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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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– nicht wahr, Mr. Dalmistro?«
    Der Drink, den Clay hatte kommen lassen, schmeckte nach schalem Bier mit einem Schuß Antivomit, doch immerhin war er eisgekühlt. Clay nickte bedächtig vor sich hin, während er Jambavats Blick mied und ins Becherglas starrte. Erst nachdem er einige Schlückchen getrunken hatte, begann sich auf dem Getränk gelblicher Schaum zu bilden. Clay wußte nicht recht, wie er darstellen sollte, was sich beim Generaldirektor der IMFG ereignet hatte. Für ihn war Fuggis psychologischer Exkurs nichts als ein bodenlos unverschämter Affront gewesen, aber er befand sich hier nun einmal auf der Venus; mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit würde der Sozialkoordinator anders darüber denken.
    Marita Ribeau schob ihren Likör beiseite und ergriff das Wort. »De Fumure hat von seinen Computern eine Psychalyse des Comptrollers vornehmen lassen. Das Resultat war Sozialer Risikofaktor Eins. Soweit ich der Argumentation folgen konnte, war die Analyse einwandfrei.«
    »Soll das heißen, daß ich tatsächlich ein Psychopath bin?« fragte Clay gereizt, jedoch nicht nur wegen Maritas Äußerungen; er verspürte Durst, und der Drink hatte ihn enttäuscht.
    Zum erstenmal, seit er ihn kannte, wirkte Yama Jambavat ernsthaft betroffen. »Er hat das Resultat doch nicht etwa an die Justiz-Org weitergegeben?«
    »Nein, die Psychalyse ist modellfallmäßig durchgeführt worden. Aber er hat indirekt damit gedroht und durchblicken lassen, daß der geringfügigste Anlaß ihm dafür Grund genug sein wird.«
    »Das ist in der Tat eine Neuigkeit mit sehr bedenklichen Implikationen, Mr. Dalmistro«, sagte Jambavat. »Sie brauchen sich keineswegs persönlich gekränkt zu fühlen« – er winkte mit seinem faltigen Greisenhändchen ab –, »weil jeder in einem fremden kulturellen Umfeld ziemlich leicht zum Psychopathen abgestempelt werden kann. Allerdings käme die Justiz-Org am Sachverhalt Ihres Sozialen Risikofaktors nicht vorbei, und selbst bei Anrechnung Ihrer irdischen Herkunft als milderndem Umstand ließe sich eine sofortige Abschiebung nicht einmal durch meine Intervention abwenden. In meiner Position als Sozialkoordinator bin ich dem Gebot verpflichtet, im Interesse der venusischen Bevölkerung alle Gefahrenquellen unverzüglich zu beseitigen.«
    »Wie ich bereits mehrfach erklärt habe, ist es meine Absicht, mich nicht mehr provozieren zu lassen.«
    »Ich kann bestätigen«, sagte Marita, »daß der Comptroller in de Fumures Büro hinlängliche Besonnenheit bewiesen hat, um eine Eskalation zu verhüten.«
    Sie legte eine Hand auf Clays Oberschenkel. Wieder war diese Art der Berührung ihm peinlich. Ich bin doch ein Mann, dachte er fast verzweifelt. Wie kann diese Person mich so anfassen? Doch die Erinnerung an ihre Zärtlichkeiten in der Ergblase, zwischen Venusoberfläche und Venusgewölk, stimmte ihn empfänglicher, und mit gemischten Gefühlen duldete er die Intimität.
    Bei dieser Gelegenheit fiel ihm auch Sankt Damokles wieder ein. Die Sphärenschwimmerin hatte ihn zwecks genauerer Informationen an den Sozialkoordinator verwiesen.
    Doch ehe er dazu kam, das Thema anzuschneiden, tauchten am Zugang zur Nische zwei Nonsens-Fredys auf und fingen damit an, seine eben noch so gelobte Geduld auf die Probe zu stellen. Die beiden Freghel-Clowns, Vertreter eines Menschenschlages, der es sich freiwillig zum Ziel erhoben hatte, die Venusier ebenso mit unerwünschter wie mit erwünschter Spaßigkeit zu unterhalten, waren als Pierrot und Harlekin verkleidet.
    »Ja-wen-haben-wir-denn- daaaaaaa? « schrie der Harlekin und streckte am Ende der Frage glotzäugig die Zunge heraus.
    »Dalmistro mit der schwarzen Kisto!« brüllte der Pierrot, schob alle fünf Finger einer Hand in den Mund und trippelte schlottrig durch einen engen Kreis, als sei er von Grauen wie gelähmt.
    Der Harlekin winkte den übrigen Gästen zu und deutete in die Nische. »Dalmistro mit der schwarzen Kisto lauert hier in diesem Bistro!« heulte er wie ein Derwisch.
    Aus den benachbarten Räumlichkeiten der Grotte des Steten Tropfens ertönte schallendes Gelächter. Clay spürte, wie ihm das Blut aus den Wangen wich. »Muß ich mir so was anhören?«
    »Nein.« Marita berührte einen Sensor am Rand der Tischplatte, und ein Ergfeld versiegelte den Zugang der Nische. Das Lärmen der beiden Gestalten sank auf einen nebensächlichen Geräuschpegel ab.
    »Machen Sie sich nichts daraus, Comptroller«, empfahl Yama Jambavat. »Sie wissen ja, wie's ist. Was

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