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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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Hardener; FI-gesucht seit dem 11. 3. 2058.«
    »Stehenbleiben!« donnerte Clay. Er holte aus, schleuderte zwei Männer in mittleren Jahren zur Seite, sprang über einen am Boden hockenden Jugendlichen hinweg, der sich gerade übergab, und stürzte mit ausgestreckten Armen auf Silverstone zu. In den wäßrig-blauen Augen des Steuerflüchtlings leuchtete Erschrecken auf, und er versuchte vergeblich, die Mauer aus Armen, Beinen und neugierigen Gesichtern zu durchdringen. Clay packte ihn am Nacken, hob ihn hoch und schüttelte ihn. Enrico quiekte, zappelte und trat nach ihm.
    »So«, knurrte Clay zufrieden. »Und jetzt sagst du mir, was dich an dem Kontaktergespräch mit meiner Ersten Frau so interessierte ...«
    »Reiß ihm die Birne ab!« keifte der Greis mit der Muratte. »Na los doch. Blut! Ich will Blut sehen ...«
    »Ich ... ich weiß überhaupt nicht, was Sie von mir wollen«, brachte Silverstone hervor. Sein schwarzer Schnurrbart zitterte, seine Stimme vibrierte voller Furcht. Das breite und kantige Gesicht Clays war ganz Entschlossenheit, und in seinen blauen Augen schwammen Bilder aus der Tiefstadt von Metrocago.
    »Hauen Sie ihm eine rein, Mister!« rief ein Jugendlicher; auf seinem kahlen Kopf schimmerte ein farbenprächtiges Symbol, das ihn als Anhänger des Neuen Gottes auswies. Das Publikum gierte nach mehr.
    »Ich höre«, sagte Clay.
    »Was geht hier vor?« fragte eine scharfe Stimme. Es zischte und fauchte, und die Elektronischen Hiebe ließen die Zuschauer zur Seite weichen. Zwei Uniformierte traten an Clay heran. Es waren bullige, athletische Typen, jene Art von Mensch, die man besonders in den Reihen der Sicherheitsorgane solcher Raumschiffe antraf. Einer von ihnen hatte seinen Stunner gezogen und entsichert, und die Mündung deutete auf die Magengrube des Comptrollers.
    »Lassen Sie den Mann los!«
    Clay kam der Aufforderung nach. Enrico Silverstone stürzte zu Boden und kam wütend wieder auf die Beine. »Ist man denn nicht einmal mehr an Bord eines Liners sicher?« Er wedelte mit seinen dürren Armen, und auf der flachen Stirn glänzten Myriaden von Schweißtropfen. »Was ist überhaupt in Sie gefahren, Sie ... Sie ...«
    »Bitte begeben Sie sich zu den Fähren«, ertönte es aus den Lautsprechern. »Der Gestutzte Adler befindet sich nunmehr in einem stationären Orbit um die Venus. Die Ausschiffung beginnt in zehn Minuten ...«
    »Nehmen Sie den Mann in Haft«, knurrte Clay und starrte den Uniformierten an, der den Stunner in der Hand hielt. »Sein Name ist Enrico Silverstone, und es handelt sich bei ihm um ... einen Steuerflüchtling von der Erde.«
    »Er hat mich einfach angegriffen. Der Kerl ist ja nicht recht bei Verstand.« Silverstones Gesicht war rot angelaufen, und er machte Anstalten, sich hinter den beiden Sicherheitsbeamten zu verstecken. Clay schenkte ihm einen finsteren Blick.
    »Tätlichkeiten an Bord eines Raumschiffes verstoßen gegen den Verhaltens-Passus im Passagenkontrakt«, sagte einer der beiden Athleten. »Die Konventionalstrafe für diese Art des Vergehens ...«
    Clay stemmte die Arme in die Hüften. »Das interessiert mich nicht. Ich bin Comptroller. Und dieser Mann ist ein Steuerflüchtling.«
    »Ihre Papiere«, sagte der Mann mit der Waffe unbeeindruckt. Clay unterdrückte einen Fluch, griff in seine Jackentasche und holte ID-Karte sowie FI-Auftrag hervor. Der Sicherheitsbeamte prüfte die Unterlagen mit einem kleinen tragbaren Sichtgerät. Clays Nervosität wuchs. Warum hatte Silverstone das Komgespräch abgehört?
    Die anderen Passagiere verloren das Interesse an der Auseinandersetzung und machten sich auf den Weg zu den Shuttle-Hangars. Clay erblickte Erklärte Schwule, Nachtirre, Apologetenkünstler und sogar einige Freie und Unabhängige Golems unter ihnen und schüttelte verblüfft den Kopf. Er fragte sich, wie es diesem Abschaum gelungen war, eine Ausreisegenehmigung zu erhalten und die Ks für die Passage aufzubringen. Es erzürnte ihn, daß sich die Sicherheitsbeamten des Schiffes ausgerechnet um ihn kümmerten statt um dieses Konzentrat an Gesindel, das sich hier zusammendrängte.
    »Wie aus Ihren Papieren zu ersehen ist, sind Sie der Comptroller Claybourne Schuster Dalmistro, Allgemeinwirtschaftlicher Nützlichkeitsindex A, beauftragt mit einer Inspektion des Finanzgebarens einer Vereinigung, die sich Energetensphäre nennt.« Der Uniformierte sah auf. »Von einem Mann namens Enrico Silverstone steht hier nichts geschrieben.« Silverstone kicherte, verstummte

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