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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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waren wie er, trugen die Sänften von Mammas durch Gassen und luftige Alleen. Wenn eine Frau sie ansprach, neigten sie ehrerbietig den Kopf, und sie antworteten nur dann, wenn sie dazu aufgefordert wurden. Immer tiefer wanderten sie in das Labyrinth von MammaGrande hinein. Die Wände der Bauten leuchteten in grellen Farben, die nur selten aufeinander abgestimmt waren. Hier und dort glitten die großen Lettern von Nachrichten über tönerne Tafeln, und steinerne Statuen, die Marita Ribeau ›Föderatus-Kommunikatoren‹ nannte, brüllten mit donnernder Stimme:
    »... hat sich der Kreativitätsfaktor von Brainburg weiter erhöht. Die B-Freghels planen eine baldige Erweiterung der Lokation, um den gewachsenen Ansprüchen gerecht zu werden ...«
    »... ist von Ökonomik-Ultraplus eine neue automatische Produktionsanlage in Betrieb genommen worden. Die ÖU-Freghels gehen davon aus, daß die neue Produktionszelle binnen kürzester Frist voll ausgelastet sein wird; das verstärkt den Warenstrom von der Venus zur Erde und den Luna-Kolonien und gibt allen Lokationen die Möglichkeit, weitere kostenintensive Projekte in Angriff zu nehmen ...«
    »... verurteilt Baba-Jaga aufs allerschärfste das Verhalten einiger Neu-Einwanderer von VGAS-Phobos. Es ist keineswegs hinzunehmen, daß sie ihre Ehepartnerinnen dazu nötigen, als Freghel in den von ihnen gewählten Lokationen tätig zu werden, während sie es sind, die von den Verdienst-Lokationen öffentlich belobigt werden. Baba-Jaga fordert alle Frauen auf, sich diesen Bestrebungen zu widersetzen und die Männer öffentlich anzuprangern. Wir sind dankbar für alle Namen, die uns genannt werden, und wir versprechen, die Schande der Betreffenden den Frauen aller Kulturinseln bekanntzumachen. Wehrt euch! Schüttet Hohn und Spott über alle Fachauvis. Macht es ihnen unmöglich, weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, bis sie der Weiblichkeit endlich den Platz einräumen, der ihr zusteht ...«
    Clay schnaubte abfällig, und Marita Ribeau sagte laut und deutlich: »Wie geht es dir, Em? Bist du müde vom langen Wandern? Sollen wir eine Ruhepause einlegen?«
    »Ich drehe Ihnen den Hals um!« zischte Clay ihr zu und folgte ihr mit tänzelnden Schritten in einem respektvollen Abstand von einem Meter. Einige Frauen in der Nähe blickten aufmerksam in ihre Richtung; Clay schluckte und antwortete laut: »Es geht mir gut, Herrin. Ich bin keineswegs müde. Darf ich Ihnen versichern, daß ich noch viele Kilometer marschieren kann?«
    Marita Ribeau nickte wohlwollend. »Nun denn. So wollen wir nicht verschnaufen.«
    Clays innerer Vulkan stand kurz vor dem Ausbruch. Er bemühte sich, gegen die Eruption anzukämpfen, an etwas anderes zu denken. Shereen ...
    Oh, es war eine einzige Demütigung, eine Schande ohnegleichen!
    Eine Mamma trat auf sie zu und stellte sich Clay in den Weg, so daß er stehenbleiben mußte. Er dachte an die Hinweise der Ribeau und senkte den Kopf. »Ist das Ihr Em, Respektable Mamma?«
    Marita Ribeau wandte sich um und nickte. »Ja. Ich habe ihn gerade erst bekommen. Er ist neu hier, aber bereit zu lernen und sich zu fügen.« Ihr Lächeln wuchs in die Breite, und sie warf Clay heimlich einen warnenden Blick zu. »Ich bin stolz auf ihn. Er ist ein Prachtexemplar, nicht wahr?«
    Die Mamma nickte anerkennend und musterte Clay eingehend. Ihre ledernen Rückenschwingen breiteten sich aus und falteten sich wieder zusammen. Andere Mammas waren nun am Rande der Wandelgasse stehengeblieben, wechselten Worte miteinander und beobachteten sie. Clay starrte die Frau unter seinem Schleiertuch hinweg finster an. Unwillkürlich ballte er die Fäuste und widerstand der Versuchung, seine Blöße zu bedecken.
    »Ja«, sagte die Mamma vor ihm. Sie trug ein Gewand, das dem Maritas sehr ähnlich war. Ihre zwischen den Kleiderfetzen aufragenden Brüste waren voll und fest, und ... Clay schloß die Augen. Shereen ... Asthon Neunzehner durfte niemals von einer Lokation namens MammaGrande erfahren. Wenn er auch nur ahnte, daß eine gewisse Shereen Dalmistro, ausgestattet mit dem Lieblichkeitsfaktor Neun, ein solches kulturelles Umfeld berührt hatte, würde er sich für eine andere Frau entscheiden, um seinen genreinen Nachwuchs zu zeugen. Es war nicht auszudenken! Clay wurde blaß, als er sich vorstellte, es könne beim FI bekannt werden, daß er seinen Nachforschungen in einem derartigen Aufzug nachgegangen war – als Schoßhündchen einer Frau.
    Er schlug die Augen wieder auf, als er

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