Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Gruft der Moenche

In der Gruft der Moenche

Titel: In der Gruft der Moenche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: THiLO
Vom Netzwerk:
nächsten Morgen mit verschmiertem Gesicht im Bett fand.
    Kitty kicherte. Sie nahm den Kopf von der Wand und ging weiter.
    Natürlich hatte sie die Ermahnung vom Leiter der Gruppe gehört: » Ab jetzt wird geschlafen, sonst gibt’s Ärger.« Aber der Umgang mit ihren Brüdern hatte ihr noch etwas beigebracht: Nicht jeder Anweisung musste man folgen. Schon gar nicht, wenn man die erste Nacht an einem so spannenden Ort verbrachte. Außerdem hatte sie zur Tarnung ihr weißes Nachthemd angezogen. Wer würde schon ein schlafwandelndes Mädchen nach Hause schicken?
    An jeder Tür horchte Kitty für einen kurzen Augenblick, erst links dann rechts. Aber alles blieb ruhig. Die Mädchen schliefen.
    Am Ende des Flurs huschte sie ins Treppenhaus. Links gab es die Zimmer mit den Nummern 300 bis 303, rechts waren die breiten Stufen, die nach unten führten. In der Ecke, ihr nun fast gegenüber, der Fahrstuhl. Sie hielt ihre Kerze an die Tür. In der schmalen Scheibe hing ein vor langer Zeit handgeschriebenes Schild DEFEKT .
    Kitty musste es trotzdem ausprobieren, sie rüttelte an der Tür, aber die war und blieb verschlossen. Dann begann das Klopfen, tief unten, wahrscheinlich im Keller. Plong! Plong! Plong! Es klang entsetzlich. Als wollte sich ein Gefangener nach Jahren des Leidens aus seiner Zelle befreien.
    Kitty hoffte stark, dass ihm die Flucht nicht gelingen würde, bevor sie ihn fand. Sicher konnte er einer angehenden Buchautorin eine Menge erzählen.
    Sie trippelte weiter. Neben dem Fahrstuhl begann der Nordflügel des Hotels, Zimmer 304 bis 313, wie ein Schild anzeigte. Doch der Zugang zu diesem Flur war durch eine Wand aus groben Brettern versperrt. Kitty fuhr mit den Fingern über das Holz und riss sich gleich einen Splitter ein. Anderen Mädchen hätte das vielleicht einen Grund geliefert, weiterzugehen. Kitty aber konnte nichts so wenig leiden wie mädchenhafte Mädchen. Die bei jeder Kleinigkeit gleich heulten oder dauernd blöde kichernd ihre Köpfe zusammensteckten. Auch sie liebte Pferde und Ballett. Aber genauso gerne kletterte sie auf Bäume oder schnitzte sich Pfeile für ihren Bogen.
    Ein Splitter war für sie keine Warnung, er machte Kitty eher neugierig. Obwohl ihr die Kerze nur wenig Licht spendete, fand Kitty den Übeltäter sofort, zog ihn mit einem Ruck aus dem Fleisch und steckte sich den Finger in den Mund. Es schmeckte leicht nach Blut. Nicht weiter schlimm.
    Mit der anderen Hand hielt Kitty die Kerze an die Bretterwand. Die Kerze flackerte, ein Luftzug streifte Kitty. Sie spürte, wie sich die feinen Härchen auf ihrem Arm aufstellten.
    Die Luft drang aus einem Astloch. Kitty quetschte ihr Gesicht ganz fest daran, sah aber nur schemenhaft die ersten beiden Türen. Eine links, eine rechts. Der Rest des Ganges lag im Dunklen. In diesem Augenblick zuckte in der Ferne ein letzter Blitz auf. Sein Licht erleuchtete für den Bruchteil einer Sekunde auch den verrammelten Flur.
    Kitty sah das Schild an der rechten Tür: 313. Und obwohl es nur eine Zahl war, entfuhr ihr ein kurzer, spitzer Schrei. Kitty fühlte am ganzen Körper, dass es mit diesem Zimmer etwas Besonderes auf sich hatte. Und dass es besser war, wenn seine Tür für immer verschlossen blieb.

Zugang zum Keller
    Victor trat leise aus ihrem Flur im zweiten Stock und sah sich im Treppenhaus um. Keine Spur von Wolf Eismann oder einem der anderen sechs Betreuer. Ihre Kerzen hatte er vorsichtshalber gelöscht, um in dem schlafenden Hotel nicht aufzufallen wie ein Elefant im Bikini. Victor trug sie aber mit der Schachtel in seiner Hosentasche. In der Zwischenzeit mussten sie eben mit der Finsternis zurechtkommen.
    Tatsächlich gewöhnten sich seine Augen erstaunlich schnell an die Dunkelheit. Schemen und Umrisse erkannte Victor nun schon sehr deutlich. Türen, Treppe, Bretterwand, Fahrstuhl. Kein Mensch.
    Â» Die Luft ist rein«, flüsterte er und winkte. Das Gewitter war vorübergezogen. Nur in der Ferne donnerte und blitzte es noch ab und zu. Auch der Regen ließ von Minute zu Minute nach. Sie mussten also wirklich auf jeden Schritt achtgeben.
    Adam verließ auf Victors Zeichen hin den Gang, den blassen Schorsch im Schlepptau. Der Kleine klammerte sich wie ein Ertrinkender an Adams Arm. » Ihr lasst mich nicht alleine, oder?«
    Adam schüttelte den Kopf. Schorsch musste sich sehr verlassen und einsam fühlen.
    Im Treppenhaus warf

Weitere Kostenlose Bücher