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In den Waeldern des Nordens - V3

Titel: In den Waeldern des Nordens - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Sonnenland stammten und ihr Schiff im Eise verloren. Ihr erinnert euch alle der Walleute, die in ihren halb zerstörten Booten zu uns kamen und, als der Frost kam und der Schnee das Land bedeckte, mit Hunden und Schlitten südwärts zogen. Und ihr erinnert euch, wie sie auf den Frost warteten und wie einer von ihnen in der Erde zu graben begann. Dann gruben zwei und drei und schließlich alle, unter großer Spannung und Unruhe. Was sie aus der Erde gruben, wissen wir nicht, denn sie jagten uns fort, so daß wir es nicht sehen konnten. Später aber, als sie weg waren, sahen wir nach und fanden nichts. Aber es ist viel Erde da, und sie durchwühlten nicht alles.«
    »Ja, Aab-Waak, ja!« rief das Volk bewundernd.
    »Und daher denke ich«, schloß er, »daß einer der Männer des Sonnenlandes es dem andern erzählt und daß diese Männer des Sonnenlandes es so erfahren haben und nun hergekommen sind, um in der Erde zu graben.«
    »Aber wie kann es sein, daß Bill unsere Sprache spricht?« fragte ein eingeschrumpfter alter kleiner Jäger. »Bill, den unsere Augen nie zuvor gesehen haben?«
    »Bill ist zu andern Zeiten im Schneeland gewesen«, antwortete Aab-Waak, »sonst könnte er nicht die Sprache des Bärenvolkes reden, die die gleiche wie die der Hungrigen, also der der Mandeller sehr ähnlich ist. Denn es sind viele Männer aus dem Sonnenlande unter dem Bärenvolke, aber nur wenige unter den Hungrigen und kein einziger unter den Mandellern gewesen, ausgenommen die Walleute und die, die jetzt in Negaahs Iglu schlafen.«
    »Ihr Zucker ist sehr gut«, bemerkte Negaah, »und ihr Mehl auch.«
    »Sie haben große Reichtümer«, fügte Ounenk hinzu. »Gestern war ich auf ihrem Schiff und sah ungeheuer sinnreiche Geräte aus Eisen und Messer und Büchsen und Mehl und Zucker und seltsame Nahrungsmittel ohne Ende.«
    »So ist es, Brüder!« Tyee erhob sich und jubelte innerlich über das ehrerbietige Schweigen, mit dem das Volk ihn ehrte. »Sie sind sehr reich, diese Männer des Sonnenlandes. Zudem sind sie Toren. Denn seht! Sie kommen hierher zu uns, kühn und blind und ohne an ihren großen Reichtum zu denken. Eben jetzt schnarchen sie, und wir sind zahlreich und unerschrocken.«
    »Vielleicht sind sie auch unerschrocken und große Kämpfer«, wandte der eingeschrumpfte kleine alte Jäger ein.
    Aber Tyee warf ihm einen Blick zu. »Nein, das scheint mir nicht so. Sie leben im Süden, unter der Bahn der Sonne, und sind weichlich wie ihre Hunde. Erinnert ihr euch der Hunde der Walleute? Unsere Hunde fraßen sie am zweiten Tage, weil sie weichlich waren und nicht zu kämpfen verstanden. Die Sonne ist warm und das Leben bequem in den Sonnenländern, und die Männer sind wie Weiber und die Weiber wie Kinder.«
    Köpfe nickten Beifall, und die Frauen streckten den Hals aus, um zu lauschen.
    »Es heißt, sie seien gut gegen ihre Frauen, die nicht viel Arbeit verrichten«, kicherte Likita, ein breithüftiges, gesundes junges Weib, die Tochter Tyees.
    »Du möchtest wohl Mesahchies Spuren folgen, wie?« rief er zornig. Dann wandte er sich schnell zu den Männern des Stammes: »Seht ihr, Brüder, so sind die Männer des Sonnenlandes. Sie blicken auf unsere Frauen und nehmen sie eine nach der andern. Wie Mesahchie ihnen gefolgt ist und Negaah um seinen Preis gebracht hat, so will Likita ihnen folgen, und so wollen sie es alle, und wir sind die Betrogenen. Ich habe mit einem Jäger des Bärenvolkes gesprochen, und ich weiß es. Hier sind einige der Hungrigen unter uns; laßt sie sprechen und sagen, ob meine Worte wahr sind.«
    Die sechs Jäger vom Stamme der Hungrigen bezeugten die Wahrheit seiner Worte, und jeder von ihnen erzählte dem neben ihm Sitzenden von den Männern des Sonnenlandes und ihren Sitten. Murren ertönte von den jüngeren Männern, die sich Frauen suchen sollten, und von den älteren, die Töchter zu guten Preisen abzugeben hatten, und ein leises Summen von Wut wurde lauter und deutlicher.
    »Sie sind sehr reich und haben sinnreiche Geräte aus Eisen, Messer und zahllose Büchsen«, hetzte Tyee, und sein Traum von plötzlichem Reichwerden begann feste Gestalt anzunehmen.
    »Ich werde mir Bills Büchse nehmen«, erklärte Aab-Waak plötzlich.
    »Nein, die soll mein sein!« rief Negaah. »Denn der Preis für Mesahchie muß einberechnet werden.«
    »Friede! O Brüder!« Tyee beschwichtigte die Versammlung mit einer Handbewegung. »Laßt Frauen und Kinder in ihre Iglus gehen. Dies ist Männerrede; laßt sie nur für

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