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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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Schlackenabbaus. Der Comptroller hatte das Gefühl, als straffe sich sein Fleisch, und befriedigt registrierte er, daß sich auch die vom Ferroplasma hervorgerufenen roten Pusteln auflösten.
    Shereen ...
    Wenn er die Augen schloß, sah er seine Tochter auf der goldenen Bahre im Heiligen Zentrum der Energetensphäre: eine Haut wie Milch, ein Leib, wie von einem Künstler erschaffen. Lieblichkeitsfaktor Neun ... Shereen war perfekt. Und Clay hatte horrende Summen für ihre Ausbildung ausgegeben. Er war sicher, daß sie allen Anforderungen genügte, die ein Stadtdiplomat, ein Staatenreisender, ein Organisateur, ein genreiner Stammvater oder andere hochrangige Persönlichkeiten an sie stellten. Sie war von teuren Lehrern unterwiesen worden in den Künsten der Unterhaltung, der Sinnlichkeit und Anmut, der intelligenten Konversation und Hauskunst, der Hochstadtphilosophie und Gastronomie – und all das Wissen, daß sie sich aufgrund des Wohlwollens ihres Vaters hatte aneignen können, trug zu ihrer hohen sozialen Einstufung bei. Carin hatte ihn gewarnt: Wenn sie sich zu lange im hiesigen kulturellen Umfeld aufhielt, war eine Rückstufung unvermeidlich und an eine Verehelichung mit Ashton Neunzehner überhaupt nicht mehr zu denken.
    Eine goldene Bahre, ein Körper, dessen organische Prozesse sich verlangsamten und dann ganz erstarben. Warum hatte Marita Ribeau nicht eingegriffen? Warum unternahm der Sozialkoordinator Yama Jambavat nichts! Verdammtes Ferroplasma! Es machte Menschen zu Narren und gab Verrückten und Irren freie Bahn. Vielleicht gab es ein Mittel, sich von der grauen Substanz zu isolieren. Tasche konnte Datenspeicher anzapfen und nach entsprechenden Informationen suchen. Es war einen Versuch wert.
    Als Clay unter der Ergdusche hervortrat, wartete der schwarze Koffer bereits auf ihn. »Während Sie ruhten, Comptroller, habe ich alle Daten, die ich aus den Speichern im Arbeitszimmer Herbignacs kopierte, einer eingehenden Analyse unterzogen.«
    »Bist du auf weitere Informationen über Shereen gestoßen?« Er starrte Tasche hoffnungsvoll an und ignorierte die Projektionsbilder, die über die Fliesen der Hygienezelle glitten. Tasche summte.
    »Ja und nein. Doch beginnen wir zunächst mit dem, was mir zuerst auffiel.« Tasche schwebte an den Kontrollmechanismus der Kachelprojektoren heran. Eine kurze Manipulation, und die Bilder auf den Fliesen veränderten sich. Dutzende von Gesichtern umgaben den Comptroller, Männer und Frauen aller Altersstufen, größtenteils Terraner, aber auch einige Venusier.
    »Das sind Personen, die in der letzten Zeit von der Energetensphäre der Läuterungszeremonie unterzogen und ...«
    »... umgebracht wurden«, vervollständigte Clay finster. Er musterte die fremden Gesichter, und manche von ihnen kamen ihm seltsam vertraut vor.
    »Alle diese Männer und Frauen zeichnen sich durch die Tatsache aus, über ein nicht unbeträchtliches Vermögen zu verfügen«, erklärte Tasche summend. »Es sind auch einige Steuerflüchtlinge und Finanzbetrüger unter ihnen. Verstehen Sie, Comptroller? Es gab niemanden unter ihnen, der nicht über mindestens fünfzigtausend K verfügte.«
    Und während sich Clay ankleidete, nickte er langsam. Das war in der Tat eigenartig. Man hätte meinen sollen, daß sich die Anhängerschaft der Energetensphäre anteilig aus Vertretern aller Bevölkerungsschichten zusammensetzte und nicht nur aus jenen Menschen, die – wie er selbst – den Kampf des Lebens gewonnen hatten oder zumindest kurz vor dem Sieg standen.
    »Ich verfüge auch über die Zeitangaben der jeweiligen Läuterungen«, fuhr Tasche fort. »Und kurz nachdem die Seelen dieser Geläuterten eingingen in die Heilige Energetensphäre, kam es zu bestimmten finanziellen Transaktionen zwischen den Konten der Betroffenen und der Seligen Sphäre der ESPer-Energeten. Es folgten dann einige interne Umbuchungen; ein normaler und nicht mißtrauischer Buchprüfer hätte sich mit großer Wahrscheinlichkeit in dem Labyrinth aus Finanzoasen, Zwischenfestschreibungen, internen Lokationsdarlehen und anderen Dingen verloren – womit ich keineswegs Ihr in dieser Hinsicht mehrmals bewiesenes hervorragendes Geschick schmälern möchte, Comptroller. Aber ein schwarzer Koffer wie ich verfügt nun einmal über andere Möglichkeiten, und ein elektronischer Intellekt läßt sich so leicht nicht in die Irre führen.« Das Summen von Tasche klang nun eindeutig stolz. »Nun, wie dem auch sei: Nachdem die Finanzverwalter der

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