In der Fremdenlegion (German Edition)
besten in Zahlen ausdrücken, in ihren Verlustziffern: 1918 Mann an Toten und Vermißten: 328 Legionäre starben an den Folgen ihrer Wunden, 1589 Mann gingen an verschiedenen Krankheiten zu Grunde.
Nach Algerien zurückgekommen, rekrutierte die Legion ihre Reihen und wurde in kleinen Posten über die Provinz Oran zerstreut, um zur Abwechslung Kolonisator zu spielen, Brunnen zu graben, Ortschaften zu erbauen, Straßen anzulegen – bis zum Jahre 1870. Im deutsch-französischen Kriege trat die Legion erst bei Orleans in Aktion. Alle Legionäre deutschen Stammes waren jedoch in Afrika gelassen und in die entlegensten Forts gesandt worden. Nach dem Friedensschluß half das Regiment bei der blutigen Unterdrückung der Commune und machte sich bei den Parisern gründlich verhaßt.
Als ob es so sein müßte, weil es immer so gewesen war, seit die Legion bestand, kamen sofort wieder Kämpfe in Algerien. Der Aufstand des Kabylen-Kaids Si-Hamze im Jahr 1871 und jedes folgende Jahr brachten kriegerische Expeditionen. Als de Négrier Regimentskommandeur wurde, machte er sein Regiment teilweis auf Mauleseln beritten, um größere Etappen zurücklegen zu können, ein System, das sich noch heute erhalten hat und eines der ersten Beispiele »berittener Infanterie« darstellt. Bis zum Jahre 1883 blieben die Legionäre in Afrika, in verhältnismäßiger Ruhezeit, die »nur« einige Araberaufstände und etliche Dutzend Scharmützel brachte. Dann aber gingen sie wieder auf die Wanderung. Der fernste Osten, Tonkin, war der Schauplatz eines Kolonialkrieges gegen einen zähen asiatischen Feind und ein mörderisches Klima. Die Tage von Bac-Ninh, Hong-Hoa, Soc-Nam, Chu, bedeuteten ebenso viele Ruhmestage für die fremden Söldner, die sich in 50 Jahren eine Regimentsgeschichte erstritten, die ihresgleichen sucht.
Das Jahr 1892 fand die Legion in Dahomey im Kampfe gegen König Behanzin, das Jahr 1895 in Madagaskar. Die moderne Zeit sieht le régiment étranger in Marokko.
Das ist in kurzen Zügen das Gerippe der Legionsgeschichte [Fußnote: Als Quellen dienten mir: » Légion étrangére«, par Roger de Beauvoir; » Conquête de l'Algérie«, par Camille Rousset; »Récits Algériens «. – Der Verfasser.] – der merkwürdigsten Geschichte, die irgend eine soldatische Chronik aufzuweisen hat, der Geschichte heimatloser Abenteurer. Der Sold war immer lächerlich gering, die Strafen waren immer barbarisch, und die Disziplin war bitterhart. Dennoch fanden sich immer wieder neue Tausende, die für ein Nichts ihr Blut gaben, die nicht nur schlecht und recht unter einer Söldnerfahne dienten, sondern eine Elitetruppe allerersten Ranges schufen. Welchen Jammer und welches Unglück muß unser altes Europa in sich bergen, daß fortwährend frische Tausende von Armen und Verzweifelten sich um das Legionsbanner scharen, eine Gesamtzahl von Unglücklichen, die in den achtzig Jahren des Bestehens des Regiments sich zu einer ungeheuren Ziffer aufsummen mußte. Ich habe die französische Literatur über die Legion durchstöbert, um genaue Ziffern zu erhalten – ohne Erfolg. Man hat den Effektivbestand der Truppe stets verschleiert. Die beiden Regimenter haben aber zeitweise eine ungeheure Stärke gehabt. Beauvoir erwähnt, daß im Jahre 1895 eine einzige Depotkompagnie in Sidi-bel-Abbès aus 4864 Mann bestand!
Die Nationalitäten der Legion in jenem Jahre gibt er folgendermaßen an:
Elsässer
45
vom Hundert
Deutsche
12
"
Schweizer
8
"
Belgier
7
"
Franzosen
5
"
Spanier
5
"
Italiener
5
"
Oesterreicher
4
"
Holländer
4
"
Verschiedene Staaten
5
"
Die reinliche Scheidung in »Elsässer« und »Deutsche« ist bei dem bekannten französischen Standpunkt nicht weiter erstaunlich. Die Zusammensetzung der einzelnen Kompagnien, so wie sie mir bekannt ist, ergibt auch heutzutage noch die Tatsache, daß weit über die Hälfte der Legionäre Deutsche sind . Die Elsässer darunter sind jedoch kaum in der Mehrzahl, sondern die deutschen Legionäre stammen aus allen Gauen des Reichs. Die wichtigste Tatsache bleibt immer diejenige, daß die Legion zur größeren Hälfte aus deutschen Landeskindern besteht!
Im allgemeinen schwankt der Bestand der beiden Regimenter zwischen 8 000 und 12 000 Mann. Der Prozentsatz der Menschenverluste durch Krankheit, durch Fieber vor allem, ist außerordentlich hoch, und wenn man die vielen Tausende von Gefallenen hinzurechnet, wenn man bedenkt, daß Desertionen von jeher häufig waren, so kommt man zu dem erstaunlichen Resultat,
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