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In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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können …“ Der Zynismus tropfte förmlich aus den Worten des Räubers.
    „John, die Wahrheit ist, dass du deine Männer schon lange nicht mehr kennst. Sie haben Hunger, machen kaum Beute. Sie geben dir die Schuld, dass du sie nur zu Opfern führst, die selbst kaum was zu Beißen haben. Dein Glück als A n führer hat dich verlassen!“, zischte der Mann.
    „Das sagst du nicht im Ernst …“, versetzte John mit kaum verhohlenem Zorn.
    „Doch, ich sage das, weil ich der Einzige zu sein scheine, der es wagt. Und statt, dass du die Männer bei Laune hältst, drohst du jetzt, ihre Frauen auspei t schen zu lassen. Denkst du, dem werden sie tatenlos zusehen?“
    Einzelne Schritte, die sich hin und her bewegten.
    „Hast den Bogen doch schon schier überspannt, als du den Roten hingerichtet hast … Aber da haben sie noch Stille gehalten. Und jetzt? Was ist denn los mit dir? Wo ist denn dein Gefühl für deine Männer, für das was in ihnen vorgeht?“
    „Einer hat ihr Gesicht zerfetzt“, stieß er tonlos hervor.
    „John! Grundgütiger Herr im Himmel – du hast dich in diese Frau verliebt!“
    „Nein. Du redest Scheiße, Martin.“
    „Verflucht … Ich werde nicht zusehen, wie ein Weib unsere Bande kaputt macht, weil sie dir deinen alten Schädel verdreht!“
    Ich hörte ein Handgemenge, dann einen dumpfen Schlag.
    „Ich sage dir: Ich habe mich nicht in sie verliebt! Das ist – Scheißdreck! Ich will ihr vielleicht meinen Schwanz in den Arsch schieben, aber ich liebe sie nicht. Es geht ums Prinzip. Ich muss ein Exempel statuieren, sonst schneiden sie mir früher oder später die Kehle durch.“
    „Lass mich wieder los! … Du musst es anders anstellen. Du drängst sie gegen die Wand …“
    „Was soll ich deiner Meinung nach tun? Es auf sich beruhen lassen?“
    „Ja.“
    „Was?“, kam es ungläubig. „Ich soll nichts tun, wenn sie meiner Geisel das G e sicht wegzuschneiden versuchen? Für diese Visage wird ihr Mann nämlich nichts mehr zahlen. Weißt du?“
    Es war ein Schlag in meine Magengrube, als ich diese Worte hörte. Es tat so weh, dass ich mir die Tränen kamen.
    „Das ist mir auch klar. Aber bis jetzt hast du ihm ja noch nicht mal geschrieben. Seit einer halben Ewigkeit hockt sie hier und frisst uns das Brot weg und du? Es wird geredet, John. Sie sagen, du würdest sie gar nicht zurückgeben wollen . Wolltest sie gegen Teresa austauschen.“
    „Teresa tut nichts zur Sache. Sie ist meine Gefährtin und damit Basta. Niemand wird ihren Platz einnehmen.“
    „Nur gut, dich daran zu erinnern.“
    „Ich weiß, was ich ihr alles zu verdanken habe.“
    „Sie ist dir loyaler, als irgendeiner der Männer. Sie würde sich für dich vierteilen lassen.“
    „Das weiß ich. Und deswegen verzeihe ich ihr auch so viel.“
    „Wie auch immer. Das mit dem Auspeitschen musst du lassen. Damit bringst du die Sache zur Explosion. Du kannst es nicht mehr kontrollieren. Das sage ich dir!“
    Alles in mir wollte schreien: Sie war es! Sie hat mir das angetan!
    Doch ich schwieg, die Todesangst saß so tief in mir, dass ich nicht einmal von Johns Schutz für mich ausgehen mochte. Zumal ich nicht sicher sein konnte, dass er mir überhaupt glauben würde.
    „Nun? Was wirst du tun?“
    „Ich gebe dem Täter einen Tag, sich zu stellen. Mehr nicht. Morgen Abend wird der Erste ausgepeitscht.“
    „John – das ist Irrsinn …“
    Damit stapften die schweren Schritte davon.
    Hatte ich nun erwartet, mich heraushalten zu können, so irrte ich mich.
    Ich kam als Nächste an die Reihe.
    Er baute sich vor mir auf, die ich – noch immer schwach – halb aufrecht in se i nem Bett lag.
    „Ich habe dich noch gar nicht gefragt, ob du nicht weißt, wer es getan hat …“, sagte er wie ein Ankläger vor Gericht.
    „Nein. Ich kann mich an nichts erinnern. Alles, woran ich mich erinnere, ist dass ich am Bach war, um Euer Hemd zu waschen. Danach ist alles wie ausg e löscht.“
    Es erschien mir am sichersten, die Ahnungslose zu spielen.
    Ich erschrak etwas, als er sich zu mir auf das Bett setzte.
    „Hör zu … Wenn du irgendetwas weißt, dann musst du es mir sagen. Ich setze gerade alles aufs Spiel, was ich habe …“
    Schnell wandte ich mein Gesicht ab in der Furcht, er könne meine Gedanken lesen.
    „Ich weiß nichts“, flüsterte ich.
    Da legte er seine Hand an meine intakte Wange und seine Lippen näherten sich den meinen.
    „Bitte … Ich bitte dich …“, sagte er leise und mit einer Stimme, die klang, als sei sie aus

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