In den Tod gejagt
eigenen
verzerrten Spiegelbild auf den Flaschen im Regal hinter der Bar zu. »Und ein
inbrünstiges Stoßgebet.«
»Sie haben das ganz schön
untermauert«, sagte die Stimme verächtlich und hob sich eine Spur, während sie
sich mir näherte. »Diese lausige Bemerkung über die kompakte kupferblonde Huri!
Ich sollte das doch hören, nicht wahr? Das war die Harpune, die mich genau
zwischen den Schulterblättern treffen sollte .«
Ich stellte mein Glas auf die
Bar und drehte mich langsam um. Sie stand ein paar Schritte weit von mir
entfernt, die Hände auf die Hüften gestützt, den breiten Mund verächtlich
verzogen, die himmelblauen Augen in warmer Erwartung schimmernd. Ich streckte
den Arm aus, packte ihre Hand und zog sie durch das Zimmer auf die Tür zu.
»Was soll das ?« fragte sie atemlos, als wir auf den Korridor hinaustraten. »Eine sofortige
Vergewaltigung?«
»Daran hatte ich gedacht«,
gestand ich. »Aber ein Spiel, das einer allein betreibt, macht keinen
eigentlichen Spaß. Wo ist Ihr Zimmer .«
»Warum wollen Sie das wissen ?« Sie wartete zwei Sekunden und fügte dann, als ich nicht
antwortete, schnell hinzu: »Das erste rechts; und wenn wir unterwegs auf Miss
Collins treffen — lächeln Sie !«
Ich schloß sofort die Tür
hinter uns, als wir kaum in ihrem Zimmer waren. Und sie seufzte erleichtert
auf. »Ein Glück, daß wir der alten Wachtel nicht begegnet sind. Ich wäre aus
schierer Verlegenheit gestorben .«
»Warum machen Sie sich wegen
solcher Belanglosigkeiten Gedanken ?« murmelte ich.
»Ich mache mir nur um die wichtigsten Dinge im Leben Sorgen, wie zum Beispiel
die Frage, ob sich diese Bluse aufknöpfen, aufhaken, mit einem Reißverschluß
oder wie sonst, zum Kuckuck, öffnen läßt.«
»Hinausschlüpfen«, sagte sie
mit leiser, beruhigender Stimme. »So!«
Ich sah, stumm vor Bewunderung,
zu, wie sie schnell die Bluse über den Kopf zog. Das weiche Licht der
Nachttischlampe betonte aufs subtilste die atemberaubende Pracht ihrer vollen
Brüste.
»Ich weiß nicht recht«, sie
warf die Bluse auf den nächsten Stuhl und betrachtete mich finster, »hier stehe
ich nun halb nackt, und Sie tragen nach wie vor eine Krawatte .«
»Ich komme nach«, versprach
ich, »aber nach Ihrer exotischen Vorführung wirkt alles, was ich tue,
lächerlich .« Sie zog den Reißverschluß der schwarzen
Samthose auf und wand sich aus ihr heraus — eine erstklassige Demonstration
reiner Erotik — und warf dann das Kleidungsstück auf die Bluse. Damit stand sie
in einem weißen Bikinihöschen da.
»Ich glaube«, sagte sie
beiläufig, »weiter werde ich im Augenblick nicht gehen .«
»Feigling !« sagte ich verächtlich. »An einem heißen Sommertag würde selbst Miss Collins
nichts dabei finden, sich innerhalb des Hauses pudelnackt auszuziehen, nur um
sich abzukühlen .«
Das löste einen Lachkrampf bei
ihr aus. Ich benutzte den Aufschub, um mich selber auszuziehen und sie ins Bett
zu packen. Das Gekicher hörte ein paar Sekunden später abrupt auf und wurde
durch sanftes Schnurren abgelöst. Ich löste meinen Arm aus der Bettdecke und
warf das weiße Bikinihöschen auf den Boden. Ein glatter, hübsch gerundeter
nackter Arm tauchte plötzlich neben dem meinen auf und knipste vorsichtig die
Nachttischlampe aus.
Lange Zeit später, als ich
dalag, erfüllt von tiefer, mein ganzes Innere erfüllender Befriedigung, küßten
mich zwei nachgiebige warme Lippen weich auf die Wange. »Weißt du was, Rick ?« flüsterte Arlene schlaftrunken, »ich wette, ich bin die
am blankesten geputzte Kupferblonde in der ganzen, weiten, verrückten Welt.«
SECHSTES KAPITEL
G egen zehn Uhr am nächsten
Morgen servierte mir das Mädchen im Eßzimmer das Frühstück. Miss Donner ließ
sich entschuldigen, sie könne mir leider nicht Gesellschaft leisten, denn sie
fühle sich heute morgen — das Mädchen stolperte über
das Wort — nicht >blankgeputzt<. Ich sagte, ich verstünde völlig, und
schlug die Morgenzeitung auf. In einem einspaltigen Bericht stand, daß die
Leiche eines freischaffenden Berufsfotografen gefunden worden sei, der auf
brutale Weise in seiner eigenen Wohnung erschlagen worden war. Man schätzte,
daß der Tod des Mannes mindestens sechsunddreißig Stunden vor dem Auffinden
seiner Leiche eingetreten sei, und so weiter und so weiter. Ich war froh, daß
die Polizei meinen anonymen Anruf ernst genommen hatte; aber schließlich nimmt
man dort jeden anonymen Anruf ernst, was der Grund für die Hochachtung ist,
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