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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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Trost und Sicherheit und genoss diese Gefühle.
    Er küsste sie weiter sanft und strich ihr dabei übers Haar. Die ganze Anspannung fiel von ihr ab. Sie fühlte sich wunderbar. Sie fühlte sich fast zu gut – bei einem Mann, bei dem es eigentlich nur um Sex gehen sollte.
    Ein Mann, der ihr zu verstehen gegeben hatte, dass es ihm nur um Sex ging.
    Aber irgendwie glaubte sie ihm nicht ganz. Seine Zärtlichkeit kam von Herzen. Jessie mochte Rick, wenn er sich so fürsorglich verhielt, doch gleichzeitig machte ihr sein Verhalten Angst. Sie hatte Angst, dass sie selbst mehr als Sex von ihm wollte. Also löste sie rasch ihren Mund von seinen Lippen und wich einen Schritt zurück.
    Sie klopfte leicht und fast beiläufig mit einer Hand auf seine Brust. „Danke. Mir geht es wirklich gut.“ Sie trat einen weiteren Schritt zurück, drückte ihm die Zeitung in die Hand und versuchte die Situation zu überspielen: „Lass uns später zu einer Auto-Show gehen. Interessierst du dich für Autos? Das tun doch alle Männer, oder?“
    Oh, wie lässig, Jess , dachte sie.
    Er schaute sie an, lächelte dann beiläufig und nahm die Zeitung. „Klar. Mein Vater besaß sogar ein Muscle-Car, einen dieser Wagen mit gewaltigem Motor unter der Haube. Wird bestimmt lustig dort.“
    „Also abgemacht.“ Ihre Stimme war etwas schrill, wurde jedoch wieder ruhiger, als sie ihre Sachen zusammensuchte. „Komm, lass uns aufbrechen.“
    Das Pfandleihhaus hatte geschlossen, und nachdem Jessie und Rick an einer Straßenecke ein paar Hot Dogs gegessen hatten, machten sie sich auf den Weg zum Autokorso. Bald standen sie vor einem Meer von leuchtend bemalten Limousinen, Trucks und Sportwagen. Bei manchen war die Kühlerhaube geöffnet, und man konnte ihre chromblitzenden Motoren bewundern. Auf einer Bühne stand ein Elvis-Imitator, der von Mädchen in Petticoats flankiert wurde. Fünfziger-Jahre-Musik drang aus großen Lautsprechern. Ein Moderator kündigte die Band als „Johnny and the Elmos“ an.
    „Wenn die nur Grütze spielen, gehen wir“, witzelte Rick, und Jessie musste lachen. Rick wurde warm ums Herz. Er wusste, dass der Anruf vorhin sie sehr verletzt hatte. Umso mehr freute er sich jetzt über ihre Ausgelassenheit. Nachdem er ihre Geschichte gehört hatte, war er stolz auf Jessie gewesen, stolz darauf, dass sie Texas verlassen hatte und nach Kalifornien gezogen war. In seinen Augen ein mutiger Schritt. Jessica Beane war hart im Nehmen, wahrscheinlich konnte sie sogar mehr ertragen als er, aber vorhin im Hotel hatte er sehen können, wie verletzbar sie trotz allem war.
    Hand in Hand schlenderten sie durch die Reihen von Fahrzeugen mit Achtzylindermotoren und deren stolzen Besitzern.
    „Mein Vater besaß einen alten Plymouth Road Runner“, erzählte er. „Er war lindgrün und hatte breite schwarze Streifen auf der Kühlerhaube.“ Er schaute zu zwei Männern hinüber, die sich über die Motorleistung eines 1956er Chevy unterhielten. „Der Wagen meines Vaters konnte bestimmt gut zweihundert Meilen pro Stunden fahren.“ Und fast unhörbar fügte Rick hinzu: „Wenn ich das bloß mal ausprobiert hätte.“
    „Hast du den Wagen nicht fahren dürfen?“
    Rick schüttelte den Kopf. „Meine Mutter hat dafür gesorgt, dass er verkauft wurde. Ich war damals noch ein Teenager. Sie hatte wohl Angst, dass ich ihn mir sonst schnappe und damit gegen einen Baum rase.“ Er lachte. „Ich war wirklich ein Satansbraten.“
    „In deinen Augen vielleicht.“ Sie schaute ihn über den Rand ihrer Sonnenbrille an. „Erzähl mir von deiner Kindheit. Was haben deine Eltern beruflich gemacht? Hast du Geschwister?“
    „Eine ältere Schwester. Sie ist verheiratet und lebt in Watsonville. Mein Vater war Polizist in San Francisco, bis er vor fünf Jahren pensioniert wurde. Wir lebten im Stadtteil Sunset, bis meine Schwester und ich in die Grundschule kamen. Dann zogen meine Eltern, so wie fast alle ihre Freunde, in die Vorstadt. Beide leben jetzt noch in San Mateo in dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin.“
    „Klingt nach einer heilen Welt.“
    Rick widersprach nicht, denn verglichen mit Jessies Kindheit war er wirklich in einer heilen Welt groß geworden. Schon früh hatte er gewusst, was er werden, wo er leben und schließlich auch wen er heiraten wollte. Sein Leben war nach Plan gelaufen.
    Jedenfalls bis zu dem Tag, als Nat starb.
    Er verdrängte den Gedanken. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er sich wieder unbeschwert, und dieses Gefühl wollte er

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