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In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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Samt.
    Abrupt schlug ich seine Hand weg und zischte ihn an:
    „Fasst mich nicht an!“
    Im gleichen Moment wurde mir klar, dass ich lediglich deswegen so reagiert hatte, weil ich stets damit rechnete, dass die Marketenderin in sein Zelt käme und uns so sehen könnte.
    Er schloss für einen Atemzug seine Augen dann erhob er sich.
    „Wenn sie gegen mich aufstehen, kann ich dich nicht mehr beschützen. In ihren Augen bist du mitschuldig. Sie werden keine Gnade kennen.“
    Als er gegangen war, brach ich in Tränen aus. Und fast noch mehr als um mich selbst, sorgte ich mich um ihn.
    Zu deutlich stand vor meinen Augen, auf welches Inferno er zusteuerte. Ich wünschte mir, er hätte sich nicht in diese Lage manövriert, aus der es kein En t rinnen geben konnte. Denn, dass die Marketenderin aufstünde, um sich zu ihrer Tat zu bekennen – davon ging ich nicht aus.
    So sehr sie ihn auch liebte, musste ihr doch klar sein, dass er sie im gleichen Augenblick töten würde.
    Und je mehr Leute er auspeitschen ließ, desto schwieriger wurde ihre Situation.
    Doch welchen Weg ich gedanklich auch ging, er führte gegen eine Mauer.
    Und es gab keinen Menschen, mit dem ich darüber sprechen konnte.
    Außer vielleicht …
    Mühsam erhob ich mich von meinem Lager und tastete mich bis zum Eingang vor. Ich verließ das Zelt auf der Suche nach der Wäscherin Marge.
    Zum ersten Mal spürte ich offenen Hass, als ich durch die Männer ging. Ein ka l ter Wind hatte eingesetzt und zauste die Wipfel der Bäume. Das Zischen der Banditen mischte sich mit jenem, welches das trockene Laub kräuselte.
    Ihre finsteren Blicke folgten mir auf Schritt und Tritt. Stand mir einer im Weg, so machte er erst Platz, wenn ich bereits beinahe mit ihm zusammenstieß.
    Dennoch war es mir gleich. Ich hatte alles durchlebt, alles durchlitten . Sollten sie sich doch einen Sündenbock für den Abstieg ihres Helden suchen … Sollten sie doch mich verantwortlich machen … Es war mir gleich.
    Ich fand Marge beim Stopfen vor ihrem Zelt.
    Überrascht blickte sie zu mir auf.
    „Was tust du denn hier? Weiß John, dass du aufgestanden bist?“
    „Ich muss mit dir reden …“
    Sie nickte. Mit ernstem Gesicht erhob sie sich und legte ihre Arbeit beiseite.
    „Gehen wir ein Stück.“
    Schweigen verließen wir das Lager. Erst als wir fast beim Bachlauf waren, b e gann ich.
    „John hat sich verrannt“, erklärte ich.
    „Das ist der Lauf der Dinge, Kleines. Ein Anführer geht, ein anderer kommt.“
    „Werden sie ihn töten?“
    Sie blieb stehen und sah mich an.
    „Was fragst d u? Du kennst doch die Antwort. Du solltest also keine allzu tiefen Gefühle für ihn entwickeln. Seine Zeit läuft ab.“
    Ich war empört über diese nüchternen Worte. Und gleichzeitig erwachte mein Kampfgeist.
    „Was kann ich tun, um ihm zu helfen?“
    „Du könntest zum Beispiel sagen, wer dir das angetan hat …“
    Ein Beben lief durch meinen Körper. Ich spürte den eisigen Schweiß auf me i nem Gesicht . Mein Atem ging stoßweise.
    „Es würde uns allen viel ersparen.“
    „Ich erinnere mich nicht“, erwiderte ich tonlos.
    „Dann nehmen die Dinge ihren Lauf. Hier …“
    Im Gehen streckte sie mir ihre Hand entgegen und als ich hinsah, erkannte ich ein Messer.
    „Was … was soll ich damit?“
    „Wenn es hart auf hart kommt, kann er dich nicht mehr beschützen. Dann musst du selbst handeln können. Aber sag keinem, dass du es hast.“
    So schnell ich konnte, ließ ich die Waffe hinter meinem Mieder verschwinden. Eine Woge aus Dankbarkeit schwappte über mich hinweg.
    „Mädchen – du kannst hier keinem trauen. Wenn die Bande in Auflösung gerät, gibt es keine Regeln mehr.“
    „Auch John nicht?“, fragte ich besorgt.
    „Dem schon gar nicht. Keiner hält sich so lange an der Spitze einer Bande, ohne alle Tricks und Kniffe zu kennen. Sieben Leben. Wie eine Katze. Aber irgen d wann sind auch die aufgebraucht.“
    „Und du?“
    „Ich bin noch immer durchgekommen. Irgendwie.“
    Wir drehten um und gingen zurück in Richtung des Lagers.
    Etwas Merkwürdiges ging in mir vor, seit ich das Messer hatte: Meine Furcht ließ nach!
    Würde mich die Marketenderin jetzt angreifen, würde ich mich zur Wehr setzen können. Ich war nicht mehr hilflos ihren Attacken ausgesetzt!
    Und so kehrte, Schritt für Schritt, mein Kampgeist zurück. Nur, dass Marge mich vor John gewarnt hatte, machte mir zu Schaffen.
    Hatte ich wirklich Gefühle für ihn entwickelt? Wenn – dann blieb mir nur, sie zu

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