In der Gewalt des Jadedrachen
Forrester sah zu seinem Assistenten, der mit offenem Mund dabeistand.
„Ja, natürlich, Sir. Bin schon fort.“
„Nein, bleiben Sie hier, Joe Melbourne! Es ist gut, dass Sie auch hier sind. Das geht Sie genauso an!“ Lana hielt Forrester anklagend das Foto hin. „Das hat mir jemand unter der Tür durchgesteckt! Was hast du mir sonst noch alles verschwiegen?!“
Forrester griff nach dem Foto, blickte kurz darauf, drückte es dann Joe in die Hand. Als er aus dem Zimmer lief, wollte Lana ihm nach. „Oh nein, du bleibst schön da. Joe, Sie passen auf sie auf!“ Und dann war er auch schon weg. Draußen hörte sie seine Stimme, scharfe Befehle auf Englisch und Kantonesisch. Tumult, laufende Schritte. Aufgeregte, durcheinanderredende Leute.
„Mr. Forrester wusste das nicht, Miss McKenzie. Ganz bestimmt nicht.“ Joe nahm Lana sanft um die Schultern und führte sie zurück ins Schlafzimmer. Lana stolperte mit und ließ sich von ihm auf einen Stuhl drücken. Dann goss er aus einer Wasserflasche ein Glas voll und hielt es ihr hin. Lana nahm es dankbar entgegen, einfach nur, um ihre Hände zu beschäftigen. Sie konnte im Moment ohnehin keinen Schluck runterkriegen.
Joe bückte sich nach dem Umschlag, den sie zu Boden hatte fallen lassen. Er sah hinein. „Hier ist noch ein Zettel. Eine Nachricht auf Chinesisch.“ Er reichte Forrester, der soeben mit einem gereizten Gesichtsausdruck das Zimmer betrat, das Papier.
Der warf einen schnellen, besorgten Blick auf Lana und las dann die Nachricht. Dabei veränderte sich sein verärgerter Blick in düsteren Zorn.
Lana umklammerte ihr Glas. „Was steht da?!“ Sie musste noch zweimal nachfragen, bevor er ihr antwortete.
„Der 14. Tag des achten Mondmonats ist gekommen. Der Geist des toten Mannes kehrt zurück, um Rache zu nehmen für das Unrecht, das an ihm verübt wurde.“
Sie zitterte so heftig, dass sie fast das Wasser verschüttet hätte. „Willst du jetzt immer noch behaupten, der Jadedrache wäre ein Fremder?!“
Forrester trat neben Lana und nahm ihr das Glas aus der Hand. Er stellte es auf den Tisch und kam dann wieder zurück. Sie lehnte sich an ihn, als er ganz neben sie trat und die Hand auf ihren Rücken legte, um beruhigend darüberzustreicheln.
Joe drehte den Umschlag hin und her, sah nochmals hinein, aber es fanden sich keine weiteren Hinweise. „Da die Nachricht auf Chinesisch war, Sir, heißt das, dass sie für Sie bestimmt war.“
„Oder, dass der Absender nur Chinesisch kann“, erwiderte Forrester ruhig.
„Aber wenn nicht – woher sollte er wissen, dass du diese Sprache beherrschst?“ „Das kann man in der Zwischenzeit leicht herausgefunden haben. Schließlich mache ich kein Geheimnis darum. Und es gibt genug Leute, die wissen, dass ich im Auftrag der Regierung einige Zeit in Peking und Hongkong gearbeitet habe. Viel bedenklicher ist, dass jemand unerkannt ins Hotel gelangen kann, diesen Brief unter die Tür durchsteckt und dann wieder verschwindet.“ Besonders ärgerlich war es, weil er die Polizeiwache vor Lanas Zimmer entfernt hatte, um Charles, sollte er wieder eine Nachricht hinterlassen, die Annäherung zu erleichtern. Aber alle Ausgänge waren besetzt, die wichtigsten Punkte im Hotel wurden überwacht. Seine Leute waren soeben dabei, die Zimmermädchen zu verhören. Möglicherweise war es eines von ihnen gewesen, das den Brief überbracht hatte.
„Jetzt werden wir nie erfahren, was Charles wusste.“
„Aber du weißt, dass er einen Bruder hier hat. Wenn dieser Bruder nicht selbst ein Interesse daran hatte, Charles Pratt zu töten, dann muss er jetzt ebenfalls Angst um sein Leben haben. Jedenfalls wird er nervös werden. Und das wird ihn zu einem Fehler verleiten.“
„Was sollen wir jetzt tun?“
Forrester lachte kurz auf. „
Wir
gar nichts, Lana. Schlag dir das gleich aus dem Kopf.
Ich
werde etwas tun.“ Er zog sie sanft hoch. „Komm, wir fahren.“
„Wohin?“
„Ins Präsidium. Du wirst dort bleiben, während ich meine alten Verbindungen zu Hongkong ausnutzen werde. Nein“, unterbrach er sie, als sie den Mund aufmachte, „jetzt nicht. Später erzähle ich dir alles. Im Moment ist keine Zeit.“ Er griff nach seinem Telefon. Kurz darauf führte er mit einem unbekannten Teilnehmer eine heftige kantonesische Diskussion.
***
Chens Diener führte Forrester hinein.
Der Hausherr saß auf einer niedrigen Couch, erhob sich jedoch höflich, als Forrester eintrat.
Forrester ließ seinen Blick über die Anwesenden
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