsterte er und zog seine Hand wieder heraus. Er starrte auf dunkles Blut auf seinem weißen Latexhandschuh.
    »Haltet lieber Morphin bereit und eine Injektion mit Thanatol«, ordnete X-Ray an und zog sich missgelaunt die Handschuhe von den Händen.
    »Hoffentlich brauchen wir keins von beiden«, fügte er trocken hinzu.
    Ich wusste nicht, wie es von hier aus weiterging. Mein Körper fühlte sich noch immer schlapp an, und die Sehnsucht, jetzt anstelle von Celeste auf dem Bett zu liegen, stieg in mir auf. So blieb ich zurückgelehnt sitzen, mit den Händen schlaff über den Armlehnen hängend, und lauschte apathisch der Musik. Die Situation vor meinem Auge erschien mir distanziert, wie eine Kinoleinwand.
    X-Ray studierte die Anzeigen eines medizinischen Geräts, das nun auf dem Bett neben Celestes Kopf lag.
    »Sie ist stabil. Den Rest im Elysium«, sagte er schließlich. »Jetzt die Trage.«
    Seine Assistenten kamen mit einer gelben Stryker-Trage herein und legten geschmeidig die bewusstlose Frau darauf.
    »Der Lastwagen ist bereit«, vermeldete einer der Soldaten.
    »Gib durch, dass in genau zwölf Minuten der Hubschrauber starten soll. Wir werden in fünfzehn Minuten da sein«, befahl X-Ray. Er war ein schlanker, blonder Mann mit starken Kieferknochen und einem arroganten Lächeln, das sein Gesicht sogar dann beherrschte, wenn er ernst blickte. Und er blickte ernst, denn etwas schien ihn mächtig zu ärgern.
    »Sie war noch nicht so weit! Wieso hat Korvinian zugelassen, dass sie Schorm überwacht? Wieso konnte nicht jemand anders den Wächter beschatten?«
    Er wischte sich die Hände in ein feuchtes Tuch ab und nahm mich nun in Augenschein. Die Soldaten verließen die Wohnung. Nur einer blieb. Offensichtlich der Anführer der Einheit.
    »Er war ein alter Mann«, sagte er wortkarg.
    »Celeste hätte nicht im Feld sein sollen, Sargon«, erwiderte X-Ray, der Arzt, wütend, während er seine Finger auf mein Handgelenk legte und den Puls prüfte.
    »Adam sagte, er soll mit«, erklärte er genervt dem Riesen und richtete sich wieder auf. »Ich wüsste gerne, was an ihm so interessant ist.«
    Der glatzköpfige Hüne im schwarz-grau-weiß-farbigen Kampfanzug verzog wortlos den Mundwinkel und packte mich am Arm.
    Ich wurde ebenfalls in den kleinen Lastwagen verfrachtet. Deutlich unsanfter als Celeste. Aber ich hatte auch keine Wunde im Bauch. Höchstens eine in der Leber, doch diese Herren waren nicht darauf bedacht, hierbei Rücksicht walten zu lassen.
    Von außen war der Kastenwagen mit dem bunten Slogan beschriftet:
     
    U NS IST NICHTS ZU BUNT !
    CAMODI — C ARLOS M OBILES D ISCOFIEBER .
    D AMIT I HRE P ARTY TROTZDEM KLAPPT !
     
    Doch im Inneren befand sich eine medizinische Station. Ich sah flimmernde und blinkende Geräte und einige sehr verdächtig aussehende Schränke aus Metall. Man bedeutete mir, Platz zu nehmen. Ich ließ mich auf eine der Sitzbänke fallen. Nur wenig später hörte ich den Motor aufheulen und spürte die Vibration in meinem Rücken. Der Lastwagen fuhr los. Es dauerte nicht lange und ich schlief wieder ein, zusammengekauert auf der Sitzbank.
    Als ich wieder erwachte, stand Sargon über mich gebeugt und stieß mit der Spitze seiner Maschinenpistole in meine Schulter. Ich rieb mir die Augen und sah ihn verwundert an.
    »Er ist draußen im Park«, sagte er und trat beiseite.
    Ich orientierte mich und stellte fest, dass der Lastwagen stehengeblieben war. Celestes Bahre war leer, und ich erinnerte mich, dass sie über einen Hubschrauber gesprochen hatten. Ächzend stand ich auf und torkelte auf das grelle Sonnenlicht zu, das breit und grob durch die offene Laderaumtür hereinfiel. Ich hielt meine Hand vors Gesicht und kletterte unsicher die Stufen herab.
    Ich atmete tief die Herbstluft ein, die trotz der unverhüllten Sonne bereits kühl und rau schmeckte.

3.09 Kerstin
     
    Wir befanden uns am Rande einer Kleinstadt. Das Straßenschild

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