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In der Glut der Leidenschaft

In der Glut der Leidenschaft

Titel: In der Glut der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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würde es die Juwelen des Maharadschas enthalten.
    Sie griff danach, stellte das hölzerne Kästchen vorsichtig auf den Tisch und löste das silberne Band. Als sie den Deckel hob, holte sie tief Atem. In der Mitte ruhte eine herrliche Orchidee, schwarz wie die Nacht, umrahmt von weißen Gardenien.
    Ein Stück Pergament lag obenauf. Ihre Hand bebte leicht, als sie danach griff. Es trug ein wächsernes Siegel, das mit schlichten Strichen das Profil einer Frau mit langem Haar zeigte. White Empress, dachte sie, die weiße Herrscherin, und strich über das schwarze Wachs. Dann zerbrach sie das Siegel und las.
     
    Weil ich weiß, dass du nicht brav sein wirst.
    R.M.
     
    Sie wandte sich fragend an den jungen Mann, der jedoch keine Miene verzog. Seltsam. Sie fasste noch einmal in die Schatulle und ertastete Metall und Holz. Michaela brauchte nicht unter den duftenden Blüten nachzusehen, um zu wissen, dass dort die Pistole ihres Vaters lag, gereinigt und geölt.
    Und höchstwahrscheinlich auch geladen.
    Leise lachend schüttelte sie den Kopf.
    »Darf ich meinem Auftraggeber ausrichten, dass Mem Sahib zufrieden ist?«, fragte er.
    »Ja, das bin ich.«
    Der junge Mann verbeugte sich und legte grüßend die Hand an die Stirn, und im selben Moment bimmelte die Glocke. Michaela warf einen Blick auf das Anzeigebrett. Onkel Atwells Arbeitszimmer. Sie nickte Agnes zu, damit sie dem Ruf nachkam, und als sie sich wieder zu dem jungen Mann umdrehte, war er verschwunden.
     
     
     
    Kapitel 12
     
     
    Rahjin lag auf dem Boden neben dem Bett und gab leise besorgte Laute von sich, als ihr Herr sich aufbäumte und um sich schlug. Die Kerzen und Lampen zischten und knisterten. Bilder tauchten auf, beruhigten ihn in dem einen Moment und quälten ihn im nächsten.
    Michaela lag warm und anschmiegsam unter ihm. Ihre Körper waren miteinander vereinigt, und er hatte sich tief mit ihr verbunden. Sie rang nach Luft, rief seinen Namen, berührte sein Gesicht und seine Brust und legte die Hände an seine Hüften, um ihn noch tiefer in sich zu ziehen. Sie war köstlich, aber als er sich zu ihr beugte und sie küsste, hustete sie plötzlich, und Blut floss aus ihrem Mund und über seine Hände. Auf die Knie aufgerichtet, drückte er sie an sich. Ihr Kopf sank zur Seite, und er starrte in leblose haselnussbraune Augen und dann auf die Klinge in seiner Hand. Nein, nein, nicht sie, nicht sie! Wie ein verwundetes Tier warf er den Kopf in den Nacken und schrie.
    Rein wurde ruckartig wach und begriff auf der Stelle, dass ihn seine eigene Stimme geweckt hatte. Schweiß lief ihm über die Brust, als er sich aufsetzte. Rahjin kauerte auf der Bettkante. Rein achtete nicht auf sie. Er erschauerte und trieb die schrecklichen Bilder zurück in die Welt der Träume. Trotzdem kannte er ihre Bedeutung. Er schlug die Laken zurück und schwang die Beine über die Bettkante. Noch jetzt hatte er vor Angst Herzklopfen.
    Seit er Michaela wieder geküsst hatte, versuchte er, sie zu vergessen. Vielleicht wollte ihm der Traum nur sagen, dass er kein Recht auf sie hatte und dass sie zugrunde gehen würde und nicht er.
    Zu viele Menschen hingen von ihm ab, als dass er sich jetzt der Lust hingeben durfte. Er dachte an seinen Handel, an die Menschen auf den Feldern, an die schlichten Häuser rings um die Plantagen. Daran hielt er sich, während er aufstand, sich wusch und hastig ankleidete und schließlich nach den Verträgen griff.
    Bedrückende Träume oder nicht, er musste Verabredungen einhalten und seine Waren verkaufen.
    Und er musste seinen Vater finden.
     
     
    Christian Chandler betrachtete lächelnd den hoch gewachsenen Araber, der ihn in Reins Kabine führte. »Dein Leibdiener?«, fragte er mit einem Blick auf Cabai, und der Eunuch lächelte, als er sich zurückzog.
    Rein stand hinter dem Schreibtisch. Die Hemdsärmel hatte er aufgekrempelt, und in der Hand hielt er einen Winkelmesser. »Allerdings.«
    »Verdammt, Rein«, sagte Christian und sah sich um. »Das ist ja ein richtiger Palast.«
    »Es ist ganz bequem.«
    Christian ließ den Blick schweifen. Die Kapitänskajüte war stets die schönste Kabine auf einem Schiff, doch eine solche hatte er noch nie gesehen. Der Schreibtisch aus Teakholz legte Zeugnis von der Kunstfertigkeit japanischer Handwerker ab. Der ursprünglich dunkelrote Ledersessel war schon ganz hell geworden. Vermutlich hatte das Stück Ransom, Reins Vater, gehört. Links neben der Tür stand ein langer Tisch mit mehreren Stühlen. Schränke und

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