In der Hitze der Nacht
hinterzieht er Steuern und fürchtet, wir interessieren uns dafür.“
„Vielleicht ist es aber auch das Indiz, das eine der Theorien bestätigt.“
Statt zu antworten, kniff er nur leicht die Augen zusammen und nippte weiter an seinem Kaffee. Doch Jessie hatte genug gehört. Sie nahm ihr Adressbuch und ihr Handy aus der Tasche, suchte eine Nummer und tippte sie ein.
„Hallo?“
„Cynthia, hier ist Sugar. Ich muss …“
„Sugar!“
„Ja, Cynthia …“
„Du hast vielleicht Nerven, hier anzurufen. Reicht es nicht, dass du das Leben meines Sohnes ruiniert und ihm das Herz gebrochen hast? Was hast du vor, Sugar, willst du etwa noch weiteres Unheil anrichten?“
„Wades Herz gebrochen? Ich verstehe kein Wort.“
„Oh, wir wissen genau, was du getan hast. Der ganze Ort weiß Bescheid.“
„Über was weiß der ganze Ort Bescheid? Cynthia, ich rufe an, weil …“
„Wade saß im Gefängnis, deinetwegen , und du hast nichts Besseres zu tun, als mit einem anderen Mann ins Bett zu gehen? Kannst du dir gar nicht vorstellen, was das in ihm ausgelöst hat?“
Jessies Puls begann zu rasen. „Du hast mit Wade gesprochen?“
„Er hat uns erzählt, dass ihr gar nicht geschieden seid und dass ihr wieder zusammenkommen würdet. Ich habe ihn allerdings für verrückt erklärt, wenn er mit dir auch nur ein einziges Wort wechseln würde, nach all dem, was du ihm angetan hast. Aber er wollte es eben. Nun hat er ja mit eigenen Augen sehen können, wovor wir ihn bereits vor Monaten gewarnt haben. Du bist nicht nur hinter dem Geld her, sondern auch noch eine Ehebrecherin!“
„Nein, bin ich nicht. Ich …“
„Eine Nutte bist du! Eine geile, miese Nut…“
Jessie klappte ihr Handy zu und verzog den Mund. „Das war ein Fehler.“
Rick legte seine Hände auf ihre. „Alles in Ordnung? Du bist ganz blass geworden. Wer war das?“
„Wades Mutter.“ Jessie schüttelte den Kopf. „Sie hat dummes Zeug geredet.“ Sie schluckte und tippte wieder eine Nummer in ihr Handy.
„Jess, du musst das nicht tun.“
„Hallo?“, meldete sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Trip, ich bin’s. Ich habe gerade mit Cynthia Griggs gesprochen“, sagte Jessie.
„Was hast du?“ Ihr Stiefbruder lachte. „Bist du lebensmüde? Diese Frau hat überall Alarm geschlagen, nachdem Wade sich bei ihr gemeldet hat.“
„Wade hat sich bei ihr gemeldet?“ Sie schaute Rick an. „Wo ist er, Trip?“
„Wenn ich das wüsste. Ich weiß nur, dass Cynthia letzte Nacht in der Kirche war und heftig über dich geschimpft hat. Von wegen Wade hätte dich gesucht, um sich mit dir zu versöhnen, doch seist du mit einem anderen Mann zusammen gewesen. Was ist los, Sugar?“
„Trip, du weißt, dass Wade und ich geschieden sind. Es ist vorbei, seit …“
„Seine Fassung hört sich aber vollkommen anders an. Er hat wieder ganz Tulouse in Aufruhr versetzt. Das wird deiner Mutter gar nicht gefallen.“ Jessie hörte ein Geräusch im Hintergrund. Er hatte den Ton des Fernsehers lauter gestellt. „Ich muss hier weg, bevor sie und Dad nach Hause kommen. Ich habe keine Lust auf ihr Geschrei.“
„Trip, Wade hat Georgia und mich bestohlen und dann ein Auto geklaut.“
„Tief verzweifelt der Mann, keine Frage.“
„Oh, das kannst du laut sagen.“ Sie wurde jetzt richtig wütend. „Trip, du musst herausfinden, wo er ist.“
„Und was springt für mich dabei heraus?“
Sie atmete einmal tief durch. Typisch Trip, sie hätte es wissen müssen. Er war seinem Vater einfach zu ähnlich.
„Was willst du, Trip, Geld? Ich habe keins. Vielleicht könntest du einmal in deinem Leben wie ein Bruder handeln und mir aus reiner Zuneigung helfen.“
Trip lachte nur.
„Bitte, es ist wichtig.“
„Die Werbung ist zu Ende, ich muss gehen. Wenn ich etwas von Wade höre, werde ich mich melden.“
„Hast du überhaupt meine Nummer?“, versuchte sie noch nachzuhaken, doch er hatte bereits aufgelegt. „Meine Güte“, sagte sie halblaut.
Rick nahm ihr das Handy aus der Hand. „Hör jetzt auf damit, Jess. Wir haben bereits seinen Bewährungshelfer ins Spiel gebracht. Wir werden hoffentlich bald etwas von Wade hören.“
„Er hat sie doch alle eingewickelt.“ Sie nippte an ihrem Glas und wünschte, es wäre etwas Alkoholisches. „Genauso wie er behauptet, unsere Ehe sei nicht geschieden worden.“
„Tut er das?“
Jessie warf ihm einen Blick zu. „Er kam, um sich Gradmas Geld zu holen. Genau das wird er erzählen, falls ich ihn
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