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In der Glut der Leidenschaft

In der Glut der Leidenschaft

Titel: In der Glut der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Montegomery zu schlagen. Zumindest hätte er hinterher nicht mehr darüber sprechen können.
     
     
    Kapitel 5
     
     
    Michaela zupfte an dem dunkelblauen steifen Kleid und den eng anliegenden Ärmeln mit Spitzen und Rüschen, betrachtete sich im Spiegel und seufzte. Das Kleid saß einfach nicht. Sie hatte gehofft, die Näherin würde noch Änderungen durchführen, doch ihr Onkel hatte die Bitte abgeschlagen. Zweimal, dachte sie und berührte die wunde Stelle an der Wange. Sie konnte sich glücklich schätzen, überhaupt ein neues Kleid zu besitzen, das wenigstens die aufgeschrammten Ellbogen verdeckte.
    Nachdem sie in die Schuhe geschlüpft war, raffte sie die Röcke und eilte zur Tür, verlor prompt einen der schlecht sitzenden Schuhe und lief zurück. Gerade als sie ihn wieder anziehen wollte, flog die Kammertür auf. Michaela bückte hoch, verlor das Gleichgewicht und landete auf dem Teppich.
    Ihr Onkel blickte so eisig auf sie hinab, dass sie sich wie ein Käfer vorkam, der gleich zertreten werden würde. Er half ihr nicht auf, sondern ballte die Hände zu Fäusten, als könnte er sich an ihr beschmutzen.
    So würdevoll wie nur möglich erhob sie sich.
    »Vermeide das vor unseren Gästen!«
    Sie nickte. Glaubte er, dass sie sich absichtlich ungeschickt anstellte?
    Er richtete den Blick auf ihre Wange, um festzustellen, ob sie die Spuren mit Puder abgedeckt hatte. Dass er überhaupt keine Reue zeigte, schmerzte fast noch mehr als die Schläge.
    »Die meisten Gäste sind bereits eingetroffen«, sagte er vorwurfsvoll, weil sie nicht zur Begrüßung erschienen war. »Geh nach unten, Kind!«
    Ich bin kein Kind, dachte sie gereizt, eilte zur Treppe, verfing sich nicht mit dem Rock im Geländer und verfehlte auch nicht die erste Stufe. Dabei lächelte sie so bemüht, dass die Wangen schmerzten. Während Gäste ins Haus strömten und die Musiker sanfte Weisen spielten, wünschte Michaela sich sehr weit fort.
    Tu deine Pflicht, ermahnte sie sich, als der Drang zu fliehen übermächtig wurde.
    Gäste begrüßten einander - Parlamentsmitglieder, reiche Kaufleute, hoch dekorierte Generäle und der Kriegsminister, der wichtigste Mann der englischen Regierung. Michaela wäre beeindruckt gewesen, wäre die Anwesenheit solcher Leute in diesem Haus ungewöhnlich gewesen. Im Lauf der Jahre hatte sie all diese Männer in verschiedenen Situationen erlebt, von denen die meisten nicht gerade schmeichelhaft gewesen waren.
    Ihre Gedanken wurden unterbrochen. »Guten Abend, Mistress Denton.«
    Den Rücken kerzengerade durchgedrückt, drehte sie sich um und neigte leicht den Kopf. »Major«, sagte sie höflich, ohne die Lippen zu bewegen.
    Er ließ den Blick über sie gleiten, typisch für Männer und vor allem für diesen Mann. Der Magen krampfte sich ihr zusammen, und sie hielt den Fächer so fest, dass das dünne Sandelholz brach.
    »Ihr seht bezaubernd aus, meine Liebe.«
    Sie sah wie ein Kind im Kleid der Mutter aus, und sie wusste das. »Meinen Dank, Sir«, erwiderte sie und nickte anmutig. »Mein Onkel erwartet Euch. Soll ich Euch anmelden?«
    »Das überlässt man der Dienerschaft, Michaela.«
    Bei seinem sanften und zugleich herablassenden Ton holte sie tief Atem. »Ich habe Euch gewarnt, dass Ihr mich nicht so nennen sollt.«
    »Ich denke, ich habe dazu ein Recht.«
    »Ihr denkt?«, fragte sie voll Verachtung. »Bitte, Major, sprecht doch weiter. Damit entlarvt Ihr Euch als kompletter Narr.«
    Für einen Moment weiteten sich seine Augen, doch dann zeigte er wieder eine überlegene Miene. »Beruhigt Euch.«
    »Ersäuft Euch selbst in der Themse«, murmelte sie und wich seiner ausgestreckten Hand aus. Er war klug genug, ihr nicht zu folgen, doch sie fühlte den missbilligenden Blick ihres Onkels im Rücken, als sie durch den Ballsaal zu einem Tisch ging, auf dem Schalen mit Konfekt und süßem Punsch standen.
    Als sie nach der Schöpfkelle griff, zitterte ihre Hand so sehr, dass sie sich an der Tischkante festhalten musste, um gegen Zorn und Schmerz anzukämpfen. Bei Gott, sie hatte mehr als ihre Ideale verloren. Es gab kein Vertrauen mehr. Auf Familie, Blutsverwandtschaft und Gerechtigkeit war kein Verlass. Das alles war innerhalb der letzten drei Jahre zerstört worden.
    Auf ihre Weise begehrte sie dagegen auf und versuchte, ihre Ideale am Leben zu erhalten. Sie suchte nach schlichter Freundschaft und riskierte ihr Leben für Gerechtigkeit.
    Ihr Blick wanderte über die Versammelten. Die Gefahr lag darin, dass sie ihre Feinde

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