In der Gewalt des Jadedrachen
du hierher geflogen. Du hast einen Verdacht. Aber anstatt mit mir zusammenzuarbeiten, hast du auch noch Geheimnisse, und ich muss dir jedes Wort, jede Information aus der Nase ziehen.“ Er fuhr sich mit beiden Händen durch das Haar. „Du machst mich fertig. Absolut fertig. Du kostest mich den letzten Nerv. Das ist gefährlich. Hör auf, mit mir und anderen zu spielen. Diese Leute verstehen keinen Spaß!“
„Das musst du mir nicht erst sagen! Schließlich bin ich wahrscheinlich schuld daran, dass Piet getötet wurde. Ich habe ihn ja mit der Warnung zu dir geschickt!“
Forresters erotische Fantasien erstarben auf der Stelle. Er wich Lanas Blick aus, drehte sich um und ließ sich erschöpft auf das Sofa in der Zimmerecke fallen.
Es war nicht nur ihre Warnung gewesen, die Piet ihm überbracht hatte, und die ihm wahrscheinlich das Leben gekostet hatte, aber jetzt war nicht der Zeitpunkt, sie tiefer einzuweihen. „Bereust du es?“
Sie senkte den Blick. „Ja und nein. Nur was Piet betrifft. Das ist schrecklich für mich. Erzähl mir von ihm, Mark. Sag mir, was passiert ist.“
Er atmete durch. „Er hat mich angerufen, weil er verfolgt wurde. Er wollte mir deine Warnung überbringen. Als ich ihn fand, war er angeschossen und so schwer verletzt, dass er bald darauf starb.“
„Du warst bei ihm?“ Lana lächelte unter Tränen. „Das ist gut. Ich hatte Angst, er wäre ganz alleine gewesen. Die Fotos waren entsetzlich. Der harte Boden, dieser scheußliche Ort. Das hat er nicht verdient. Nicht Piet …“ Piet war mehr als ein Freund gewesen. Fast wie ein älterer Bruder oder sogar Vater. Lanas Vater war schon vor Jahren gestorben. Ihre Mutter lebte zwar noch, aber sie hatte meist nur telefonisch Kontakt zu ihr. Sie hatte nochmals geheiratet und ging ganz in der Familie ihres neuen Mannes auf.
Lana hatte dieses Familienleben niemals behagt, und sie war bald ausgezogen, war dann sogar nach Europa gegangen. Und besonders in den letzten Jahren hatte sie sich rar gemacht. Aber wenn diese Sache hier vorbei war, konnte es eine gute Idee sein, wieder einmal hinzufahren. Diese Menschen dort waren so normal. Keine Mörder, keine Verbrecher, keine Special Agents.
Forrester beobachtete teilnahmsvoll ihr Mienenspiel und streckte die Hand nach ihr aus. „Wenn du dich ausweinen willst, dann weißt du, wo du das kannst.“ Er wollte es nicht zugeben, aber es hätte auch ihm gut getan, sie zu halten und zu trösten.
Sie schüttelte nur den Kopf. Der Gedanke, sich in Forresters sichere Umarmung zu schmiegen und sein Hemd nass zu weinen, war verlockend, aber sie war sich nicht sicher, ob sie – wenn sie einmal die Beherrschung verlor – dann nicht Stunden brauchte, um wieder mit dem Weinen aufzuhören. Dann würde nämlich alles über sie hereinbrechen: Charles, dieser Lügner und Verbrecher, Piets Ermordung und die Tatsache, dass sie Forrester noch immer viel zu sehr mochte.
Forresters Blick wurde weich. „Bleib hier, Mac. Ich bringe dich dann zurück ins Hotel. Das ist mir lieber, falls Wong auf die Idee kommt, dich dort sprechen zu wollen. Aber ich muss vorher fünf Minuten schlafen, ich bin völlig fertig.“
„Und ich soll hier bleiben und dir dabei zusehen?“
„Ja, weil ich dann ruhiger schlafe, wenn ich weiß, dass du keinen Unfug machst. Außerdem“, er verzog den Mund zu einem kaum sichtbaren Lächeln, „habe ich Piet versprochen, auf dich aufzupassen.“ Er klopfte einladend mit der Hand neben sich auf die Couch.
Lana zögerte, dann setzte sie sich tatsächlich neben ihn. „Gut. Ich bleibe hier.“
Forrester ließ sich mit einem erleichterten Brummen zur Seite rutschen, bis sein Kopf bequem auf ihrem Schoß lag, streckte die Beine aus und legte sie über die Armlehne. Wenn er auf ihr lag, konnte sie ihm nicht entwischen. Außerdem erinnerte es ihn so angenehm an alte Zeiten.
„Glaube aber nicht, dass ich dich deshalb nicht mehr für einen Mistkerl halte, nur weil ich jetzt nachgebe“, warnte sie ihn. „Immerhin hast du mich entführt, festgehalten und genötigt.“
„Nein, nein. Natürlich nicht“, sagte er gähnend. „Alles klar.“
„Warum hast du von Anfang an so getan, als würden wir uns nicht kennen?“ Noch so eine Heimlichtuerei von ihm, die sie misstrauisch machte.
„Das halte ich nach wie vor unter diesen Umständen für das Klügste. Je weniger sie unsere Vergangenheit in Verbindung bringen, desto besser. Ich möchte weder die Behörden noch Pratts Freunde mit der Nase drauf
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