In der Gruft der Moenche
Adam einen kurzen Blick auf die Bretterwand, die den Nordflügel abriegelte. Im Licht der Glühbirnen hatte die Wand verlockend ausgesehen. Nun aber, in der Finsternis, stellte sie sich ihnen wie ein lebloser Wächter entgegen. » Bis hierher und nicht weiter«, schienen die Bretter zu sagen, » es ist besser für euch!« Dazu der moderige Geruch, der durch die Ritzen quoll.
Adam beschleunigte seinen Schritt.
Victor wartete auf der oberen Stufe, Schorsch drängelte sich sofort in ihre Mitte. » Noch eine halbe Stunde, dann sagt er Mama und Papa zu uns«, zischte Victor Adam über den Kopf des Kleinen hinweg ins Ohr. Adam grinste. Beinahe im Gleichschritt stiegen sie die Treppe nach unten.
» Die knarrt wenigstens nicht«, sagte Adam leise. Die Kälte des Marmors drang durch den dicken Teppich und die Socken hindurch an seine FüÃe. Auf halber Treppe zum Erdgeschoss blieb Victor plötzlich stehen. Irgendwo unter ihnen ertönten gleichmäÃige Schläge. Plong! Plong! Plong! Adam lief ein Schauer über den Rücken.
Es klang hohl, wie wenn man mit dem Hammer auf ein Rohr schlägt.
» Das war nur der Hotelbesitzer«, versuchte Victor, die andern und sich selbst zu beruhigen. » Der versucht, die Stromleitung zu reparieren. Damit morgen früh nicht auch noch die letzten Gäste sein Haus verlassen.«
Adam spürte, wie Schorsch am ganzen Leib zitterte. Beinahe schüttelte es ihn durch. Die Angst des Kleinen machte Adam irgendwie mutiger. Beschützend legte er seinen Arm um den blassen Jungen.
» Du kannst uns das Versteck auch morgen zeigen, wenn es wieder hell ist.«
Schorsch schüttelte den Kopf. » Nein, ich will nicht, dass ihr mich auslacht«, antwortete er leise. » Ich bin doch ein Mann!«
Mühsam, als wäre eine Kette an seinen Fuà geschmiedet, stieg er die nächste Stufe hinab.
Noch dreizehn Schritte, dann standen sie in der Empfangshalle. Rechts neben der Treppe war der Aufzug, links eine Tür. Adam kratzte sich am Kinn. » Wo führt die hin?«
Victor zog den Plan hervor, aber ohne Licht konnte er beim besten Willen nichts erkennen. Also gab er Adam den Plan und zündete ein Streichholz an.
Es dauerte eine Weile, bis sie auf dem geknickten Papier den Grundriss des Erdgeschosses gefunden hatten. Die Tür, vor der sie standen, war markiert. Zugang zum Keller, hatten die Architekten daneben geschrieben.
» Ziemlich leicht, den zu finden«, knurrte Victor und spielte damit auf den Satz in Geheimtinte an. » Vielleicht war einfach nur ein Spinner in unserem Zimmer. Und irgendwo auf dem Plan steht auch noch Zugang zur Badewanne entdeckt .«
Adam kicherte und ging zur Kellertür. Vorsichtig drückte er die Klinke nach unten. Zu seiner Ãberraschung war sie offen. Schnell, als müsste er ein wildes Tier am Ausbrechen hindern, schlug Adam sie wieder zu. Auf Zehenspitzen gingen sie weiter.
Kaum waren sie in der Mitte der Halle, als hinter ihnen wieder die Schläge ertönten. Plong! Plong! Plong!
» Jemand ist im Keller und arbeitet«, wiederholte Victor. » Und solange der jemand da klopft, kann er uns nicht erwischen. Also weiter!«
Adam lief es eiskalt den Rücken herunter. Da unten ist irgendetwas Krummes gelaufen, wusste er. Das Nagurski-Experiment. Frankenstein. Er beeilte sich, von der Tür wegzukommen.
Eine schauerliche Begegnung
Mit Adam als Anführer huschten die drei Jungen durch die Halle.
Zwischen der Kellertür und der Rezeption führte eine groÃe Glastür mit zwei Flügeln in den Speisesaal.
» Psst!«, zischte Victor. Aus dem Restaurant drang unterdrücktes, mehrstimmiges Lachen. Adam war gleich neben ihm. Am letzten Tisch saÃen die Betreuer im Kerzenschein und lieÃen sich eine Flasche Wein schmecken.
» Von wegen Bettruhe«, knurrte Victor. » Die feiern, dass wir heil angekommen sind.« Er zählte sechs Köpfe. Wolf Eismann und Fred, der Busfahrer waren nicht dabei. Wahrscheinlich schliefen sie längst. Dem Lachen nach zu urteilen, waren die Betreuer nicht besonders traurig, dass Wolf Eismann fehlte. Sicher war er mit seinem strengen Ton bei ihnen jetzt schon genauso beliebt wie bei den Kindern.
» Kommt!«, kommandierte Adam. Eilig huschten die drei an der Tür vorbei zur Theke der Rezeption. Hier hatte das Gästebuch gelegen, bevor Adrian Cuk es Adam geradezu aus den Fingern gerissen hatte.
» In
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