In der Hitze der Nacht
nach all dem, was wir gemeinsam erlebt haben, nach all dem …“ Jessie begann zu schluchzen.
So ein Mist, dachte er. Er hat mit dem Feuer gespielt und sich die Hände verbrannt. Tränen konnte er nicht ertragen.
Er bremste ab und parkte den Wagen vor einer Feuerwehreinfahrt.
„Beruhige dich.“ Er legte seinen Arm über ihre Sitzlehne und schaute ihr geradewegs in die Augen. „Ich weiß, dass du meinen Wagen nicht gestohlen hast, aber irgendetwas hast du damit zu tun. Und wenn du nicht für den Diebstahl verantwortlich gemacht werden willst, dann komm mit aufs Revier, und erzähl mir ganz genau, was du gemacht hast – von dem Moment an, als ich letzte Nacht eingeschlafen bin, bis vorhin, als ich in deinen Laden kam.“
Sie blieb einen Moment reglos sitzen, weil sie nicht glauben konnte, was sie eben gehört hatte. „ Du weißt , dass ich den Wagen nicht gestohlen habe?“
„Es gibt keine Beweise, die gegen dich sprechen“, murmelte er.
„Und trotzdem hast du meinen Laden gestürmt und mich vor meinen Partnerinnen und Kunden bloßgestellt?“
Er fuhr erneut los und fädelte sich in den laufenden Verkehr ein.
Sie war immer noch sauer. „Du hast mich gedemütigt.“
„Ich denke, du übertreibst.“
„Du hast mich wie eine Kriminelle behandelt.“
„Dann würdest du jetzt mit Handschellen an der Seite eines meiner Kollegen auf dem Rücksitz kauern.“
„Blödmann!“
„Hör zu, du bist bei Weitem nicht so unschuldig, wie du tust. Ich denke, du hast mir einiges zu erklären.“
Sie schwieg und wandte sich trotzig ab. Ihren Blick hielt sie stur geradeaus gerichtet. „Du kannst mit meinem Anwalt sprechen“, sagte sie mit zusammengepressten Lippen.
Er hatte es lieber, wenn Jessie sauer war, als wenn sie weinte. Rick hatte heute bereits viel Zeit verloren. Erst hatte er nach Fingerabdrücken bei sich zu Hause gesucht und dann mit den texanischen Polizeibehörden telefoniert, um herauszufinden, was in seinem Haus geschehen war, während er geschlafen hatte. Jetzt musste ihm Jessie helfen, die Sache so schnell wie möglich aufzuklären.
„Mein Verhalten tut mir leid. Ich benehme mich sonst anders“, meinte er versöhnlich.
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und schaute dann wieder geradeaus auf die Straße.
Ob sie sich wirklich beruhigt hatte? Er brauchte ihre Aussage.
Er bog ab und hielt in zweiter Reihe vor der Hall of Justice.
„Komm mit“, sagte er.
Sie griff nach ihrer Tasche und folgte ihm. Sie fuhren ein paar Stockwerke mit dem Aufzug nach oben und gingen dann einen langen Gang entlang. Und als ob nicht alles schon kompliziert genug wäre, wartete auch noch das Ehepaar Paolo und Lucy Mendoza vor seinem Büro.
Mr. Mendoza stand auf und kam ihnen entgegen, während seine Frau wie immer sitzen blieb und sich mit einem Taschentuch über die verweinten Augen wischte.
Rick hatte ihnen damals die Nachricht vom Tod ihrer Tochter überbracht und sie seither regelmäßig besucht. Er verstand ihren Kummer.
„Inspektor Marshall“, sagte Paolo, obwohl er ihn ruhig hätte Rick nennen dürfen, „ich habe in der Zeitung gelesen, dass Creed Thornton nicht länger tatverdächtig ist, unsere Tochter ermordet zu haben.“
Rick blieb stehen und schüttelte den Kopf. „Das stimmt nicht. Er ist nach wie vor verdächtig.“
„In der Zeitung steht, dass alles, was die Polizei als Beweismittel beschlagnahmt hatte, wieder freigegeben worden ist. Auf dem Foto sah man Creed lächelnd vor dem Gerichtsgebäude stehen. Er winkte als ein freier Mann.“
Paolo war ebenso wie Rick davon überzeugt, dass Creed Thornton der Mörder seiner Tochter war. Doch Rick hatte seine Meinung nie kundgetan und wollte sich jetzt auch nicht dementsprechend äußern.
Er nahm seine Hand von Paolos Schulter, um nun Lucy die Hand zu schütteln.
„Der Fall ist noch nicht abgeschlossen, und Creed hat noch nicht alle Beweismittel zurückerhalten. Wir müssen noch ein paar Sachen untersuchen.“
„Was für Sachen?“
Rick wünschte, er könnte dem Paar etwas Tröstliches sagen, blieb aber zurückhaltend. „Wenn es etwas Neues gibt, werden Sie es erfahren. Ich versichere Ihnen, dass wir uns wirklich Mühe geben herauszufinden, wer Ihre Tochter auf dem Gewissen hat.“
„Man behauptet immer noch, sie hätte sich das Leben genommen“, schluchzte Lucy.
„Ich gebe nicht auf“, war alles, was Rick erwiderte.
Die beiden Männer tauschten einen vielsagenden Blick. Dann nahm Paolo seine Frau an die Hand, nickte und wandte
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