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In der Glut der Leidenschaft

In der Glut der Leidenschaft

Titel: In der Glut der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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das kann ich«, erwiderte Temple hart.
     
     
    Argyle saß auf seinem Pferd zwischen den Bäumen und sah zu, wie Michaela vorsichtig ihr Reittier aus dem Stall führte. Das musste er dem Mädchen lassen, sie war so leise und geschickt, dass der Junge, der im Stall schlief, nicht einmal wach wurde.
    Argyle wartete, bis sie sich ein Stück entfernt hatte, ehe er losritt. Er hatte keine Ahnung, was sie vorhatte, und es spielte auch keine Rolle. Lächelnd duckte er sich unter einem tief hängenden Ast und erinnerte sich daran, wie das kleine Mädchen mit Zöpfen auf einem Kamel ausgeritten war. Damals hatte ihr Verschwinden eine ganze Brigade alarmiert, weil man dachte, sie wäre von Beduinen entführt worden. Er hatte sie zurückgeholt, und das arme Kind hatte nach der Bestrafung eine Woche lang nicht sitzen können.
    Doch noch während ihr Vater mit ihr schimpfte, hatte sie erklärt, Kamele könnten lächeln, und das wäre seltsam, hätten sie doch angesichts ihrer Hässlichkeit gar keinen Grund dazu. Daraufhin war der Zorn ihres Vaters verflogen, und er hatte sie amüsiert weggeschickt. Die kleine Michaela hatte sich die wunde Rückseite gerieben und an der Tür erklärt, ihr Vater hätte sich keine Sorgen machen müssen. Die Leute in der Wüste hätten sie sicher nicht angefasst, weil sie seine Tochter war.
    Was ist sie doch vertrauensvoll und unschuldig gewesen, dachte Argyle, während er sein Pferd antrieb. Zu Lebzeiten
    ihres Vaters hatte nichts sie treffen können, doch jetzt war er tot, und sie hatte nur noch ihn, Argyle. Michaela wusste es nicht, aber er würde sie niemals im Stich lassen. Das hatte er ihrem Vater auf dem Totenbett geschworen.
    Einmal hatte er allerdings schon versagt, und der Preis, den Michaela dafür bezahlte, würde ihn bis zu seinem letzten Atemzug verfolgen.
     
     
    Kapitel 4
     
     
    In einer dunklen Ecke der Boar's End Tavern nippte Rein an einem Getränk, das er gar nicht wollte, und beobachtete die Soldaten, die Rum und Frauen genossen. Er bezahlte schon seit Stunden für sie, um Informationen zu erhalten. Als ein stämmiger Mann, der älter als die anderen war, zu ihm kam, stand Rein auf.
    »Einen Toast auf die Soldaten Seiner Majestät«, sagte Rein, und der Sergeant Major betrachtete ihn verhalten.
    »Einverstanden, wenn Ihr bezahlt.«
    »Mache ich. Rein Montegomery«, stellte er sich vor.
    Der Mann schien den Namen zu kennen und setzte sich zu ihm. Rein gab der breithüftigen Serviererin einen Wink, die daraufhin an die Theke eilte und mit einem Krug Ale zurückkehrte, den sie lächelnd dem Soldaten vorsetzte.
    Der Sergeant Major sah der Frau nach. »Ihr habt die Aufmerksamkeit des Mädchens erregt, Sir.«
    »Kaum«, wehrte Rein ab. »Das wart Ihr mit all Euren Orden.«
    Der Soldat blickte auf seine Brust. »Damit kann ich nicht bezahlen, und essen kann ich sie auch nicht. Sie machen nur meinen Rock schwerer.«
    Ein praktisch veranlagter Mann, dachte Rein und beugte sich vor. »Wo habt Ihr gedient?«
    »Kolonien, Marokko, Indien, Kapstadt.« Er zuckte mit den Schultern. »Und an einigen anderen Orten.«
    »Wollt Ihr mir davon erzählen?« Rein sprach nie über seine eigene Vergangenheit, und während er nach Informationen über seinen Vater suchte, horchte er niemanden aus, der über die hässlichen Seiten des Krieges nicht sprechen wollte. Dieser altgediente Sergeant Major sah jedoch so aus, als suchte er ein offenes Ohr.
    »Wollt Ihr es wirklich hören?«
    »Wenn es Euch nichts ausmacht, Sir«, meinte Rein beiläufig. »Ich habe genug vom Krieg gesehen, um nicht noch einmal an einem teilnehmen zu wollen.« Schlimme Erinnerungen an das Gefängnis des Sultans und Kämpfe gegen Sklavenhändler tauchten vor seinem inneren Auge auf. Von alledem hatte er genug. Schon lange wollte er nicht mehr zu den Waffen greifen und Blut auf den Decksplanken sehen. »Fangt am Anfang an, wenn Ihr wollt, Sergeant Major...«
    »Edward Townsend.« Er schüttelte Rein die Hand. »Die meisten nennen mich Rusty.« Er schob die weiße Perücke zurück, unter der feuerrotes Haar zum Vorschein kam. Rein lächelte und bestellte bei der Serviererin für sie beide Abendessen.
    Weit nach Mitternacht half Rein endlich Townsend die Treppe zu dem Zimmer hinauf, das er für den tüchtigen Soldaten gemietet hatte.
    »Müsst ihr bestimmt nicht in die Kaserne zurück, Sir?«
    »Hört auf, mich >Sir< zu nennen, Rein«, erwiderte Rusty. »Ihr seid vielleicht ein verschlossener Kerl.«
    »Natürlich bin ich das«,

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