In den Waeldern des Nordens - V3
überbrückt. Ein mächtiges Wutgeschrei erhob sich, in dem viel Rachgier und gedankenlose tierische Wildheit lag. Tyee und Aab-Waak versuchten, das Mandellvolk zurückzuhalten, wurden aber beiseite gestoßen und konnten nichts als sich umdrehen und dem wahnsinnigen Ansturm zusehen. Aber es fiel kein Schuß von den Männern des Sonnenlandes, und ehe die Hälfte der Strecke zurückgelegt war, wurden viele durch die geheimnisvolle Stille erschreckt, machten halt und warteten. Die wilderen Geister stürmten weiter, sie hatten wieder die Hälfte des übriggebliebenen Abstandes zurückgelegt, und immer noch gab der Graben kein Lebenszeichen von sich. In einer Entfernung von zweihundert Ellen verlangsamten sie den Lauf und sammelten sich; bei hundert Ellen blieben sie, an zwanzig Mann, mißtrauisch stehen und berieten sich. Da wurde die Barrikade von einer Rauchwolke gekrönt, und sie zerstreuten sich wie eine Handvoll kleiner Steine, die aufs Geratewohl hingeworfen werden. Vier fielen und noch vier, und sie fielen weiter schnell, immer einer oder zwei zugleich, bis nur einer übrig war, und der jagte in voller Flucht zurück, während der Tod ihm um die Ohren pfiff. Es war Nok, ein junger Jäger, langbeinig und hochgewachsen, und er lief, wie er nie zuvor gelaufen war. Er fuhr über die nackte Ebene wie ein Vogel, schwang sich auf und segelte und sprang von einer Seite auf die andere. Die Büchsen im Graben donnerten in einer mächtigen Salve, sie knallten durcheinander, aber immer noch schwang Nok sich auf, tauchte nieder und schwang sich immer wieder unbeschädigt auf. Das Schießen ließ nach, als hätten die Männer des Sonnenlandes es aufgegeben, ihn zu treffen, und Nok zickzackte immer weniger in seinem Fluge, bis er bei jedem Sprunge geradeaus flog. Und wie er schnell und geradeaus so sprang, kläffte eine einzelne Büchse aus dem Graben, und Nok ballte sich mitten in der Luft zusammen und kam als ein Klumpen auf die Erde, flog durch den Aufprall wieder hoch und landete als ein zerschmettertes Häufchen.
»Wer ist so schnell wie das schnellbeschwingte Blei?« grübelte Aab-Waak.
Tyee brummte und wandte sich ab. Der Fall war erledigt, und es gab Wichtigeres zu denken. Ein Mann vom Stamme der Hungrigen und vierzig von seinen eigenen Kriegern, darunter einige Verwundete, waren noch übrig, und man hatte noch mit vier Männern des Sonnenlandes zu rechnen.
»Wir halten sie in ihrem Loch an der Klippe fest«, sagte er, »und wenn der Hunger sie gepackt hat, so töten wir sie, als ob es Kinder wären.«
»Aber warum kämpfen?« fragte Oloof, einer der jüngeren Männer. »Der Reichtum der Männer des Sonnenlandes ist nicht mehr; es ist nur übrig, was sich in Negaahs Iglu befindet, ein elender Rest...« Er brach hastig ab, denn eine Kugel pfiff scharf an seinem Ohr vorbei.
Tyee lachte höhnisch. »Nimm das als Antwort. Was könnten wir sonst tun mit diesen wahnsinnigen Menschen des Sonnenlandes, die nicht sterben wollen?«
»Welche Torheit!« protestierte Oloof, während er im stillen die Ohren spitzte, ob nicht eine neue Kugel käme. »Es ist nicht recht, daß sie so kämpfen, diese Männer des Sonnenlandes. Warum wollen sie nicht einen leichten Tod sterben? Sie sind Toren, daß sie nicht wissen, daß sie doch des Todes sind, und uns so viel Mühe machen.«
»Zuerst kämpften wir, um großen Reichtum zu gewinnen, jetzt tun wir es, um unser Leben zu retten«, faßte Aab-Waak in Kürze die Lage zusammen.
Nachts ertönte Lärm in den Gräben, und Schüsse wurden gewechselt. Und am Morgen fand man Negaahs Iglu von den Besitztümern der Männer des Sonnenlandes geräumt. Sie hatten sie selbst geholt, wie ihre Fährten zeigten, als die Sonne aufging. Oloof kroch auf den Rand der Klippe, um große Steine in den Graben hinabzuschleudern, aber die Klippe hing über, und so schleuderte er statt dessen Scheltworte und Beleidigungen hinunter und versprach ihnen bittere Foltern, wenn das Ende gekommen sei. Bill schickte ihm Hohnworte in der Sprache des Bärenvolkes zurück, und Tyee, der den Kopf aus dem Graben hervorsteckte, um zuzusehen, erhielt einen tiefen Streifschuß an der Schulter.
Und in den traurigen Tagen, die jetzt folgten, und den wilden Nächten, in denen sie die Gräben näher an den Feind heranführten, wurde viel davon gesprochen, ob es nicht klug sei, die Männer des Sonnenlandes entwischen zu lassen. Aber davor fürchteten sie sich, und die Frauen erhoben stets ein Geschrei bei dem Gedanken. Sie hatten
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