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In den Waeldern des Nordens - V3

Titel: In den Waeldern des Nordens - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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und unter dem Gefühl litt, sich lächerlich gemacht zu haben.
    Aber Klok-No-Ton sah nur Scundoos Gesicht mit dem blassen, fahlen Lächeln vor sich und hörte nur das schwache ferne Grillenzirpen: »Ich kaufte ihn von dem Manne La-lah, und ich habe oft gedacht« und »Es ist schönes Wetter heute, und deine Medizin ist stark.«
    Er schoß an Hooniah vorbei, und der Kreis machte ihm instinktiv Platz. Sime rief ihm von seinem Kanu aus eine Anzüglichkeit zu, die Frauen kicherten ihm ins Gesicht, höhnische Rufe ertönten hinter ihm her, aber ohne sich darum zu kümmern, eilte er nach Scundoos Haus. Er donnerte an die Tür, schlug mit geballten Fäusten auf sie los und heulte Verwünschungen. Aber es kam keine Antwort, nur in den Pausen erklang Scundoos Stimme in unheimlichen Zaubergesängen. Klok-No-Ton raste wie ein Verrückter, als er aber die Tür mit einem großen Stein einzuschlagen versuchte, ertönte Knurren von Männern und Frauen. Und er, Klok-No-Ton, wußte, daß er hier, seiner Stärke und Autorität beraubt, einem fremden Volke gegenüberstand. Er sah, wie ein Mann sich nach einem Stein bückte, sah, wie ein zweiter dasselbe tat, und er wurde von Furcht gepackt.
    »Tu Scundoo nichts, er ist ein Meister!« rief eine Frau.
    »Es ist am besten, wenn du in dein eigenes Dorf zurückkehrst!« rief ein Mann drohend.
    Klok-No-Ton machte kehrt und schritt durch sie hindurch zum Strande hinunter, grimmige Wut im Herzen und in seinem Kopfe begründete Besorgnis um seinen wehrlosen Ruf. Aber kein Stein wurde ihm nachgeworfen. Die Kinder umschwärmten ihn mit Spottworten, und die Luft erscholl von Hohngelächter, aber das war auch alles. Immerhin atmete er erst auf, als sein Kanu auf offener See war. Da erhob er sich und schleuderte einen zwecklosen Bannstrahl auf das ganze Dorf und seine Bewohner und vergaß nicht, Scundoo, der ihn angeführt hatte, besonders zu erwähnen.
    An Land rief man nach Scundoo, und die Bevölkerung scharte sich um seine Tür und bat und flehte in babylonischer Verwirrung, bis er mit erhobener Hand heraustrat.
    »Da ihr meine Kinder seid, bin ich bereit, euch zu verzeihen«, sagte er. »Aber nur dieses eine Mal. Es ist das letztemal, daß ich euch eure Torheit ungestraft hingehen lasse. Was ihr wünscht, soll erfüllt werden und ich weiß schon, was es ist. Heute nacht, wenn der Mond hinter die Welt gegangen ist, um die mächtigen Toten anzuschauen, soll das Volk sich in der Dunkelheit um Hooniahs Haus versammeln. Dann soll der Missetäter vortreten und seinen verdienten Lohn empfangen. Ich habe gesprochen.«
    »Und er soll den Tod erleiden«, brüllte Bawn, »denn er hat uns Kummer und Schande gebracht!«
    »So sei es denn«, erwiderte Scundoo und schloß seine Tür.
    »Jetzt wird alles an den Tag kommen, und Zufriedenheit wird unter uns herrschen«, erklärte La-lah orakelhaft.
    »Durch Scundoo, des kleinen Mannes Hilfe«, höhnte Sime.
    »Durch Scundoo, des kleinen Mannes Medizin«, berichtigte La-lah.
    »Kinder der Torheit, dieses Thlinket-Volk!«
    Sime schlug sich klatschend auf den Schenkel. »Es ist ganz unverständlich, daß erwachsene Frauen und starke Männer in den Dreck hinunter wollen, um Märchen zu träumen.«
    »Ich bin ein weitgereister Mann«, antwortete La-lah. »Ich habe die tiefen Meere befahren und Zeichen und Wunder gesehen, und ich weiß, daß es so ist. Ich bin La-lah...«
    »Der Betrüger...«
    »So nennt man mich, aber mein rechter Name wäre ›der Weltbereiste‹.«
    »Ich bin kein so großer Reisender«, begann Sime.
    »Dann solltest du den Mund halten«, unterbrach ihn Bawn, und sie schieden in Unfrieden.
    Als der letzte Silberstrahl des Mondes auf der andern Seite der Welt verschwunden war, trat Scundoo unter das Volk, das sich um Hooniahs Haus gesammelt hatte. Er ging mit schnellen, leichten Schritten, und wer ihn so im Scheine von Hooniahs Tranlampe sah, bemerkte, daß er mit leeren Händen ohne Rasseln, Masken oder die sonstige Ausstattung eines Schamanen kam, außer einem großen, schläfrigen Raben, den er unter dem einen Arme trug.
    »Ist Holz für ein Feuer gesammelt, damit alle sehen können, wie das Werk vor sich geht?« fragte er.
    »Ja«, antwortete Bawn. »Hier ist reichlich Holz.«
    »So hört alle wohl zu, denn meiner Worte sind nur wenige. Ich habe Jelchs, den Raben, mitgebracht, der Geheimnisse errät und Verborgenes sieht. Ihn, den Schwarzen, will ich unter Hooniahs großen schwarzen Topf in den schwärzesten Winkel des Hauses setzen. Die

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