In den Städten, in den Tempeln
Plastinautkreditoren, Interface-Firmen und vergleichbaren finanzwirtschaftlichen Phänomenen in die Geschäftsbeziehungen zur Energetensphäre zu erblicken sind, im Umfang ihrer Fragwürdigkeit nicht aus, um nach Maßgabe der UNO-Charta juristische Maßnahmen einzuleiten. Ich lege jedoch Wert auf die Feststellung, daß damit das Vorhandensein entsprechend verwertbarer Daten keineswegs auszuschließen ist.«
»Das ist mir auch klar«, entgegnete Clay barsch. »Das nutzt uns aber nichts, solange wir sie nicht haben.« Seine Fingerkuppen brachten auf der Tischplatte Voodoo-Trommeln zu gedämpftem Dröhnen. »Ist die Transfersabotage nachweisbar?«
Tasche strengte eine Dreiviertelsekunde lang ihr elektronisches Gehirn an. »Die biopositronischen Anlagen der IMFG sind Systeme höherer Qualität, die meine Kapazitäten um mehrere Größenordnungen übertreffen, Comptroller«, antwortete sie mit einem Anflug von Mißvergnügen in ihrer sehr modulationsfähigen Computerstimme. »Das unbefriedigende Ergebnis des Datentransfers würde infolgedessen mir angelastet.«
»Na gut. Damit wär's also auch nichts.«
Im Laufe der vorangegangenen Unterhaltung mit Yama Jambavat war Clay ein abstruser Gedanke gekommen, zu dessen gründlicher Erwägung er noch ein wenig Zeit brauchte. Es ließ sich nicht leugnen, daß nunmehr ganz außergewöhnliche Schritte erforderlich waren, um den Halunken, die an der Spitze der Energetensphäre und der IMFG standen, etwas anhaben zu können. Doch wie mußte man so eine Sache anpacken?
»Wir stehen am Ende einer Sackgasse«, sagte Marita, als habe sie seine Gedanken gelesen und fasse sie zusammen. »Wir müssen uns etwas völlig Neues einfallen lassen.«
Vor der Nische, außerhalb der Ergbarriere, erheiterten die zwei Freghel-Clowns nach wie vor die anderen Gäste der Grotte des Steten Tropfens mit ihrer Darbietung, die immer groteskere Formen annahm.
»Comptroller«, sagte plötzlich Tasche, »falls Sie an einer differenzierten Analyse der Proportionalität interessiert sind, durch die sich der Unterschied zwischen den Biopositroniken und mir im einzelnen ...«
»Ich habe dich nicht danach gefragt!« schnauzte Clay, der sich gestört fühlte. Er verspürte keinerlei Lust, sich jetzt auch noch Quasi-Rechtfertigungsversuche einer Maschine anzuhören. Er hob das Glas mit dem miesen Drink, um widerwillig einen Schluck zu trinken. Da fiel ihm etwas ein. »Mr. Jambavat«, sagte er, »Sie haben vorhin in Ihrem Büro erwähnt, Sie hätten mir ebenfalls eine Eröffnung zu machen. Dürfte ich nun erfahren, worum's dabei geht?«
»Gewiß.« Jambavats Miene widerspiegelte Zufriedenheit. »Endlich ist es mir gelungen, mich zu der Haltung durchzuringen, daß es mir vollständig gleichgültig ist, ob die Ermittlungen zum Erfolg führen oder nicht.«
Fast wäre das Becherglas Clays Hand entfallen. »Was?!«
»Jawohl!« Nahezu begeistert patschte der Sozialkoordinator die flache Hand auf den Tisch. »Vollkommen gleichgültig.« Offenbar sah er darin eine echte Errungenschaft. »Nun bin ich innerlich zum Handeln bereit.« Yama Jambavats Lächeln bezeugte aufrichtige Freude.
Clay starrte ihn an, als habe er es mit einer noch nie dagewesenen Abnormität zu tun. »Höre ich richtig?« Er beugte sich an seinem Platz vor. »Ich habe auf der Venus ja schon allerhand ...« Er unterbrach sich mitten im Satz, um zu vermeiden, daß ihm unhöfliche Bemerkungen entfuhren, und rang um Fassung. Das war der Gipfel all des Irrsinns, den er unter den Venussiedlern bis jetzt erlebt hatte. Wie war es möglich, daß dieser Mann ein führendes öffentliches Amt ausübte? Im unerbittlichen Effizienzsystem der Erde hätte man ihn rechtzeitig in einer Psychiatrie untergebracht, bevor er es geschafft hätte, einen solchen Posten zu okkupieren und einem wirklichen Kompetenzling vorzuenthalten. »Wäre es vielleicht denkbar, Mr. Jambavat«, erkundigte er sich mit leicht brüchiger Stimme, »mir Ihren plötzlichen ... äh, äh ... Gesinnungswandel zu erklären?«
»Freilich.« Der Sozialkoordinator nickte freundlich. »Ohne weiteres. Um handeln zu können, muß man sich zuvor vom Erfolg seines Handelns unabhängig gemacht haben. Denn es heißt: Sukhaduhkhe same krtvÇ lÇbhÇlÇbhau jayÇjayau tato yuddhÇya yujyasva naivam pÇpam avÇpsyasi. Das bedeutet: ›Rüste dich zum Kampfe, nachdem dir Freude und Leid, Gewinn und Verlust, Sieg und Niederlage gleichgültig geworden sind. So wirst du nicht in Schuld geraten.‹« Claybourne
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