In der Fremdenlegion (German Edition)
ausdrückte. Sagte General de Négrier:
»Andere Truppen wissen zu kämpfen – der Legionär weiß zu sterben.«
Das ist die Ehre des Legionärs. Er betont sie auf seine Weise. Er will kein Rückzugssignal. Ich selbst habe das Murren miterlebt, als bei einem Manöver das gehaßte Signal erklang. Und elfmal in ihrer Geschichte hat die Legion den Gehorsam verweigert, als zum Rückzug geblasen wurde!
Die Leistungen der Fremdenlegion sind in Frankreich immer anerkannt worden. Freilich nicht in Taten. Die äußeren Ehren und die raschen Beförderungen heimsten die Offiziere ein; der Fremdenlegionär ist stets ein armer Teufel ohne Sold und ohne Hoffnung geblieben. Den Mangel an praktischer Dankbarkeit aber ersetzten französische Militärschriftsteller mit wunderschön klingenden Worten.
Ich zitiere nur ein Beispiel. D'Albéca schreibt in seinem Werk » La France au Dahomey« :
»Diese Menschen, diese Söldner, zusammengeströmt aus allen Winkeln der Welt, Männer ohne Heimat und ohne Vaterland, die sich anwerben ließen, weil sie sich nach einem Stückchen Brot sehnten oder weil sie vielleicht das Leben haßten, erduldeten unerhörte Leiden und verrichteten ohne Hintergedanken, ohne Hoffnung auf Lohn, Akte wahren Heldentums ...«
Ja! »Ohne Hoffnung auf Lohn!«
*
Fünf Centimes täglicher Sold!
Auf dem Papier allerdings erhält der Legionär eine Löhnung von sieben Centimes täglich. So steht's in der französischen Armeeliste. Zwei Centimes täglich werden ihm aber »für Aufbesserung der Menage« abgezogen, so daß sein barer Verdienst fünf Centimes im Tag ist. Beim zweiten congé , wann er fünf Dienstjahre hinter sich hat und zum zweitenmal für fünf Jahre engagiert, steigt seine Löhnung auf zehn Centimes täglich. Der Korporal erhält zwanzig Centimes im Tag!
Eine Löhnung also, die vielleicht in der chinesischen Armee eine Parallele finden mag. Sonst nirgends auf der Welt!
Um dem elenden Sold ein beschönigendes Mäntelchen umzuhängen, wird in der französischen Legionsliteratur auf das rasche Avancement hingewiesen. Dem halte ich eine Tatsache gegenüber: es existiert gegenwärtig in beiden Regimentern der Fremdenlegion, unter rund 300 Offizieren, ein einziger Nichtfranzose, ein Ausländeroffizier, der von der Pike auf diente! Selbst unter den Unteroffizieren ist der Prozentsatz der Ausländer sehr klein. Man kann es zwar begreiflich finden, daß die Kommandeure auf einen Stamm von französischen Unteroffiziere Gewicht legen; aber man wird ebenso begreifen, daß damit die Beförderungsaussichten für den ausländischen Legionär recht mäßige werden!
Nur in seltenen Fällen bringt es der ausländische Legionär weiter als bis zum Korporal. Er mag bei besonderer Begabung Unteroffizier werden, aber fast niemals Sergeantmajor oder Feldwebel. Eine Ausnahme bilden nur die in die Legion verschlagenen früheren Offiziere anderer Armeen. Für sie hat das Fremdenregiment besondere Vorschriften. Von solch' einem früheren Offizier wird weder ein Offizierspatent verlangt noch der Nachweis ehrenvoller Entlassung, sondern nur eine Photographie, die ihn in Offiziersuniform zeigt. Dann wird er sofort von allem Rekrutendienst befreit, ins peleton des élèves caporaux , in die Unteroffiziersschule kommandiert und ist in acht Wochen Korporal, in vier Monaten Sergeant. Die Epauletten wird er jedoch nur in den seltensten Fallen erreichen.
Häufig werden auch die Pensionsverhältnisse als günstige bezeichnet. Der Legionär ist nach fünfzehn Dienstjahren pensionsberechtigt, und zwar erhält er dann jährlich etwa 500 Franks. Das klingt sehr schön! Bleibt nur die Einschränkung, daß die Männer, die fünfzehn Jahre Legionsdienstzeit in allen möglichen Klimaten, unter härtesten Strapazen, unter unendlich aufreibenden Lebensbedingungen aushalten, sich irgendwo anders unter der Sonne bei gleicher Energie, gleich harter Arbeit, gleicher spartanischer Beschränkung in den fünfzehn Jahren sicherlich schon ein kleines Vermögen erworben hätten! Viel wichtiger aber ist, daß sehr wenige Legionäre fünfzehn Jahre dienen können . Sie sterben nämlich vorher! Am Fieber, an Ueberanstrengung, an feindlichen Kugeln.... Nein, die Pensionierung von Legionären hat entschieden etwas Komisches!
Bleiben noch als Pflaster auf die Fünf-Centimeswunde das Kreuz der Ehrenlegion und die médaille militaire , beide mit einem Ehrensold verknüpft, die Ehrenlegion sogar mit einem sehr bedeutenden. Diese Ehrenzeichen werden jedoch
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