In der Fremdenlegion (German Edition)
mit großem Mißbehagen auf, und die feindlichen Araber nannten sie spottend »die Beduinen [Fußnote: Der Araber der Städte und festen Ansiedlungen blickt auf die armen Nomadenstämme der Beduinen geringschätzig herab.] von Frankreich«, weil sie gar so arm und abgerissen waren. Die neuen Ankömmlinge plünderten mit einer Raubgier, die selbst bei den durchaus nicht skrupulösen afrikanischen Truppen Verwunderung erregte, aber sie schlugen sich auch brillant. Ein königliches Edikt vom 10. März 1831 sanktionierte ihre Inkorporation in ein eigenes Fremdenregiment unter dem Namen Légion étrangère , nach dem Vorbild der Légion de Hohenlohe , die unter der Restauration gekämpft hatte. Das Regiment bestand aus sieben Bataillonen, nach Nationalitäten gesondert:
1. 2. und 3. Bataillon: Schweizer und Deutsche,
4. Bataillon: Spanier,
5. Bataillon: Italiener,
6. Bataillon: Belgier und Holländer,
7. Bataillon: Polen.
Nach ganz kurzer Zeit wurde die Einteilung nach Nationalitäten aufgegeben, und man beschränkte sich darauf, den fremden Soldaten so schnell als möglich die französischen Kommandos beizubringen.
Nun begann für die Legion eine Kampfzeit, wie sie kein Regiment der Welt aufzuweisen hat.
Schon in den ersten Kämpfen in Algerien litt das Regiment schwer. Dann verborgte der König von Frankreich die Fremdenlegion an die Königin-Regentin Christina von Spanien gegen die Carlisten. Diese spanische Episode sollte der Legion einen Sold von 800 000 Franks einbringen, aber die Summe wurde niemals bezahlt. Dagegen wurden von 4000 Legionären 3500 getötet. Nur 500 kehrten nach Afrika zurück, halb verhungert und in zerfetzten Uniformen.
Neue Rekruten kamen – an Menschenmaterial hat die Fremdenlegion niemals Mangel gehabt. In fortwährender Kampfarbeit wurde Algerien erobert, und die Gefechte bei Condiat-Ati, M'Schomesch, Constantine, Zaatcha bezeichneten nur die wichtigeren Etappen eines Feldzugs ohne Ende. Schon damals erfaßte die Legion ihre eigentliche Aufgabe, nicht nur Soldaten zu sein, sondern Pioniere, feldbestellende Landarbeiter und Städtebauer. Ein Fort nach dem anderen errichteten sie in zäher Arbeit, und es gibt heutzutage keine Stadt im französischen Nordafrika, deren erste europäischen Gebäude nicht von Legionären geschaffen wurden. Der Krimkrieg führte das Regiment nach Rußland, wo es in der Schlacht von Alma sofort unter Feuer kam und sich mit größter Bravour schlug. In den Depeschen des Generals Canrobert wurden 29 Offiziere und Soldaten der Legion wegen hervorragender Tapferkeit bei Alma und Inkermann erwähnt. Bei der Belagerung von Sebastopol taten sich die Fremdenlegionäre besonders hervor und waren bei den Russen höchst unbeliebt. Sie wurden von den Belagerten »Lederbäuche« genannt, nach der riesig großen afrikanischen Patronentasche, die sie vorne auf dem Leib trugen. Auch in der Krim waren die Verluste der Legion enorm, und Napoleon III. belohnte ihre Dienste, indem er eine Menge von Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten des Regiments naturalisierte.
Friedensjahre gab es in jenen Zeiten für die Fremdenlegion nicht, höchstens Friedensmonate, und selbst diese waren dünn gesäet. Kaum waren »les étrangers« aus der Krim zurückgekehrt, so entstanden neue Unruhen unter den Kabylen, die zu der großen Kabylen-Expedition führten. Der große Kampf bei Ischeriden brachte die Stamme der Beni-Jenni, Beni-Raten, Beni-Amer zur Ruhe. Das Regiment hatte einige hundert Männer mehr auf den Listen seiner Toten zu führen und hatte sich neue Auszeichnungen erworben, nur um, als rechte Landsknechtstruppe, sofort nach einem neuen Kriegsschauplatz verschickt zu werden. Wandernde Ahasvers waren diese afrikanischen Söldner. Diesmal ging es nach Italien, Magenta entgegen. Wieder kehrten sie zurück, um tausend Tote ärmer, und rückten sofort wieder von Sidi-bel-Abbès aus, zu einer Expedition gegen die Marokkaner.
So verging das Jahr 1860. Die nächsten beiden Jahre schlug sich die Legion dann und wann ein wenig mit den Kabylen und Beduinen herum, ohne – zu ihrer großen Betrübnis – eine grande affaire erzielen zu können.
Im Februar aber schiffte sich die Legion nach Mexiko ein und wurde Zeuge der traurigen Geschichte des kurzen Kaiserreichs. Sie baute Straßen, tat harte Arbeit, lieferte gelegentlich irgend ein tollkühnes Stückchen und gab der Regimentsgeschichte den Tag von Camaron. Das Resultat des mexikanischen Abenteuers für die Fremdenlegion läßt sich am
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