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In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Jack. „Ich habe seit langer Zeit keinen mehr getroffen.“
    „In Lansing ist jeder einer. Wunschdenken, denn eigentlich ist nichts mehr da, über das nachzudenken sich lohnen würde.“ Er entspannte sich jetzt fast, der krasse Unterton verschwand aus seiner Stimme.
    Der Mann sah fragend zu Bertha.
    „Nicht jeder.“ Sie blickte in das vordere Abteil des Wagens, um dort einen Grund zu finden, nicht mehr weitersprechen zu müssen. Sie hörte, wie die Frau den Mann fragte, was er für die Regierung tat, achtete aber nicht auf die Antwort. Sie näherten sich dem Terminator, der langsam auf sie zuglitt wie ein Wolkenschatten daheim auf Morningside. Hinter dem Terminator, jenseits der Schattengrenze, sah sie eine Reihe von Leviathans: Gewaltige Stahlsäulen, die von Kupferringen gekrönt wurden, an denen rote und grüne Lichter blinkten.
    „Das ist ein Linearbeschleuniger“, erklärte die Frau. „Mit ihm wird Fracht transportiert, die keinen allzu weiten Weg hat… Was exakt denkt denn ein Materialist?“
    Sie überquerten den Terminator, und als hätte jemand einen Schalter umgelegt, sank urplötzlich die Nacht herab. Sie fuhren zwischen den Türmen des Beschleunigers durch. Der dunkelhaarige Mann beugte sich nach vorn und hörte Shadow Jack zu. Berthas Augen wurden unwillkürlich von ihm angezogen.
    „… und dann bekommt man ein Wort, der Name von etwas Materiellem, das irgendwie die Persönlichkeit des Betreffenden formt und beeinflußt. Die Hälfte der Leute wissen nicht mal, was ihr Wort überhaupt bedeutet…“
    Sie betrachtete den Fremden stumm, hilflos, errötete plötzlich. Kälte durchfloß sie, bis sie zitterte… Sie erinnerte sich an Morningside, an den ersten Tag ihrer Liebe zu Eric: Sie erinnerte sich an einen Soziologen und einen kranken Ingenieur in einer Fabrik hart an der Schattengrenze, an glitzerndes Metall in der endlosen Hitze eines ewigen Nachmittags… Sie erinnerte sich an den letzten Morgen auf Morningside: ein zerbrochener Eisfilm auf der Wasseroberfläche eines Brunnens in endloser Dämmerung, wo ein ewiger Sonnenuntergang die Ausläufer der Eisschicht der Nachtseite, die hoch über die Borealische See ragten, in bernsteinfarbenes Licht tauchte. Das Landefeld von Borealis, wo ihre Familie, die man gerade zur Besatzung der
Ranger
bestimmt hatte, gemeinsam arbeitete, um den Start vorzubereiten, und sich bereits auf eine Reise über einen Abgrund von 1,3 Lichtjahren einstellte, um das eisige Uhuru zu erreichen.
    Sie waren von allen Freiwilligen, die bereit gewesen waren, ihr Zuhause zu verlassen, da eine andere Welt im Handelsverbund ihre Hilfe benötigte, für die Reise ausgewählt worden. Aber von der Reise, die sie im Endeffekt dann unternahmen, hatten sie in ihren kühnsten Träumen nicht zu denken gewagt. Der Hohe Rat hatte eine Nachricht übermittelt, daß Hilfe für Uhuru nicht länger benötigt wurde. Daher hatte man ihnen ein neues, unerwartetes Ziel genannt: das Himmel-System, dazu eine Aufgabe, die weit mehr bedeutete als nur das Überleben einer anderen Welt oder der ihren. Sie erinnerte sich an die Feierlichkeiten, ihren Stolz über die Ehre, den Stolz ihrer ganzen Familie… Erinnerte sich daran, wie Eric sie langsam beiseite geführt hatte, hinaus aus der hell erleuchteten, überfüllten Halle, einen kurzen Augenblick des Alleinseins vor einer Reise, die Jahre dauern würde. Seine zärtlichen Hände, die Behaglichkeit der menschenleeren Sauna, ihr Gelächter, das weit über die einsamen Schneefelder schallte… die Hitze der Leidenschaft und die Kälte des Todes… Feuer und Eis, Feuer und Eis…
Eric, bitte verlaß mich nicht,
weinte sie lautlos.
Bitte gib mir Kraft.
    Der Wagen glitt weiter durch die Dunkelheit.
    Neben den schlanken Türmen ihres Ziels kam der Wagen zum Stillstand. Die ballonförmigen Vorratssäcke glommen in geisterhaftem Feuer – bleich grün, gelb und blau, dem die Bodenbeleuchtung eine seltsame Fluoreszenz verlieh. Bertha schüttelte die Vergangenheit ab. Sie sah hinaus auf den glühenden Wald fremder Konstruktionen. Sie hörte die Frau sagen: „…daß die Felder Lansings wie unsere Tankfarmen sind. Natürlich haben wir keine Wasserknappheit, wir lagern den Schnee in den alten Minenschächten. Unsere Vorräte reichen wahrscheinlich ewig, glaube ich.“ Stolz und eine unbewußte Gier klangen in ihrer Stimme mit. Der Mann von der Regierung sah sie an; Bertha sah, wie flüchtig Ärger über seine Züge huschte, und fragte sich, warum. Shadow Jack

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