In der Glut der Leidenschaft
Vitrinen bedeckten die Kabinenwand bis zur Bettkante. Ein Sofa, ein Kleiderschrank und eine Kupferwanne in der Ecke vervollständigten die Einrichtung. Die schwersten Gegenstände waren am Boden und an den Wänden befestigt.
Das war zwar alles höchst komfortabel, doch Christian fragte
sich, weshalb Rein hier wohnte, obwohl er ein Haus und Wohnungen in der feinsten Gegend Londons besaß.
»Lieber Himmel!« Christian wich einen Schritt zurück als die schwarze Pantherin unter der Fensterbank hervorkam und durch den Raum schlich.
Rein lächelte nur, während die riesige Katze um seine Beine strich. »Rahjin, du erschrickst unseren Besucher«, sagte er und streichelte das Tier.
Christian war sichtlich beeindruckt.
»Geh an die Arbeit.« Die Pantherin fauchte Christian an, ehe sie hoheitsvoll wie eine Prinzessin die Kabine verließ.
Rein öffnete einen Schrank und wählte einen Weinbrand aus, füllte zwei Gläser und deutete auf das Sofa. Christian starrte noch auf die offene Tür.
»Wo hast du dieses Biest gefunden?«
»Sie hat mich gefunden.« Rein bot seinem Freund ein Glas an. »Was führt Euer Gnaden zu den Docks?«
Er kommt immer gleich zur Sache, dachte Christian und nahm einen kleinen Schluck. »Der Brigadier hat nicht auf der Camden gedient. Er war der Ogelthorpe zugeteilt, obwohl es fraglich ist, ob er jemals einen Fuß an Bord gesetzt hat. Der junge Denton scheint mit dem Meer nicht viel im Sinn gehabt zu haben.«
Rein setzte sich hinter den Schreibtisch und legte ein Bein über die Seitenlehne. Die Information erleichterte ihn. Darauf gönnte er sich einen ordentlichen Schluck. Es hatte ihn fast verrückt gemacht, möglicherweise mit Michaela verwandt zu sein. Da er nun wusste, dass sie nicht Cousin und Cousine waren, musste er erneut etwas gegen seine Fantasien unternehmen.
Christian saß ihm gegenüber auf dem Sofa und hielt den Cognacschwenker auf dem Knie. »Hinterher blieb er eindeutig an Land. Meiner Meinung nach hätte er besser zur See fahren sollen. Richard übertraf ihn so sehr, dass er keine bemerkenswerte Karriere schaffte.«
Bein interessierte sich nicht für des Brigadiers Karriere oder seine Unsicherheit, die er schon beim ersten Zusammentreffen erkannt hatte. Der Mann setzte andere unter Druck, um sich selbst stark zu fühlen. Michaela hatte die Spuren davon an der Wange getragen.
»Also, wieso hast du dich nach ihm erkundigt?«
Rein hatte sich zwei Tage lang gut überlegt, ob er Christian in seine Angelegenheiten hineinziehen sollte. Je weniger andere wussten, desto besser war es. Diese Information hatte Christian jedoch dank seiner Stellung beschaffen können, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Rein hingegen hätte erklären müssen, wieso er sich für bestimmte Dinge interessierte.
»Kurz bevor ich den Ball verließ, wollte er eines meiner Schiffe mieten.« Das stimmte, und der Zeitpunkt war bewusst so gewählt worden, dass alle diesen Wunsch hörten. »Er sagte allerdings nicht, worum es ging.«
Christian sah ihn fragend an. »Du hast ihn vermutlich abgewiesen.«
»Allerdings.« Rein war nicht in der Stimmung gewesen, irgendeine Bitte zu erfüllen. »Auf meinen Schiffen geschieht nichts ohne mein Wissen.« Denton hatte hinzugefügt, dass er selbst das Kommando übernehmen wollte. Das kam gar nicht infrage. Rein hatte nicht die Absicht, ein Schiff einfach einem anderen zu überlassen, nur damit der Brigadier seine nicht gerade kometenhafte Karriere zur See fortführen konnte. Kein Geld der Welt würde ihn dazu bringen.
»Es überrascht mich, Chris, dass du allein unterwegs bist.« Er sah seinen Freund über das Glas hinweg an, während er das Thema wechselte und von sich ablenkte. »Wo ist Lady Buckland? Ich hatte erwartet, sie würde wie eine Klette an dir hängen.«
»Das ist merkwürdig«, erwiderte Christian. »Ich habe sie seit Tagen nicht gesehen, obwohl ich ihr zwei Nachrichten geschickt habe. Aber es kam auch keine Antwort. Schade, sie war sehr unterhaltsam.«
Rein zuckte achtlos die Schultern. »Vielleicht hat sie einen
anderen Beschützer gefunden.«
»Sie wollte nur dich.«
»Eine Laune, mehr nicht«, wehrte Bein ab. »Mein Ruf was Frauen angeht, entspricht in keiner Weise den Tatsachen.«
Christian lächelte amüsiert. »Ich weiß, ich weiß, aber es zerstört den Stolz eines Mannes, im Bett mit einer Frau zu liegen die einen anderen begehrt.«
»Meinetwegen kannst du das glauben, wenn du dich dann besser fühlst.«
Christian leerte das Glas
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