In der Gewalt des Jadedrachen
mehr mit dir zu tun haben! Zwischen uns war es aus! Erledigt! Glaubst du, ich will von einem Kerl, der mich betrügt, noch etwas wissen? Und wie recht ich hatte, sieht man ja daran, wie du mich, kaum dass du mich wieder in die Finger kriegst, behandelst!“
„Ich habe dich nicht …“ Forrester unterbrach sich verärgert. Im Moment war nicht die Zeit, alte Konflikte zu lösen. „Nicht jetzt. Fang bloß jetzt nicht damit an.“ Er studierte ihre Miene. „Warum hast du mich dann trotzdem warnen wollen?“
Lana zuckte die Achseln. „Ein bloßer Reflex. Du solltest dir nichts darauf einbilden.“ Sie hielt einige Sekunden seinem Blick stand, dann sagte sie: „Aber da war noch etwas. Charles war damals schon am Telefon beunruhigt. Aber nicht deinetwegen, auch nicht jetzt bei dem letzten Gespräch. Ich habe das Gefühl, er fürchtet jemand anderen. Seinen Auftraggeber. Aber das allein war es nicht. Es hing noch mit mir zusammen. Sein Bruder – oder wer immer das war, machte ihm Vorwürfe wegen unseres Verhältnisses.“ Sie sah Forrester nachdenklich an. „Bist du überhaupt sicher, dass die Triaden dahinterstecken? Immerhin verdächtigst du Charles, und der ist ein
gweilo
.“
Forrester lächelte kurz, als Lana diesen Ausdruck benutzte. Die Chinesen hatten ihn früher für alle Fremden angewandt, er ließ sich mit ‚bleicher Geist’ übersetzten, war aber heutzutage keine Beleidigung. „Ich bin davon überzeugt, dass hier jemand die Fäden zieht, der eine Rolle bei den Triaden spielt – oder sie zumindest benutzt.“
„Nun, du wirst schon noch dahinterkommen.“ Sie wollte gehen.
„Mac! Warte.“ Forrester erhob sich und ging ihr einige Schritte nach.
Lana blieb wie angewurzelt stehen. Es war über ein Jahr her, dass sie diesen Namen zuletzt aus seinem Mund gehört hatte. Forrester war einer der wenigen, der sie so nannte.
Forrester und Piet.
Ihr alter Freund Piet, der ermordet worden war. Es war, als fiele etwas von ihr ab. Eine Art seelische Rüstung gegen den Schmerz, die sie sich umgelegt hatte. Und was jetzt offen lag, tat verflucht weh.
Sie wandte sich langsam um und sah Forrester an. „Wieso hast du das gemacht?“
„Was?“
„Mir Piets Foto auf diese Weise gezeigt.“ Der Anblick des toten Freundes, ausgestreckt auf weißen Fliesen, mit blutigem Hemd, blutigen Händen, hatte sich tief in ihr Gedächtnis eingegraben. Es verfolgte sie den ganzen Tag über, sie träumte davon. Und wann immer es ihr nicht gelang, dieses Bild wegzuschieben, fühlte sie sich so schuldig, dass sie am liebsten geschrien hätte.
Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Ich wollte dich schocken. Dich zur Mitarbeit bringen. Dir klarmachen, worum es hier geht. Wie gefährlich diese Leute sind.“
„Das war widerlich von dir“, sagte sie, und er sah mit Schrecken, dass ihre Augen feucht wurden. Feuchter noch als damals im Verhörzimmer. „Und dann hast du mir nicht mal Zeit gelassen, um ihn zu trauern – damit fertig zu werden. Nicht mal Zeit für mich selbst, sondern hast mich in dieses Bordell gebracht.“ Sie wischte sich verstohlen über die Augen. „Manchmal frage ich mich wirklich, was in dir vorgeht. Bist du so gewissenlos? Oder völlig gleichgültig anderen gegenüber?“
„Weder noch.“ Was in ihm vorging? Das war recht einfach. Er war in diesem Moment vor Eifersucht auf diesen Mörder, mit dem sie ein Verhältnis hatte, fast explodiert. Er hatte ihr wehtun wollen. Ganz bewusst. Und er hatte es geschafft. Ihren Blick, als sie die Fotos gesehen und erkannt hatte, was passiert war, würde er nicht so schnell wieder vergessen.
Bevor er sie in diesem Verhörzimmer wiedergesehen hatte, hatte er gedacht, dass er genügend Abstand zu ihr gewonnen hätte, um ihr mit einer gewissen inneren Zurückhaltung zu begegnen. Eine ziemliche Selbsttäuschung. Er war sofort wieder versessen auf sie gewesen. Und das Gefühl, das ihn erfasst hatte, als sie im Bordell endlich nachgab und er sie genommen hatte, ging ihm weder aus dem Kopf, noch aus dem Körper. Er hatte auch nicht aufgehört, als sie ihren Höhepunkt hatte, sondern hatte weiter gemacht. Hatte sie geküsst, geleckt, gebumst, bis sie ein zweites Mal gekommen war. Die aufgestaute Lust und das Verlangen hatten ihn überwältigt, waren stärker gewesen als jeder vernünftige Gedanke.
Er beobachtete sie misstrauisch und begehrlich zugleich. „Glaube nicht, dass ich nicht wüsste, was du vorhast, Lana. Du willst auf eigene Faust handeln. Deshalb bist
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