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In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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Feststellung war eine Manifestation der Geringschätzung durch meinen künftigen Gemahl.
    Claire schlug schnell ihre Augen nieder und begann an den Knöpfen zu arbe i ten, die das Kleid im Rücken schlossen.
    „An den Oberarmen müssen wir die Naht etwas auslassen“, sagte sie und ihre Stimme klang so gepresst, als läge ein Stein auf ihr. „Aber sonst geht es.“
    Wenn sie mich jetzt auch vor den Spiegel führte, so machte dies doch wenig Sinn, denn ich konnte kaum meinen Oberkörper in der kleinen Fläche sehen. Ganz zu schweigen von dem kompletten Kleid.
    Und schlussendlich spielte es ja auch keine Rolle wie ich aussah. Es war nur ein Kleid unter vielen, die ich in meinem Leben tragen würde.
    „Sie sehen sehr hübsch aus, M´am“, sagte Claire, doch ihre Aufmunterung ha t te einen schalen Beigeschmack.
    Die Frage, wie viele Gäste Henry eingeladen hatte, beantwortete sich am nächsten Tag, da ich mit ausgelassenen Nähten über den frisch gefallenen Schnee in Richtung der Kirche ging, die am Rande des Schlossareals lag.
    Da Henry sich nicht um einen Strauß bemüht hatte, begab Claire sich am Mo r gen in die Parkanlagen, sammelte an Blüten und Zweigen was sie finden konnte und band das Ganze zu einem sehr hübschen, üppigen Brautbukett.
    Der Schleier, den sie in meinem Haar befestigt hatte, stammte genau wie das Kleid, von einer Ahnin meines Gatten und wurde mit einem schlichten Kranz aus Wachsblumen festgesteckt. Das Diadem, das man mir zunächst angeboten ha t te, lehnte ich ab.
    Es wäre mir merkwürdig vorgekommen, wenn ausgerechnet ich in einem abg e änderten Kleid und geerbten Schleier, aber mit einer prunkvollen Tiara, vor den Altar getreten wäre.
    Es war inzwischen beißend kalt geworden und so trug ich über meinem Brau t kleid mein braunes Cape.
    Begleitet wurde mein Weg nur von Claire und einer der Mägde, die meine Schleppe trug.
    Sie war hinten in meiner Taille angebracht und wirkte beinahe pompös gege n über dem schlichten Kleid, dessen einziger Schmuck die Pelzverbrämung war.
    Wir schwiegen während des ganzen Weges.
    War eine Braut normalerweise nicht aufgeregt?
    So sehr ich aber auch in den Tiefen meines Herzens suchte, ich konnte nichts Dergleichen finden.
    Dieser Weg durch den hauchdünnen Schnee war wie jeder andere Weg auch, den ich in meinem Leben gegangen war.
    Doch was mich hätte traurig stimmen können, ließ mich ungerührt zurück.
    Die Dinge sind wie sie sind , sagte ich mir selbst mit jener Nüchternheit, die sich Menschen angewöhnen, die Schweres überlebt haben.
    Das Leben hatte mich weiß Gott nicht verwöhnt und so erwartete ich auch nichts.
    Als wir den Giebel der Kirche sahen, hielt Claire inne.
    „Ich … Ich wollte ihnen sagen, M´ am, dass ich Ihnen von Herzen alles Gute wünsche.“
    So wie sie sprach, hatte sie sich eine größere Rede zurechtgelegt gehabt und traute sich jetzt doch nicht, sie zu halten.
    „Das ist sehr lieb von dir, Claire.“ Ich war gerührt. Um das Mindeste zu sagen. Denn als mir in jenem Moment die Tränen heiß in die Augen stiegen, erinnerte ich mich daran, dass mir außer ihr noch niemand Glück gewünscht hatte.
    So standen wir da. Schweigend. Sahen uns in die Augen.
    „Ich wünschte mir so sehr … Ach, M´am … Sie hätten es so sehr verdient …“
    Gerade, als ich etwas erwidern wollte, hörten wir den Klang der Kirchenglocken.
    Und nun, da ich bereits die offenstehende Kirchentür sehen konnte, war ich schon froh, dass mich das Schicksal einfach vergessen zu haben schien.
    Im Inneren des kleinen Gotteshauses war es genauso kalt wie draußen. Es roch ein wenig modrig und niemand hatte sich die Mühe gemacht, den Raum ein wenig zu schmücken. Immerhin heiratete hier nicht irgendwer, sondern der Herr von Dark Hill House.
    In den Bänken erhoben sich die Gäste. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, waren jene in den hinteren Reihen einfach e Dorfbewohner und Pächter meines künft i gen Gatten.
    Nur in der ersten Reihe saßen ein paar Herrschaften in wertvoller Kleidung. Allerdings kannte ich sie nicht.
    Henry trug einen schlichten Anzug aus dunklem Tuch. Sein Haar war sauber gescheitelt und gekämmt.
    In seiner Miene zu lesen, war müßig, denn es gab da nichts als nur ruhiges A b warten.
    Nicht einmal sein Hut drehte sich zwischen seinen Händen.
    Claire nickte mir kurz zu und setzte sich dann in die Bank. Die Magd legte die Schleppe ab und ich ging mit Schritten, die ich zur Langsamkeit zwingen mus s te, auf den Altar zu.
    Nicht,

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