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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Rosen
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sich schlanke, magere Söhne Israels mit scharf geschnittenen Rassegesichtern um irgendeinen Schacherhandel; in langer Kaftantracht aus brauner und blauer Seide schritten alteingesessene algerische Juden dahin; Männer von Gewichtigkeit, die den Geldumsatz des ganzen Landes in ihren Händen hielten, als Vermittler zwischen Welthandel und arabischem Reichtum. In dem schmutzigen Viertel wohnte unter der Armutshülle, mit der sich Israel so gerne umgibt, der Reichtum und die Macht.
    Dort hat der Schacher mit kleinen und kleinsten Dingen seine Heimat. Jedes Geschäft ist dem Ghettohändler recht, wenn er nur Geld dabei verdienen kann, und seit jeher stehen Ghetto und Fremdenlegionäre in inniger Geschäftsverbindung. Die kleinen jüdischen Händler wechseln gerne Fünfmarkscheine zu fantastischen Kursen, und auf den geheimnisvollen Geschäftswegen, die auch dieses Judenviertel mit allen Ländern der Welt verbinden, wandern viele kleine Banknoten hin und her, die einst als Heimatgruß und Trostspender den Hauptinhalt eines Legionsbriefes gebildet haben. Viel Geld ist an diesen Banknoten verdient worden! Für einen Fünfmarkschein wird im Lande von Sidi-bel-Abbès prinzipiell nicht mehr als vier Franks bezahlt! Alle andern Legionsgeschäfte sind ähnlich vorteilhaft – für den andern, wohlverstanden, nicht für den Legionär. Wenn die Dunkelheit des Abends Gerechte und Ungerechte verhüllt, schleichen sich Legionärsgestalten mit rundlichen Bündeln vorsichtig durch das Judenviertel und verschwinden lautlos in einem der elenden Häuser. Was sie tragen, sind braunwollene Decken und blaue Schärpen: an den Ecken und in der Mitte höchst deutlich mit weißer Farbe als Eigentum des Regiments abgestempelt. Aber was ist schließlich solch ein Stempel! Mit einigem gutem Willen und ein wenig Terpentin kommt man über das bißchen weiße Farbe spielend hinweg!
    Die Trödler von Sidi-bel-Abbès kaufen alles. Zu ungeheuerlichen Schundpreisen natürlich, aber sie kaufen es. Die Silberstücke des Ghettos sind schon so manchem Legionär zum Verderben geworden, wenn er in einem Wutanfall, im Cafard, seine Uniformstücke verkaufte und das bereitwillige Entgegenkommen des Händlers mit einer schweren Zuchthausstrafe büßen mußte.
    Das Ghetto steht in so inniger Verbindung mit dem Legionär.
    Der brave Bürger von Sidi-bel-Abbès jedoch, ein Mischling aus spanischem, levantinischem und französischem Blute, liebt den fremden Soldaten herzlich wenig. Er ist wohl noch niemals auf den Gedanken gekommen, daß er aus purer Dankbarkeit das Rot der Hose und das Blau der Jacke des Fremdenlegionärs in seinem Stadtwappen führen sollte. Er hat schon längst vergessen, daß dereinst der Kern seiner Stadt von fleißigen Legionären erbaut wurde!
    Er verachtet den Fremdenlegionär aus tiefstem Herzensgrunde und bemüht sich, ihm das täglich zu zeigen. Seine Damen raffen die Kleider, wenn sie einem Legionär auf der Straße begegnen, als ob eine Berührung mit dem armen Teufel Pesthauch wäre; er selbst zetert gewohnheitsmäßig auf die Legion. Er hat es durchzusetzen gewußt, daß das Kasino der Offiziere nicht mehr eine Speiseanstalt, sondern nur noch ein Abendklub ist, und daß die Offiziere im Hotel essen müssen. Die Unterleutnants speisen in einem Hotel, die Leutnants in einem anderen, die unverheirateten Kapitäne und höheren Offiziere in einem dritten. Das wußte der Bürger so einzurichten, damit auch jeder etwas verdiene. Er schreit zeter, wenn die Regimentsmusik nicht wöchentlich dreimal für ihn konzertiert: er läßt sich seinen öffentlichen Garten von Legionären fegen und sieht strenge darauf, daß sämtlicher Proviant für die Fremdenlegion in der Stadt selbst eingekauft und ja nicht von auswärts bezogen wird. Für die kleinen Einkäufe, die selbst ein so armer Teufel, wie der Legionär es ist, gelegentlich macht, führt er ganz spezielles Schundwerk und berechnet den doppelten Preis.
    Aus Neigung aber und Prinzip verachtet er den Legionär. Es ist ein lieber Mensch, der brave Bürger von Sidi-bel-Abbès!
    Er hütet sich jedoch, seiner Verachtung für Monsieur le légionaire allzu lauten Ausdruck zu geben, denn er hat häufig schon die betrübliche Erfahrung gemacht, daß mit den rothosigen Männern schlecht Kirschen essen ist. Die Legionärsgeduld hat ihre streng gezogenen Grenzen, und gelegentlich reißt sie. Wenn die Legion nicht gerade in Tonkin oder in Madagaskar oder in einer anderen schönen Gegend dringlich beschäftigt

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