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In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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aus wie aus weiter Ferne mitbekommend, dass Teresa das Hemd vom Boden aufgehoben hatte und davonging.
    Als der erste Schock nachgelassen hatte, schob ich mich aus dem Wasser z u rück ans Ufer. Übelkeit überkam mich und ich war so schwach, dass ich nicht aufstehen konnte.
    Wie ein sterbendes Tier kauerte ich da in meinen nassen Sachen zusammen , überzeugt, dass mein Leben nicht mehr schlimmer werden konnte.
    Nach einer Weile fasste ich allen Mut zusammen und blickte mein Spiegelbild an.
    Es war schlimmer als ich gedacht hatte.
    Die Wunde klaffte von meiner linken Schläfe, zog sich quer über meine Wange und endete an meiner Kehle.
    Ich wollte weinen, doch mein Gesicht tat bei der kleinsten Bewegung weh.
    Nein, ich würde nicht mehr ins Lager zurückgehen.
    Ich würde mich hier irgendwo verstecken und nicht mehr bewegen bis ich tot war.
    Wie hätte ich noch das Geringste ertragen können? Alles Grausame war mir widerfahren. Ein Leben nur aus Leid und Angst bestehend.
    Und nun war auch noch mein Gesicht zerstört.
    Salzige Tränen flossen in die Wunde und ließen mich vor Schmerz zittern.
    Es war bereits dunkel geworden, als ich, noch immer am Ufer kauernd, plötzlich eine bekannte Stimme hörte.
    „Georgiana? Bist du hier?“
    Die Wäscherin!
    „Georgiana … Sie suchen dich … Wo bist du denn?“
    Weder bewegte ich mich, noch gab ich einen Ton von mir.
    „Was sitzt du denn da am Wasser? Es ist doch … Mein Gott … Deine Sachen sind ja ganz nass!“, rief sie aus und tastete dabei meinen Rock ab.
    „Was ist denn passiert? John will seine Männer ausschicken. Er denkt, du seist geflohen …“
    Ich hob mein Gesicht zu ihr empor. Blankes Entsetzen war das Ergebnis .
    „Grundgütiger!“, stieß sie atemlos hervor.
    „Wer hat dir das angetan? … Wer hat dir das angetan?“ Sie ergriff meine Obe r arme und fixierte mich, als könne sie mich so zwingen, zu reden.
    „Komm hoch … Los, komm hoch. Wir sehen, dass wir retten, was noch zu re t ten ist.“
    Ächzend zog sie mich auf die Füße und führte mich, den Arm fest um meine Taille gelegt, davon.
    „Ich rufe sofort den Einbeinigen. Er kann dir sicher helfen. Er muss dir helfen. Mein Gott … Das hübsche Gesicht … Mein Gott, mein Gott. Welcher Frevel!“
    Als wir im Lager ankamen, führte sie mich so an den Räubern vorbei, dass ni e mand mein Gesicht sehen konnte. Vorsorgend hatte sie ihr Schultertuch über meinen Kopf geworfen.
    „Ich habe sie gefunden. Es ist alles in Ordnung“, erklärte sie rasch. „Sie ist nur ins Wasser gefallen.“
    Wie aus weiter Ferne hörte ich die launigen Bemerkungen über das dumme Weib, das es schaffte, in einen Bach zu fallen.
    „John, lass gut sein. Ich bringe sie in ihr Zelt, damit sie trockene Sachen anzi e hen kann. Nein … Lass nur!“
    So schob mich die Wäscherin in mein Quartier.
    „Du musst noch ein wenig Geduld haben … Ich kann den Einbeinigen erst h o len, wenn die anderen schlafen. Sie dürfen nichts merken! Hörst du? Rühr dich nicht! Ich komme wieder.“
    Sie zog mir dabei vorsichtig meine Sachen aus und packte mich dann auf mein Lager.
    Zur Linderung meiner Qualen legte sie ein nasses Tuch auf mein Gesicht.
    „Ich bin ganz vorsichtig. Hast du große Schmerzen?“
    Nein. Ich spürte schon lange nichts mehr.
    So lag ich bewegungslos in der Dunkelheit, nicht mehr in meinem eigenen Kö r per zu Hause und sehnte den Tod herbei.
    Als der Eingang zu meinem Zelt zurückgeschlagen wurde, glaubte ich zuerst, die Wäscherin sei mit dem Einbeinigen zurück gekommen, doch ich sah mich getäuscht.
    Es war John.
    „Wo zur Hölle warst du? Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht versuchen, zu fliehen!“
    Er stand über mir, während ich im Dunkel zu seinen Füßen lag.
    „Du wolltest nicht fliehen, oder?“
    In seiner Stimme schwang Hoffnung mit, doch es war mir gleichgültig.
    „Nicht wahr?“ Er ging neben mir in die Hocke.
    Und dann sah er in mein Gesicht.
    Seine Augen weiteten sich in Schock.
    Langsam hob er eine Hand, schien nach meiner Wunde tasten zu wollen. Ich konnte ihm nicht einmal ausweichen.
    Doch er berührte mich nicht. Seine Finger schwebten gleichsam über meiner Wange.
    Und dann legte er seine Hand vor seinen Mund, als müsse er einen Schrei u n terdrücken.
    Er sackte nach vorne auf die Knie.
    Ihm schien schwindelig zu werden, denn er bewegte sich wie taumelnd hin und her.
    „Georgiana …“, stieß er gepresst hervor.
    „John!“ Es war die Wäscherin, die mit dem Einbeinigen

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