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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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»Los, los, erzählt es überall! Föderatus soll die Story aufgreifen. Die ganze Venus muß darüber Bescheid wissen.«
    »Clay! Clay, was hast du getan?!« Marita stand plötzlich neben ihm. Ihr Gesicht zeigte offenes Entsetzen. »Das ist heller Wahnsinn!«
    Er lachte auf. »Naja, vielleicht hat Fuggi recht. Es sieht so aus, als ob ich wirklich zu allem fähig wäre.«
    Die zwei Freghel-Clowns tollten so schnell davon, daß sie beinahe über einen Servot purzelten, der ihnen auf seinem Ergfeld entgegenschwebte, und unter den Gästen brachen aufgeregte Wortwechsel und Diskussionen aus.
    »Du bist ein völlig verrückter, von krankhaftem Ehrgeiz besessener Narr!« Die Sphärenschwimmerin wirkte, als sei sie den Tränen nahe.
    Jambavat gesellte sich zu ihnen, unauffällig begleitet von Tasche. »Meine Bedenken gegen Ihr Vorgehen sind ebenfalls außerordentlich stark, Mr. Dalmistro. Sie hätten sich unsere Einwände erst einmal anhören sollen. Ihre Handlungsweise ist sehr unbesonnen.«
    Clay grinste. »In dieser Hinsicht unterscheide ich mich eben von Ihnen, Koordinator.« Er vollführte eine geringschätzige Gebärde. »Es ist genug geredet worden. Nun muß endlich etwas geschehen.« Das Grinsen wollte nicht aus seiner Miene weichen. Ihm behagte der Aufruhr, den er hervorgerufen hatte.
    »Ja, aber was wird das Ergebnis sein?« meinte Marita heftig. Clay zuckte die Achseln. »Sie müssen ihm diesen Blödsinn verbieten, Sozialkoordinator«, wandte sie sich erbittert an Jambavat. »Sie wissen, daß er mit all seinem negativen psychischen Ballast ...« Marita verstummte und sah Clay in unverminderter Betroffenheit an.
    »Ich wollte, ich könnte es allein aus Rücksicht auf den guten Ruf der Venuslokationen, verehrte Sphärenschwimmerin. Ich befürchte, viele Bewohner des Sonnensystems, die wie wir den ebenso schwierigen wie an Wundersamem reichen Weg des Alternativen gewählt haben, werden uns diesen Versuch als Rückgriff auf längst überwunden geglaubten Rigorismus vorwerfen.« Jambavat faltete die Hände vor seiner schmächtigen Brust. »Was werden soll, falls er fehlschlägt, daran wage ich vorerst gar nicht zu denken. Aber ich kann es ihm nicht verbieten. Ich kann ihm lediglich davon abraten.«
    »Dann tun Sie es«, bat Marita mit erstickter Stimme. Sie wandte sich ab. »Überzeugen Sie ihn.«
    »Verehrte Sphärenschwimmerin«, antwortete der Sozialkoordinator leise, »vergegenwärtigen Sie sich stets, daß Liebe eine Kraft der Freigabe ist, nicht des Bindens. Auch dieser Mann muß handeln, wie er nach seinem Ermessen handeln muß, ungeachtet dessen, wer ihn liebt und wer ihn haßt.«
    »Ich stelle es Ihnen anheim, Mr. Jambavat«, sagte Clay, dem jetzt an nichts weniger als an einem Gespräch über Gefühle gelegen war, »mich trotzdem über Ihre Bedenken aufzuklären. Wenn irgendwelche besonderen Schwierigkeiten zu erwarten sind, sollte ich wohl ohnehin besser volle Kenntnis davon haben.«
    »Es ist nicht nur Ihr Recht, von unseren Bedenken zu erfahren, Comptroller«, erwiderte Jambavat mit einer Andeutung von Trübsinn in seiner etwas kratzigen Stimme, »sondern ich erachte es auch als meine Pflicht, Sie davon zu unterrichten.« Er blickte sich um, und Clay tat das gleiche; viele Gäste hatten Grüppchen gebildet, die lebhaft debattierten, und zahlreiche Gesichter starrten herüber. »Hier werden wir keine Ruhe mehr haben«, sagte der Sozialkoordinator. »Lassen Sie uns in mein Büro zurückkehren.«
    Er ging voraus, und Clay schloß sich an; Tasche folgte, Marita Ribeau dagegen nicht.
     
    Kaum hatten sie das Büro des Sozialkoordinators betreten, traf dort über Kom eine Anfrage von Föderatus ein. Yama Jambavat bestätigte die von Clay öffentlich ausgesprochene Herausforderung zur Sankt-Damokles-Justiz, und als man hören wollte, um welchen Streitpunkt es sich drehte, ließ der Sozialkoordinator Clay selbst an den Apparat. Als er die Anschuldigungen vernahm, die der Comptroller sozusagen aus dem Stegreif vortrug, wäre er beinahe an seinem Platz zusammengesunken.
    »Sie übertreiben, Comptroller«, flehte er gedämpft um Zurückhaltung. »Sie übertreiben beträchtlich.« Aber Clay ließ sich nicht mehr mäßigen.
    »Und Sie sind sicher, daß die beiden Schufte sich nicht drücken wollen?« wollte Clay wissen.
    »Darin wäre zu Recht ein Schuldeingeständnis zu sehen. Die Tradition der Sankt-Damokles-Justiz erlaubt diese Schlußfolgerung. Die Folge wäre Verhaftung wegen Verdunklungsgefahr, Beschlagnahme der

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