In der Gewalt des Jadedrachen
hinaus. Joe Melbourne. Im nächsten Moment war sein Ärger verflogen. Wenn Joe es für nötig befand, zu kommen, obwohl er sich jede Störung verbeten hatte, dann musste etwas Schwerwiegendes geschehen sein. Hastig entriegelte er die Tür.
Das Erste, was er von Joe sah, war eine schwere Maschinenpistole. Dann sprang sein Assistent herein und blieb mit leicht gebogenen Knien stehen, wobei er den Lauf der Waffe hin und her schwingen ließ, um den Raum nach etwaigen Angreifern abzusuchen und zu sichern. Es war ein perfekter Auftritt. Hätte es sich um eine Sturmübung gehandelt, hätte Forrester jetzt applaudiert. So jedoch lehnte er sich mit der Schulter an die Wand und musterte seinen Assistenten mit gereizter Nachsicht.
„Was soll das werden?“
Joe richtete sich langsam auf. „Verzeihung, Sir. Als Sie nicht öffneten, obwohl ich fast eine halbe Stunde versucht habe, hereinzukommen, dachte ich, Sie wären in Gefahr.“
„In Gefahr. So. Mit zehn chinesischen Leibwächtern vor der Tür?“ Forrester rieb sich das Kinn. Eine halbe Stunde? Vermutlich hatte Joe jetzt übertrieben, normalerweise hätten sie es hören müssen, wenn sich jemand an der Tür zu schaffen machte. „Ich wollte nur endlich einmal ausschlafen.“
„Ja, Sir, eine gute Idee. Sie sehen auch sehr ausgeruht aus.“
Forrester musterte einen Assistenten eingehend. „Joe Melbourne, wenn Sie glauben, witzig werden zu dürfen, werden Sie schnell bemerken, dass Sie sich in einem schmerzhaften Irrtum befinden.“
Um Joes Mundwinkel zuckte es. „Verstehe, Sir.“ Seine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt. Und diese Ablenkung kam in Form von zwei langen Beinen und runden Formen.
Die Tür zu Lanas Schlafzimmer stand offen. Das entsetzliche Weib hatte es nicht für nötig befunden, sich anzuziehen, sondern hielt sich nur einen kleinen Frottéefetzen vor ihre Blöße, wobei die Schultern und ein Bein bis zur Hüfte frei blieben. Ihr Haar war verstrubbelt, hing ihr ins Gesicht und auf die Schultern, ihre Wangen waren gerötet und ihre Lippen von seinen Küssen geschwollen.
Und nicht nur das ganze Apartment, sondern auch er, Forrester selbst, rochen vermutlich nach heftigem Sex.
Er sah mit steigendem Groll, wie Lana zu Joe herüberlächelte, ihm sogar zublinzelte, und mit noch größerem Ärger, wie Joe, den ihr Sexappeal nicht kalt lassen konnte, zurückgrinste. Als sie seinen wütenden Blick sah, zuckte sie nur die Achseln und verschwand mit einem Lachen. Dabei drehte sie sich um und gab den Blick auf eine schlanke Taille, wohlgeformte Schultern und einen zum Anbeißen hübschen Hintern frei.
Forrester wandte sich wieder Joe zu. „Sie haben keine Minute lang geglaubt, dass ich in Gefahr bin“, stellte er trocken fest.
Joe hatte fast Stielaugen Richtung Schlafzimmer bekommen, jetzt wandte er sich ertappt um, und ein kleines, reumütiges Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Ich wollte nur Ihre volle Aufmerksamkeit, Sir.“ Er sah bedeutsam zum Schlafzimmer, wobei er tonlos die Lippen bewegte. Forrester konnte etwas wie „Toter und Mord“ ablesen. Offenbar eine Information, die Joe nicht mit Lana zu teilen gedachte. Er hielt Forrester eine Zeitungsmeldung hin und einen kurzen Polizeibericht.
Lana erschien wieder. Sie hatte sich zu seiner Erleichterung endlich herabgelassen, ihren anziehenden Körper, mit dem er noch so viel vorgehabt hatte, in den Bademantel zu hüllen. Sie war immer noch überdurchschnittlich attraktiv, aber anders als zuvor. Mit einem starken Gefühl des Bedauerns glitt sein Blick über sie. Natürlich hätte er Joe einfach wieder hinausschicken können, aber die Stimmung war trotzdem verdorben.
„Ist etwas passiert?“ Lana befestigte ihr zerzaustes Haar mit einer Spange am Hinterkopf. Genau dieselbe Spange, die er vor etlichen Stunden ungeduldig gelöst und einfach fortgeworfen hatte, weil er es nicht erwarten konnte, endlich mit beiden Händen in ihrem seidenweichen Haar zu wühlen. Allein der Gedanke machte ihn schon wieder unduldsam. Verdammter Narr, dieser Joe Melbourne. Den musste wirklich der Teufel geritten haben, dass es ihm einfiel, mit schlechten Nachrichten aufzukreuzen.
Joe wandte sich bereitwillig nach ihr um, erleichtert, dem Unheil verkündenden Blick seines Vorgesetzten ausweichen zu können. „Nichts weiter, Madam.“ Es wunderte ihn selbst, dass er sie plötzlich so ansprach, ‚Miss McKenzie’ hätte vollständig genügt, um der Höflichkeit Genüge zu tun. Noch dazu bei einer Frau, die gerade eben
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