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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Rosen
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erwischen und – der Rest wäre Schweigen und Lazarett!
    In einer der ersten Nächte schon spielte sich in unserem Zimmer eine häßliche Szene ab, die so recht zeigte, wie man in der Legion mit einem Dieb umgeht. Mitten in der Nacht hörte ich einen wütenden Schrei, sprang auf und sah schlaftrunken um mich. Um Rassedins Bett stand eine dichte Gruppe von schimpfenden, gestikulierenden Legionären. Ich trat hinzu. Guttinger und drei andere hielten mit eisern zupackenden Fäusten einen Legionär fest, der kaum sprechen konnte vor Entsetzen und kalkweiß im Gesicht war. Rassedin stand im Hemd da und leuchtete mit der Nachtlampe in das Gesicht des Ertappten.
    »Du bist von der zehnten Kompagnie?« fragte er ihn.
    »Ja,« stotterte der Mann.
    »Was machst du dann hier bei der Elften?«
    »Wein getrunken ... ins falsche Zimmer gekommen ... laßt mich doch los!« war die Antwort.
    Unterdessen waren alle anderen wach geworden und umstanden die Gruppe.
    » Nom de Dieu – so'n dreckiger Kerl!« sagte Rassedin. »Hört zu, Kameraden. Mein Geld hatte ich in meiner Hose, und meine Hose hatte ich unter mein Kopfkissen gelegt. Vorhin spürte ich etwas, fahre auf und greife zu. Wißt ihr, was ich erwischt habe? Die Hand von dem Kerl da.«
    »Ich bin über dein Bett gefallen,« sagte der Legionär trotzig.
    » Voleur! « schrie Guttinger. »Dieb!«
    Es war, als sei das Wort ein Signal. Mit einemmal hoben sich Fäuste, ein Bajonett blitzte, ein Getümmel entstand, und ein Dutzend Legionäre wälzten sich auf dem Boden. Die Szene dauerte kaum eine Minute. Dann wurde es still – der Legionär von der Zehnten lag blutend und stöhnend da. Das Gesicht des Mannes sah schwarz aus, so fürchterlich zerschlagen war es. Ein Hieb mit dem Bajonett hatte die eine Backe gespalten, und ein Blutstrom rieselte über die blaue Jacke. Die Wache kam, und der Mann wurde ins Lazarett geschafft.
    »Mein Geld wollte er stehlen! Dekorieren wollte er sich!« sagte Rassedin grimmig. »Vorläufig haben wir aber ihn dekoriert!«
    Der Mann lag wochenlang im Lazarett, und von einer Untersuchung oder gar von einer Bestrafung der eigenmächtigen Justiz war keine Rede. Die Strafe des Diebs liegt nach alter Legionsgewohnheit in den Händen seiner Kameraden.
    *
    Beim Dekorieren war Herr von Rader in seinem Element. Er lebte sich so lächerlich schnell ein, daß nach einer Woche die ganze Legion ihn kannte, und daß schon nach ein paar Tagen unser Feldwebel bei einem Appell auf dem Zimmer vorwurfsvoll zu ihm sagte:
    » Tu n'est pas sérieux! «
    »Heh?« sagte Herr von Rader.
    »Du sein nix ernsthaft. Nix gediegen!« radebrechte der Feldwebel.
    »Doch! Sehr ernsthaft, mon adjudant! « grinste Rader.
    »Ernsthaft und jediegen soll ick sein!« sagte Herr von Rader, als der Feldwebel das Zimmer verlassen hatte. »For fünf Centimes im Tag ooch noch ernsthaft und jediegen! Bin ick 'n preuß'scher Rejierungsrat oder bin ick 'n Fremdenleschionär??«
    Ernsthaft an Herrn von Rader war jedenfalls sein Bestreben, sich zu dekorieren, wo es anging. Abend für Abend ging er hinüber in die Kantine. Er hatte zwar kein Geld, aber er jonglierte unermüdlich mit leeren Weinflaschen, machte die schwierigsten Zaubereien mit Absinthgläsern und erzählte Madame la cantinière (die ein bißchen Deutsch verstand) viele lustige Schnurren, bis es ihm gelungen war, der Naivität der Dame, die über so viele, schöne, dickbäuchige Weinfässer verfügte, tief zu imponieren. Der Mann der vielen Geschicklichkeiten amüsierte sie, und sie tat etwas, was sie in ihrem ganzen Kantinenleben noch nie getan hatte: sie schenkte dem lustigen Rader allabendlich eine Flasche Wein und gab ihm obendrein noch auf ein imaginäres Zehn-Sous-Stück heraus. Der portugiesische Gatte von Madame ahnte das kleine Geheimnis des guten Herzens seiner Frau nicht. Er hätte auch völlig ruhig sein können: Herr von Rader interessierte sich nicht für die eheliche Treue der Regimentsmarketenderin – er liebte nur ihren Wein!
    So dekorierte sich Herr von Rader durch sein geschwätziges Mundwerk und seine geschickten Artistenfinger. Die Soldatenarbeit fiel seinem trainierten Körper nicht schwer. Die Kunst des Dekorierens, die nichts anderes ist als die Lebenskunst der Landstraße, hatte er in einem langen fahrenden Leben mit all' ihrer Schlauheit und all' ihren Kniffen gründlich erlernt. Der Rekrut Rader fühlte sich wohler unter der Legionsflagge als alle anderen seiner Mitrekruten. Manchmal aber (wenn Madame la

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