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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Rosen
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werde doch eine kleine Vergnügungsreise machen und mir die Jejend besehen. Et muß doch hier in der weiteren Umgebung Nejerherrschaften jeben, die et sich zur Ehre anrechnen sollten, wenn so en Menschenkind mit jänzlich weißer Haut ihnen wat Jediegenes vorzaubert und sich 'nen anjesehenen Posten als Medizinmann erwirbt. So oder so, ick schieb ab! Mensch, wenn du gescheit bist, jehste mit. Wenn es auch vielleicht nich' lange dauert, schön wird's doch. Im Vertrauen jesagt: im Zimmer des Feldwebels hängt der Dienstrevolver janz jemütlich an der Wand. Ick hab' so 'ne Ahnung, als ob sick det Dings jleichzeitig mit mir empfehlen würde, uff Französisch! Det is mir eine jroße Beruhigung, janz abgesehen davon, dat ick mir freue, wenn der Feldwebel sick mal jehörig ärgert, der Affe! Nu, jehste mit?«
    Ich lehnte dankend ab!
    Nun warb sich Herr von Rader andere Anhänger. In jeder freien Minute versammelte er eine Gefolgschaft von jungen Legionären um sein Bett. Sie saßen herum, rauchten Zigaretten und schmiedeten Fluchtpläne. Mehr als einmal hörte ich ihnen zu, und mehr als einmal riet ich ihnen ab, aber sie hatten sich so in ihre Ideen verbohrt, daß alles Reden zwecklos war. Sie wollten schnurgerade nach Süden, nur nachts marschieren und alle Häuser und Ortschaften vermeiden. Dann gedachten sie sich nach Westen zu wenden und sich nach Marokko durchzuschlagen. Einer von ihnen hatte eine alte Karte des nördlichen Afrika aufgetrieben, und auf dieser hatten sie ihren Reiseweg ausgerechnet. Ihre Bajonette und der zu stehlende Revolver des Kompagniegewaltigen sollten ihre Waffen darstellen. Araber und Marokkaner fürchteten sie nicht. Ueber Verpflegung machten sie sich keine besonderen Sorgen, da Herr von Rader kaltlächelnd darauf hinwies, daß sie ja sechs Mann seien und sich die nötigen Lebensmittel mit Gewalt verschaffen könnten. In Wirklichkeit waren ihnen ja auch alle diese Einzelheiten unendlich gleichgültig, denn in ihren Köpfen rumorte nur die Vorstellung, daß sie das elende Leben, die Langeweile, die tägliche Arbeitsplage hinter sich werfen würden und als freie Männer unter freiem Himmel dahinschlendern könnten.
    Sie waren gründlich angesteckt vom Desertionsfieber, das unaufhörlich in der Legion grassiert. Geflüster und Geraune über Fluchtpläne und Fluchtmöglichkeiten gehören ja zur Legionsatmosphäre – die Desertion bildet ewig den Gesprächsstoff in Mannschaftszimmern und Kantinenwinkeln. Das ist kein Wunder. Gibt es doch keinen Legionär, der nicht recht bald den »Legionskatzenjammer« verspürt und merkt, daß er den dümmsten Streich seines Lebens machte, als er im Werbebureau den ominösen Kontrakt unterschrieb. Er muß arbeiten, wie er vielleicht in seinem Leben noch nicht gearbeitet hat – er hat weniger Geld in seiner Tasche, als in den schlimmsten Zeiten seines bürgerlichen Lebens. Selbst wenn er ein armer Bettler gewesen war, so hatte doch sicherlich ein elendes Kupferstück nicht solch' ungeheuren Wert für ihn gehabt, war so schwierig zu erwerben gewesen wie jetzt in den Armutszeiten der Fremdenlegion. Er ist ein bitterarmer Teufel, der unter harter militärischer Fuchtel steht, der schwer arbeitet und weniger als nichts von seinem Leben hat. Eine Zeitlang reizt die fremdartige Umgebung; aber je härter er arbeiten muß, und je häufiger er mit den schweren Strafen Bekanntschaft macht, denen kein Legionär auf die Dauer entgeht, desto schneller kommt der Freiheitsdrang.
    Die Idee zur Flucht reift in ihm. Er spricht mit seinen Freunden und Zimmergenossen darüber, er wäscht und putzt in jeder freien Minute für Unteroffiziere und »begüterte« Legionäre, um ein paar Kupferstücke übrig zu haben, und sitzt Abend für Abend mit alten Legionären zusammen, mit grauhaarigen Leuten, die so lange Legionsluft geatmet haben, daß sie für jeden anderen Beruf verdorben sind und wie unter einem Bann immer wieder zur Legion zurückkehren, wenn sie sich auch zehnmal geschworen haben, niemals wieder die rote Hose anzuziehen. Sie kennen Algerien wie ihre Tasche, sind verschwiegen wie das Grab und verkaufen für einen Liter Kantinenwein gerne unbezahlbare Weisheit. Aber die guten Ratschläge sind wenig wert.
    Zu einer Flucht aus der Fremdenlegion gehört Geld. Wenn es mit dem guten Willen allein getan wäre, würde der Prozentsatz der Desertionen fabelhafte Ziffern erreichen; die armen Teufel jedoch, die zu Fuß und ohne Mittel ins Land hinauswandern, kommen nur in ganz seltenen

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