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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Rosen
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hast!«
    Bertillon schwankte herein und blieb vor dem Sergeanten stehen.
    »Mach', daß du ins Quartier kommst,« befahl dieser. »Kannst dich freuen, daß deine eigene Kompagnie auf Wache ist, sonst wärst du sofort ins Loch geflogen. Allez – schieb' los!«
    Der alte Legionär sah den Sergeanten starr an. Plötzlich schlug er ihm, ohne ein Wort zu sagen, mit geballter Faust ins Gesicht.
    » Aux armes! « schrie der taumelnde Sergeant.
    Bertillon hatte sein Bajonett herausgerissen und hieb und stach um sich, brüllend wie ein wildes Tier. Eine fürchterliche Balgerei begann. Wir waren zwölf Mann, aber es dauerte über eine Viertelstunde, ehe wir mit dem Cafardbesessenen fertig wurden, und keiner von uns war ohne leichte Stichwunden von dem Bajonett des Wütenden weggekommen. Schließlich hatten wir ihm Decken über den Kopf geworfen. Eingeschnürt wie ein Paket wurde er in einer Zelle eingesperrt.
    Am nächsten Morgen, als die Zelle geöffnet wurde, war er tot. Der médecin-major konstatierte bei der Sektion Bluterguß ins Gehirn.
    Das sind die schroffen Fälle des Cafard.
    Am häufigsten jedoch äußert sich die merkwürdige Krankheit der Fremdenlegion in allerlei sonderbaren Marotten und Schrullen. Guttingers komisches Rezitieren von Koransuren war solch' eine Marotte. Bei vielen kam irgendeine fixe Idee zum Ausbruch.
    Koch meiner Kompagnie war ein alter Legionär, der schon beinahe fünfzehn Jahre in der Legion gedient hatte und kurz vor seiner Pensionierung stand. Seine Schrulle war, ein Doppelgänger des Fürsten Bismarck sein zu wollen. Schlesinger hieß er. Er hatte die Hünengestalt des Altreichskanzlers, und in seinem massigen Gesicht mit dem kahlen Schädel, in den scharfen Augen, steckte eine leise Ähnlichkeit mit den Zügen des Mannes von Eisen. Weil die Legion gutmütig ist und sehr viel Sinn für Humor hat, so tat man dem alten Schlesinger den Gefallen und nannte ihn niemals anders als »Bismarck«.
    Zum erstenmal wurde ich auf Bismarck aufmerksam auf dem Umweg über Herrn von Rader. Der hatte von des Kochs Eigenart gehört und – spornstreichs lief er nach der Küche. Er drückte sich so lange vor der Küchentüre herum, bis der Koch mißtrauisch aus der Küche herauskam, um zu sehen, ob der Eindringling irgend etwas stehlen wolle. Kaum hatte Herr von Rader ihn gesehen, so mimte er grenzenlose Überraschung.
    »Du meine Jüte,« schrie Herr von Rader, »det is' ja Bismarck!«
    Der Koch nahm eine majestätische Pose an und lächelte herablassend.
    »So 'ne Ähnlichkeit!« staunte Herr von Rader.
    »Söhr ähnlich – n'est çe pas? « sagte der geschmeichelte Schlesinger.
    »Großartig! Sin' Sie vielleicht verwandt mit die Bismarcksche Familie?«
    »Düss' ist möglich,« nickte der Koch und freute sich unendlich. Das war ja eine ganz neue Idee. Daran hatte er noch gar nicht gedacht, daß er mit Bismarck auch noch verwandt sein könne!
    »Sie sin' unbedingt 'n Verwandter,« im Brustton tiefer Überzeugung. »'n illejitimer!«
    » Très possible – très possible ,« murmelte der Koch stolz und glücklich. »Büst du e jeune soldat ?« fragte er den Mann, der diesen wundervollen neuen Gedankengang in seinem armen alten Legionärsgehirn angeregt hatte.
    »Aech ja,« stöhnte Herr von Rader. »Mir jeht's so wie Sie. Ick bin ooch 'mal anderes jewesen. Mein Vater,« (Herr von Rader flüsterte leise, als ob er ein tief behütetes Geheimnis preisgäbe) »mein Vater war 'n Jraf!«
    Das imponierte Bismarck sehr.
    »Und nu muß ick hungern in der Leschion!« fügte Herr von Rader traurig bei.
    » Pas ça ,« sagte Schlesinger, verschwand in der Küche und kam mit einem Riesenstück gebratenen Schweinefleisches zurück, » Tiens, camarade! Morgen sprechen wür wüder über – über unsere Vorfahren. Mais – sag' nix!«
    »Nix!« beteuerte Herr von Rader und legte die Finger auf die Lippen.
    Seit jenem Tage sah man den Pseudo-Bismarck und den Pseudo-Grafen fast täglich beisammen, und Herr von Rader hatte immer ein Stück Fleisch im Tornister, wenn wir anderen in der Exerzierpause unser trockenes Brot aßen.
    Wenn man den Koch »Schlesinger« rief, machte er ein beleidigtes Gesicht und gab einfach keine Antwort. Sogar die Offiziere nannten ihn Bismarck. Ein anderer Legionär ist mir unvergeßlich, der kleine Krügerle. Seine Marotte war – das Traubenstehlen! Eine sehr komische Marotte, denn Krügerle aß keine Weintrauben, mochte sie gar nicht! Er schleppte sie mühevoll in die Kaserne und verschenkte

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