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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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Energetensphäre davon überzeugt waren, alle Buchungsspuren verwischt zu haben, wurde ein Großteil der von den Geläuterten stammenden Beträge an die Interplanetare Finanz- und Monetärstudiengemeinschaft weitergeleitet. Und wir wissen ja inzwischen, daß Johannitus Edmond de Herbignac dem Aufsichtsrat der IMFG angehört.«
    »Interessant«, murmelte Clay. »Wirklich hoch-in-ter-es-sant ...«
    »Der Ansicht bin ich auch«, bestätigte Tasche stolz. »Leider bin ich nicht darüber unterrichtet, wie viele Läuterungen die Energetensphäre durchführt und bisher durchgeführt hat; aber es deutet alles darauf hin, daß das Vermögen, das sich inzwischen angesammelt hat, enorm ist. Ich würde es auf einige Milliarden K schätzen.«
    »Milliarden?« wiederholte Clay.
    »Ja.« Tasche summte.
    »Gott.« Clay schüttelte den Kopf. Wenn das stimmte, gab es nicht nur »einige finanzielle Unregelmäßigkeiten« bei Energetensphäre und IMFG; dann stand mit Sicherheit eine nach der entsprechenden UNO-Charta zu veranschlagende Steuernachzahlung von einigen Millionen K an – wenn nicht noch mehr. Clays Herz begann heftig zu pochen. Dies konnte sich als der größte und bedeutendste Fall von Steuerhinterziehung herausstellen, auf den er je gestoßen war. Und wenn ... oh, es war gar nicht auszudenken! Wenn er dem Büro für Financial Investigations knallharte Beweise vorlegen konnte, wenn er wirklich den Nachweis erbrachte, dann müßte er mit einer Hochstufung seines Allgemeinwirtschaftlichen Nützlichkeitsindexes von A nach B1 oder gar C1 rechnen dürfen.
    Clay runzelte die Stirn. »Was ist mit Shereen?«
    Tasche zögerte einige Sekunden lang. »Nun, ich ... ich bin mir nicht sicher.«
    Clay starrte den schwarzen Koffer an.
    »Ich meine, ich könnte mich irren, einen falschen Schluß gezogen haben und ...«
    »Raus damit!« Kühle stieg in ihm empor.
    »Sie erinnern sich gewiß an die Aufzeichnung des Gespräches Ihrer Tochter mit Herbignac«, sagte Tasche. Die Gesichter auf den Fliesen der Hygienezelle waren wieder verblaßt und hatten den Herbergsprojektionen Platz gemacht. Aus den Hunderten von Mosaiken wuchs nun das aufgedunsene, schwammige Gesicht des Hyperprotektors. »Sehen Sie sich seine Augen an. Dies ist ein Standbild der Szene, in der er Ihrer Tochter antwortet. Sehen Sie sich seine Augen an, Comptroller.«
    Clay konzentrierte sich auf das trübe und wäßrige Schimmern. Er schüttelte unwirsch den Kopf, als er nichts entdecken konnte.
    »Vielleicht entgeht es einem Betrachter, der nicht über meine Sondierungsmöglichkeiten verfügt«, sagte Tasche. »Nun, in den Pupillen Herbignacs spiegelt sich das Bild der Person, die ihm gegenübersitzt. Aufgrund der physiologischen Beschaffenheit des Hyperprotektors, speziell seines Gesichts, ist die Spiegelung nicht deutlich. Es handelt sich um das Abbild einer Frau ...«
    Das Bild wechselte. Clay sah eine schlanke junge Dame mit schwarzem und gelocktem Haar und einem schmalen, ovalen Gesicht; grüne Augen wie Jade ...
    »Shereen«, murmelte Clay, doch dann stutzte er. Irgend etwas stimmte nicht; irgend etwas paßte nicht ganz ins Bild.
    »Es könnte durchaus Ihre Tochter sein.« Tasche summte. »Sie hatte zu diesem Zeitpunkt eine lange Reise hinter sich, und vielleicht war sie erschöpft. Es ist auch denkbar, daß sie ihr Äußeres leicht veränderte. Aber ...«
    »Das ist sie nicht.« Clay kniff die Augen zusammen. Oder war sie es doch? »Das heißt, ich ...«
    »Wie ich sehe, sind auch Sie sich nicht sicher. Nun, es könnte sich um eine Manipulation handeln, um eine Falschaufzeichnung.«
    »Was den Schluß nach sich zöge«, überlegte Clay laut, »daß mich Herbignac erwartete und damit rechnete, daß ich meine Tochter suche. Ich bin Comptroller mit offiziellem Untersuchungsauftrag. Woher hätte Herbignac wissen können, auf was ich wirklich aus bin?« Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Natürlich! Carin. Ihre Mitteilung an mich wurde abgehört von diesem elenden Silverstone ...«
    »Ja«, antwortete Tasche eintönig.
    Ein leises Knistern ertönte, und der Verbaleffekt der Hygienezelle sagte: »Ein Besucher, geehrter Gast; eine Dame namens Marita Ribeau.«
    Clay nickte. Er hatte die Sphärenschwimmerin bereits erwartet. »Gut. Laß sie herein.«
    Der Vau-Effekt bestätigte. Clay drehte sich um und sah in den Spiegel. Die hellblaue Kombination mit dem Emblem des FI saß perfekt. In dem breiten und kantigen Gesicht zeigten sich nun keine Pusteln mehr; die

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