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In den Waeldern des Nordens - V3

Titel: In den Waeldern des Nordens - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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noch übrig«, lautete die Antwort.
    »Und sie pressen sich dicht an die Erde, denn sie haben gelernt, wie man kämpfen muß. Dazu sind sie zornig geworden. Und wenn wir die Männer des Sonnenlandes auf dem Schiffe getötet haben, so sind nur noch vier hier auf dem Lande übrig. Es dauert vielleicht lange, bis wir sie getötet haben, aber schließlich wird es doch geschehen.«
    »Wie können wir zum Schiff gelangen, wenn wir nicht hier und nicht dort gehen können?« fragte Tyee.
    »Es ist eine schlechte Stelle, wo Bill und seine Brüder liegen«, erklärte Aab-Waak. »Wir können von allen Seiten über sie herfallen, und das ist nicht gut. Daher suchen sie die Klippen in den Rücken zu bekommen, um dort zu warten, bis ihre Brüder vom Schiff ihnen zu Hilfe kommen.«
    »Nie sollen sie vom Schiff kommen, ihre Brüder! Ich habe es gesagt.«
    Tyee schöpfte wieder Mut, und als die Männer des Sonnenlandes die Prophezeiung erfüllten und sich nach der Klippe zurückzogen, war ihm so leicht ums Herz wie nur je.
    »Es sind nur noch drei von uns übrig!« klagte einer vom Stamme der Hungrigen, als man sich zur Beratung versammelte.
    »Dafür soll statt zwei Büchsen jeder vier haben«, lautete Tyees Erwiderung.
    »Wir haben gut gekämpft.«
    »Ja, und sollte es sein, daß nur zwei von euch übrigbleiben, so würdet ihr sechs Büchsen jeder bekommen. Darum kämpft gut.«
    »Und wenn keiner von ihnen übrigbleibt?« flüsterte Aab-Waak schlau.
    »Dann bekommen wir die Büchsen, du und ich«, antwortete Tyee ebenfalls flüsternd.
    Um aber die Männer vom Hungrigen Volke günstig zu stimmen, machte er einen von ihnen zum Führer des Zuges gegen das Schiff. Diese Abteilung umfaßte volle zwei Drittel des Stammes und ging in einer Entfernung von einem Dutzend Meilen, mit Fellen und andern Handelswaren beladen, an die Küste. Die Zurückgebliebenen bildeten einen weiten Halbkreis um die Brustwehr, die Bill und seine Männer des Sonnenlandes aufzuwerfen begonnen hatten. Tyee war sich schnell über den Nutzen einer Sache klar, und er ließ sofort seine Leute kleine Schützengräben auswerfen.
    »Die Zeit wird vergehen, ehe sie es gewahr werden«, sagte er zu Aab-Waak, »und wenn sie beschäftigt sind, werden sie nicht so sehr an die Gefallenen oder an ihre eigenen Beschwerden denken. Und im Dunkel der Nacht können wir uns weiter vorschieben, so daß die Männer des Sonnenlandes, wenn sie im Morgenrot Ausschau nach uns halten, uns ganz nahe finden werden.«
    In der Mittagshitze machten die Männer eine Arbeitspause und nahmen eine Mahlzeit von Stockfisch und Robbentran ein, die ihnen von den Frauen gebracht wurde. Einige riefen nach den Nahrungsmitteln, die die Männer des Sonnenlandes in Negaahs Iglu hatten, aber Tyee weigerte sich, sie auszuteilen, ehe die, welche das Schiff angreifen sollten, zurückgekehrt waren. Es wurde hin und her über den Ausfall geredet, aber auf einmal ertönte ein dumpfes Dröhnen vom Meere her über das Land. Wer gute Augen hatte, sah eine dichte Rauchwolke, die sich schnell auflöste und die ihrer Behauptung nach gerade über dem Schiff der Männer des Sonnenlandes schwebte. Tyee meinte, es müsse ein Kanonenschuß sein. Aab-Waak wußte es nicht, dachte aber, daß es irgendein Signal sein müsse. Auf jeden Fall, sagte er, sei es Zeit, daß etwas geschehe.
    Fünf bis sechs Stunden später erblickte man einen Mann, der allein über die breite Ebene vom Meere heraufkam, und Frauen und Kinder strömten ihm in einer großen Schar entgegen. Es war Ounenk, nackt, atemlos und verwundet. Das Blut rann ihm noch aus einer Schramme an der Stirn über das Gesicht herab. Sein linker Arm hing furchtbar verstümmelt und hilflos an seiner Seite. Aber am merkwürdigsten von allem war ein wildes Licht in seinen Augen, das die Frauen nicht verstanden.
    »Wo ist Peshack?« fragte eine alte Squaw.
    »Und Olitlie?« – »Und Polak?« – »Und Mah-Kuk?« stimmten andre ein.
    Aber er sagte nichts, sondern drängte sich nur durch die lärmende Menge und wankte auf Tyee zu. Die alte Squaw erhob das Trauergeheul, und die Frauen stimmten eine nach der andern mit ein, während sie sich hinten anschlossen. Die Männer krochen aus ihren Schützengräben und liefen zurück, um sich um Tyee zu scharen, und man bemerkte, wie die Männer des Sonnenlandes auf ihre Barrikade kletterten, um sehen zu können.
    Ounenk machte halt, wischte sich das Blut aus den Augen und blickte sich um. Er versuchte zu sprechen, aber seine trockenen Lippen

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